Die Kuali Foundation besteht aus zahlreichen US-Universitäten. Innerhalb der Stiftung entwickeln Projektgruppen der Hochschulen eine völlig neue Standardsoftware für ihre eigenen Bedürfnisse auf Basis eines offenen Quellcodes. Der Anspruch ist hoch: Vorhandene Systeme auf Großrechnern sollen abgelöst werden, ohne teure Software der klassischen Hersteller kaufen zu müssen, mit denen ansonsten betriebswirtschaftliche Prozesse gesteuert werden. Es ist damit das erste Open Source-Projekt im Bereich der ERP-Software überhaupt. Zur Kuali Foundation zählen zahlreiche US-Universitäten und renommierte Institute, wie etwa das Massachusetts Institute of Technology. Mit dem Modul Kuali Financials gibt es bereits eine Software, die im Dezember dieses Jahres in einer leistungsfähigen Variante erscheinen wird. Mehrere Unis planen dann den Umstieg. Mit Kuali Financials lassen sich Einnahmen und Ausgaben verwalten. Weitere Softwaremodule, etwa für den Einkauf und die Verwaltung von Lehrplänen, sind in Arbeit. Ziel ist es, unabhängig von den kommerziellen Anbietern zu werden, sagt Jennifer Foutty von der Universität von Indiana und Mitglied im Vorstand der Kuali Foundation:
"Die Kuali-Entwicklergemeinde steht, weil sie an einer solchen Software arbeitet, in direktem Wettbewerb mit einigen Firmen, die sich in diesem Markt bewegen. Microsoft gehört derzeit nicht dazu, aber beispielsweise Oracle. Das sind ERP-Systeme speziell für den Bildungssektor, und diese Firmen beobachten uns sehr genau, weil sie wissen, dass wir ein Mitbewerber in ihrem Markt sind."
Aus der Branche der ERP-Anbieter sind bisher natürlich eher skeptische Töne zu vernehmen, ob Open Source denn mit ihrer Expertise konkurrieren könne. In ersten Stellungnahmen der Konzerne war zu hören, dass man für ERP-Lösungen eigens tausende von Entwicklern beschäftige. Was die Hersteller dabei gerne verschweigen: Gerade Open-Source-Projekte werden stets von hunderten bis tausenden von Entwicklern getragen – und in diesem Fall ausschließlich von Spezialisten der führenden US-Universitäten. Zwar müssen sich Hersteller wie SAP und Microsoft längst mit freier Software auseinandersetzen, doch noch sehen sie, wie sollte es auch anders sein, darin keine Bedrohung für ihr Geschäftsmodell. Achim Ramesohl, bei Microsoft Deutschland Direktor des Bereichs Business Solutions, meint etwa:
"Es ist grundsätzlich sehr wichtig, immer zu beobachten, was am Markt passiert. Heute können wir keine nennenswerten Aktivitäten feststellen. Andererseits arbeiten wir sehr eng mit den Universitäten zusammen. Daher betrachten wir das mit Interesse, wir sehen allerdings im ERP-Bereich keinen direkten Wettbewerb von Open Source-Anbietern zu diesem Zeitpunkt."
Auch wenn man bei Microsoft Deutschland also den Ball flach hält: Freilich dürfte dem Unternehmen ebenso wie anderen der Branche sehr wohl bewusst sein, dass hier ein Konkurrent entsteht, der in einem anspruchsvollen Kernsegment kostenlose Software anbietet, so wie dies bei Betriebssystemen wie Linux oder bei Desktop-Applikationen wie den Google Apps bereits der Fall ist. Microsoft, Oracle und SAP können sich allerdings bisher darauf verlassen, dass die Entwickler der Kuali Foundation nicht in ihren angestammten Bereichen wildern. Jennifer Foutty:
"Es ist ja so, dass es in dem Markt für Unternehmen Anbieter wie SAP gibt, die sehr stark auf das Geschäftsmodell für Finanzsoftware von Unternehmen ausgerichtet sind. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Großunternehmen wie Hewlett Packard oder Coca Cola entscheiden, dass sie die Kuali-Software einsetzen. Wir haben die Software nicht für deren Art von Buchführung entwickelt und sie müssten unsere Software grundlegend anpassen. Ich denke, das würden sie nicht tun."
Dennoch müssen die Anbieter in diesem Segment ein Auge auf Kuali haben, denn auch Linux wurde einst belächelt, hat sich aber als Serversoftware weltweit eine starke Stellung erobert. Und so will die Kuali Foundation auch nicht in der Nische der Bildungseinrichtungen, die nach Eingeständnis von Microsoft Deutschland übrigens als wichtiger Markt angesehen wird, verharren. Die Kuali-Software sei aufgrund ihres Aufbaus für alle Einrichtungen interessant, die nicht profitorientiert arbeiten, also auch für Behörden und Stiftungen, so Jennifer Foutty gegenüber dem Deutschlandfunk:
"Ich denke, es gibt auch andere Einrichtungen, die nicht kommerziell orientiert sind, und sie könnten sich die Sache ansehen und sagen: ‚Das funktioniert für unsere Zwecke. Wir können unsere Abläufe entsprechend anpassen und Kuali einsetzen.’ Ja, ich denke, das ist möglich."
Microsoft als einziger bedeutender Anbieter von Betriebssystemen und Applikationssoftware bleibt freilich immer die Möglichkeit, sich auch in diesem Fall als Partner ins rechte Licht zu rücken. Sollte also ERP auf Basis von Open Source sich im akademischen Umfeld durchsetzen, dann bleibt dem Konzern die Gewissheit, dass sich seine Produkte ja immer noch auf dem Desktop oder dem Server finden könnten, so Business-Direktor Rahmesohl:
"Grundsätzlich arbeiten wir mit Open Source-Anbietern zusammen. Wir sind natürlich offen für Open Source-Anbieter, den Server Stack zu nutzen oder unsere Datenbank zu nutzen. Von der ERP-Seite betrachtet sehen wir Open Source natürlich als Wettbewerber an. Und hier gibt es gute Beispiele dafür, dass mit Wettbewerbern, die wir im ERP-Bereich haben, auf der Basisinfrastruktur zusammenarbeitet, wir auf der Applikationsebene aber weiterhin im Wettbewerb stehen."
Ganz ohne Unterstützung aus der Industrie arbeiten die amerikanischen Universitäten übrigens nicht. So hat sich die Kuali Foundation bereits Partner wie IBM und Sun Microsystems mit ins Boot geholt, die sich im Bereich Open Source seit langem intensiv engagieren:
"Sun ist eines der Unternehmen im kommerziellen Bereich, die mit uns zusammenarbeiten. Sie arbeiten mit uns zusammen, wenn es um optimale Abläufe geht, und sie unterstützen uns indem sie sicherstellen, dass Kuali auf ihrem Open-Source-Betriebssystem Solaris läuft, ja wir arbeiten mit ihnen zusammen."
Wenn im Laufe des Jahres also die kostenlosen Kuali-Programme für Finanzen, Personalverwaltung und das Einkaufsmanagement an Universitäten erscheinen, werden die großen Hersteller sicher zumindest ein Auge darauf werfen.
http://www.kuali.org/
"Die Kuali-Entwicklergemeinde steht, weil sie an einer solchen Software arbeitet, in direktem Wettbewerb mit einigen Firmen, die sich in diesem Markt bewegen. Microsoft gehört derzeit nicht dazu, aber beispielsweise Oracle. Das sind ERP-Systeme speziell für den Bildungssektor, und diese Firmen beobachten uns sehr genau, weil sie wissen, dass wir ein Mitbewerber in ihrem Markt sind."
Aus der Branche der ERP-Anbieter sind bisher natürlich eher skeptische Töne zu vernehmen, ob Open Source denn mit ihrer Expertise konkurrieren könne. In ersten Stellungnahmen der Konzerne war zu hören, dass man für ERP-Lösungen eigens tausende von Entwicklern beschäftige. Was die Hersteller dabei gerne verschweigen: Gerade Open-Source-Projekte werden stets von hunderten bis tausenden von Entwicklern getragen – und in diesem Fall ausschließlich von Spezialisten der führenden US-Universitäten. Zwar müssen sich Hersteller wie SAP und Microsoft längst mit freier Software auseinandersetzen, doch noch sehen sie, wie sollte es auch anders sein, darin keine Bedrohung für ihr Geschäftsmodell. Achim Ramesohl, bei Microsoft Deutschland Direktor des Bereichs Business Solutions, meint etwa:
"Es ist grundsätzlich sehr wichtig, immer zu beobachten, was am Markt passiert. Heute können wir keine nennenswerten Aktivitäten feststellen. Andererseits arbeiten wir sehr eng mit den Universitäten zusammen. Daher betrachten wir das mit Interesse, wir sehen allerdings im ERP-Bereich keinen direkten Wettbewerb von Open Source-Anbietern zu diesem Zeitpunkt."
Auch wenn man bei Microsoft Deutschland also den Ball flach hält: Freilich dürfte dem Unternehmen ebenso wie anderen der Branche sehr wohl bewusst sein, dass hier ein Konkurrent entsteht, der in einem anspruchsvollen Kernsegment kostenlose Software anbietet, so wie dies bei Betriebssystemen wie Linux oder bei Desktop-Applikationen wie den Google Apps bereits der Fall ist. Microsoft, Oracle und SAP können sich allerdings bisher darauf verlassen, dass die Entwickler der Kuali Foundation nicht in ihren angestammten Bereichen wildern. Jennifer Foutty:
"Es ist ja so, dass es in dem Markt für Unternehmen Anbieter wie SAP gibt, die sehr stark auf das Geschäftsmodell für Finanzsoftware von Unternehmen ausgerichtet sind. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Großunternehmen wie Hewlett Packard oder Coca Cola entscheiden, dass sie die Kuali-Software einsetzen. Wir haben die Software nicht für deren Art von Buchführung entwickelt und sie müssten unsere Software grundlegend anpassen. Ich denke, das würden sie nicht tun."
Dennoch müssen die Anbieter in diesem Segment ein Auge auf Kuali haben, denn auch Linux wurde einst belächelt, hat sich aber als Serversoftware weltweit eine starke Stellung erobert. Und so will die Kuali Foundation auch nicht in der Nische der Bildungseinrichtungen, die nach Eingeständnis von Microsoft Deutschland übrigens als wichtiger Markt angesehen wird, verharren. Die Kuali-Software sei aufgrund ihres Aufbaus für alle Einrichtungen interessant, die nicht profitorientiert arbeiten, also auch für Behörden und Stiftungen, so Jennifer Foutty gegenüber dem Deutschlandfunk:
"Ich denke, es gibt auch andere Einrichtungen, die nicht kommerziell orientiert sind, und sie könnten sich die Sache ansehen und sagen: ‚Das funktioniert für unsere Zwecke. Wir können unsere Abläufe entsprechend anpassen und Kuali einsetzen.’ Ja, ich denke, das ist möglich."
Microsoft als einziger bedeutender Anbieter von Betriebssystemen und Applikationssoftware bleibt freilich immer die Möglichkeit, sich auch in diesem Fall als Partner ins rechte Licht zu rücken. Sollte also ERP auf Basis von Open Source sich im akademischen Umfeld durchsetzen, dann bleibt dem Konzern die Gewissheit, dass sich seine Produkte ja immer noch auf dem Desktop oder dem Server finden könnten, so Business-Direktor Rahmesohl:
"Grundsätzlich arbeiten wir mit Open Source-Anbietern zusammen. Wir sind natürlich offen für Open Source-Anbieter, den Server Stack zu nutzen oder unsere Datenbank zu nutzen. Von der ERP-Seite betrachtet sehen wir Open Source natürlich als Wettbewerber an. Und hier gibt es gute Beispiele dafür, dass mit Wettbewerbern, die wir im ERP-Bereich haben, auf der Basisinfrastruktur zusammenarbeitet, wir auf der Applikationsebene aber weiterhin im Wettbewerb stehen."
Ganz ohne Unterstützung aus der Industrie arbeiten die amerikanischen Universitäten übrigens nicht. So hat sich die Kuali Foundation bereits Partner wie IBM und Sun Microsystems mit ins Boot geholt, die sich im Bereich Open Source seit langem intensiv engagieren:
"Sun ist eines der Unternehmen im kommerziellen Bereich, die mit uns zusammenarbeiten. Sie arbeiten mit uns zusammen, wenn es um optimale Abläufe geht, und sie unterstützen uns indem sie sicherstellen, dass Kuali auf ihrem Open-Source-Betriebssystem Solaris läuft, ja wir arbeiten mit ihnen zusammen."
Wenn im Laufe des Jahres also die kostenlosen Kuali-Programme für Finanzen, Personalverwaltung und das Einkaufsmanagement an Universitäten erscheinen, werden die großen Hersteller sicher zumindest ein Auge darauf werfen.
http://www.kuali.org/