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Opel-Übernahme
PSA will angeblich die halbe Kaufsumme zurück

Der Käufer ist unzufrieden: Die neue Opelmutter PSA möchte Medienberichten zufolge die Hälfte des Kaufpreises von General Motors zurückhaben. Der Grund: Die CO2-Emissionen bei Opel seien so hoch, dass Strafen drohten. PSA gibt keinen Kommentar dazu ab.

Von Mischa Ehrhardt | 29.11.2017
    Opelfahnen wehen hinter einem Auto von Peugeot durch die Luft bei einem Autohaus in Darmstadt.
    Peugeot-Citroen hat Opel im August übernommen (imago stock&people)
    Rund die Hälfte des Kaufpreises will PSA von General Motors zurück, heißt es. Weil sich PSA in Sachen Abgaswerten der Opel-Flotte getäuscht sieht. Ist dieses mögliche Nachspiel des Verkaufs von Opel zwischen der französischen Opel-Mutter PSA und General Motors nicht etwas eigenartig? Ja und nein, meint Jürgen Pieper. Der Auto-Analyst aus dem Hause wundert sich mittlerweile noch über Nachrichten aus der Branche, die er ständig im Blick hat:
    "Ich glaube, dass es das vor ein paar Jahren nicht gegeben hätte, weil diese Themen: Umweltverschmutzung und Grenzwerte, die zu erreichen sind, oder mögliche Strafzahlungen und Fahrverbote an Brisanz zugenommen haben. Insofern kann man sich schon vorstellen, wie uns auch Sand in die Augen gestreut wird, dass das auch bei einem solchen Verkaufsprozess nicht mit einer totalen Klarheit und Transparenz gelaufen ist."
    Also hätte General Motors den Käufer PSA quasi über den Tisch gezogen, indem er die Opel-Flotte besser dargestellt hat, als sie es in Sachen CO2-Ausstoß tatsächlich ist?! Wie auch immer absurd die Sache klingen mag: Pieper hält sie letztlich nicht einmal für vollkommen abwegig.
    "Ich habe schon den Eindruck, dass Peugeot in den letzten Jahren ein zuverlässiger Kommunikator seiner eigenen Geschicke war. Deswegen ist wohl etwas dran an diesen Forderungen."
    Noch kein Kommentar von PSA
    Überprüfbar jedenfalls sind sie die Gerüchte heute noch nicht. Auf Anfrage des Deutschlandfunks äußert sich der PSA-Konzern nicht zu den Spekulationen. Auch GM lehnt eine Stellungnahme bislang ab. Jedenfalls könnte PSA das Geld auf alle Fälle gut gebrauchen. Denn bei Opel stehen umwälzende Zeiten an. Der Konzern soll durch ein Sanierungsprogramm Namens Pace - also Tempo oder Geschwindigkeit - wieder auf Kurs kommen.
    Einer der Kerne der Strategie: Opel will den CO2 Ausstoß drastisch reduzieren. Opel Chef Michael Lohscheller bei der Vorstellung des Sanierungsplans:
    "Opel wird elektrisch. Dadurch werden wir beim Thema CO2 eine Vorreiterrolle einnehmen."
    Zu jedem neuen Fahrzeug von Opel soll auch eine elektrische Variante hinzukommen. Damit will Opel versuchen, den Ausstoß von CO2 im Durchschnitt seiner Modelle auf 95 Gramm pro Kilometer zu senken - ansonsten drohen empfindliche Strafen.
    Ob dieses Ziel allerdings eingehalten werden kann, ist fraglich. Zumindest hat PSA-Chef Carlos Tavares Anfang des Monats geäußert, Opel befinde sich in einer dramatischen Lage und das Ziel von durchschnittlich 95 Gramm pro Kilometer sei in der Opel-Flotte nicht zu schaffen. Es würde also passen, dass die Hürden sich unvorhergesehen größer darstellen als beim Kauf von Opel und beim Erarbeiten des Sanierungsplanes gedacht. Auch das könnte dafür sprechen, dass an den Gerüchten etwas dran ist.
    Experte: 200 Millionen Euro Nachlass realistisch
    Die volle in Rede stehende Summe allerdings - es kursieren Beträge zwischen 500 und 800 Millionen Euro - die werde PSA wohl nicht sehen, meint Autoexperte Jürgen Pieper:
    "Ich würde mal aus der Hüfte geschossen vermuten, dass man sich irgendwo auf halber Strecke einigt, dass vielleicht keine 500 aber 200 Millionen Euro fließen. Wenn man sich den Ablauf der letzten Jahre anschaut, wie sich Opel entwickelt hat; wie die von den Grenzwerten wirklich weit entfernt sind; wie sich das Messverhalten der Autohersteller noch verschlechtert hat, da kann ich mir schon vorstellen, dass an den Forderungen von Peugeot etwas dran ist."