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Opel investiert in Standort Kaiserslautern

Am Opel-Standort Bochum reden Arbeitgeber und Belegschaftsvertreter jetzt wieder miteinander. Es geht darum, wie das Werk sozialverträglich abgewickelt werden kann. Anders bei Opel in Kaiserslautern: Opel will 130 Millionen Euro investieren. Dies wird als klares Signal für die Zukunft des Werkes bis mindestens 2020 gesehen.

Von Ludger Fittkau | 25.09.2013
    Opel Bochum und Opel Kaiserslautern. Zwei Auto-Werke, deren Geschichte lange Zeit parallel verlief. In den 1960er Jahren gebaut waren sie Symbole des gelungenen Wiederaufbaus und eines ungebremsten Siegeszuges der Automobil-Gesellschaft. Hell strahlende industrielle Leuchttürme im Ruhrgebiet und in der Westpfalz - zwei Regionen, die mit der Schließung älterer Betriebe etwa in der Textil- und Montanindustrie zurechtkommen mussten.

    Doch spätestes seit heute geht die Entwicklung von Opel Bochum und Opel Kaiserslautern in völlig unterschiedliche Richtungen. Während das Bochumer Werk vor dem Aus steht und dort über einen Sozial-Tarifvertrag verhandelt wird, investiert Opel in das Komponentenwerk in Kaiserslautern nun wieder 130 Millionen Euro. Das Geld fließt in Anlagen für den Bau von Karosseriekomponenten und Sitzen. Die nächste Generation der Opel-Modelle Astra sowie Insignia sollen davon profitieren. Ebenso wie die Motorenfertigung, in der Opel den Nachholbedarf erkannt hat.
    Konzern- Vorstandsvorsitzender Karl-Thomas Neumann:

    "Fast 2200 Frauen und Männer arbeiten an diesem Standort. Davon 113 Auszubildende. Und wir wissen, was wir an diesem Werk haben. Kaiserslautern ist flexibel und hochproduktiv."

    Das sahen das Opel-Management und vor allem die Verantwortlichen im US-Mutterkonzern GM nicht immer so. Wie Bochum heute war auch Kaiserslautern vor einigen Jahren noch akut gefährdet. Daran erinnert Lothar Sorger, Betriebsratsvorsitzender in Kaiserslautern. Er sieht das Investment von 130 Millionen Euro in Kaiserslautern als Bestätigung dafür, dass der Betriebrat des Werkes sich immer gegen das Outsourcing des Komponentenbaus gewehrt hat:

    "Wir werden seit den 90er Jahren als Komponentenwerk immer wieder mit Strategien konfrontiert, Teile nicht mehr selbst zu produzieren. Sondern von Zulieferern zu kaufen und die am besten auch noch in Billiglohnländern zu produzieren. Wir konnten als Betriebsrat unsere Kolleginnen und Kollegen vor direktem Arbeitsplatzverlust schützen. Aber diese Outsourcing- Strategie des Managements war natürlich eine echte Gefahr für den Standort."

    Eine Gefahr, die Betriebsrat und die Gewerkschaft IG Metall jetzt abgewendet sehen – zumindest bis 2020 wird die Arbeit im pfälzischen Opel-Werk jetzt wohl nicht mehr ausgehen. Dafür bekam heute die Opel -Werksdirektorin Elvira Tölkes ein besonderes Lob der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Man habe ihr gesagt, so die bekennende Feministin im Regierungsamt, dass die Opel-Managerin in den vergangenen zwei Jahren Entscheidendes dazu beigetragen habe, dass das Opel Werk Kaiserslautern nun anders als Bochum wieder eine Perspektive habe:

    "Es ist natürlich für Opel, es ist für Kaiserslautern und auch für Rheinland-Pfalz ein wunderbarer Tag. 130 Millionen, das ist ein echtes Wort, das ist eine tolle Investition, Und vielleicht ist das Allerwichtigste daran, das sie ausdrückt, diese Investition, dass dieser Standort sich aufgestellt hat und eben im Wettbewerb mitmacht und das Vorstand und Unternehmensleitung sich entschieden haben, hier zu investieren. Und das ist ein sehr starkes Signal."

    Freude also in Kaiserslautern – Trauer weiterhin bei Opel Bochum. Die Geschichte der beiden Werke, die gemeinsam vor 50 Jahren begann, wird nicht gemeinsam weitergehen. Der glücklichere Ausgang liegt heute eindeutig nicht im Ruhrgebiet – sondern in der Westpfalz.