Was vor ein paar Jahrzehnten noch die Ausnahme war, ist mittlerweile ganz normal in der Chirurgie: die Operation von hoch betagten Patienten. So hat Prof. Volker Schumperlick vom Chirurgischen Universitätsklinikum in Aachen schon einige Hundertjährige operiert:
"Etwa zwanzig. Am eindrucksvollste war für mich eine 103-Jährige, die mir sagte, wie lange dauert das, Schenkelhalsfraktur? Zwei Wochen. Ja sagt sie, dann kann ich mein junges Mädchen in die Ferien schicken. Ich frag: Wie alt ist die? 84! Die waren zusammen alt geworden."
Knochenbrüche sind die häufigsten Ursachen für Operationen im Alter. Gefolgt von Tumoren sowie Herz- und Gefäßkrankheiten. Während alte Patienten aber bei Frakturen nicht vor einer notwendigen Operation zögern, nimmt die Bereitschaft bei Tumoren schon ab. Oft kommen sie erst unters Messer, wenn schon zusätzliche Komplikationen wie etwa ein Darmverschluss auftreten. Noch skeptischer sind Ältere bei Herz- und Gefäßerkrankungen.
"Wir haben mit den modernen Möglichkeiten der Anästhesie, aber auch der Chirurgie soviel Gelegenheit, den Patienten atraumatisch, dass heißt, ohne große Verletzungen, zu behandeln und ihn auch mit Erfolg wieder nach Hause zu bringen, dass ich glaube, das die Angst in den meisten Fällen wirklich unberechtigt ist. Es ist eine mystische Angst, durch nichts begründet. Dir Zahlen sprechen eindeutig dagegen. "
Für die Chirurgen ist nicht das absolute Alter der Maßstab, sondern das biologische. Wie stabil ist der Kreislauf, wie gut funktioniert die Abwehr? Der Körper wird mit dem normalen Alltag noch recht gut fertig. Aber ein Eingriff kann ihn an seine Grenzen bringen. Schon die Operationsvorbereitung muss intensiver sein als bei Jüngeren. Das beginnt mit den Untersuchungen im Vorfeld. Bei jedem dritten Patienten für eine Gefäßoperation beispielsweise wird eine bis dahin unerkannte koronare Herzerkrankung festgestellt. Internisten und Chirurgen sollten sich deshalb umfassend austauschen.
"Es müssen also mehrere Disziplinen beteiligt sein, es muss für das Personal, sowohl das Pflegepersonal als auch das ärztliche Personal, bekannt sein, dass der ältere Mensch, ähnlich wie ein kleines Kind, ganz andere Bedingungen des Gleichgewichts hat, was die Flüssigkeitszufuhr anbelangt, auch was die Schmerzbehandlung angelangt, es gibt, ich möchte mal sagen, eine Philosophie der Operation für die ältren Menschen, ein Konzept. "
So ist zu klären, welche Medikamente abgesetzt werden müssen und welche während der Operation dazu kommen sollten. So können etwa Betablocker zum Schutz von Herz und Gefäßen sinnvoll sein. Bei der Wahl des Betäubungsmittels muss der Narkosearzt das Zusammenspiel mit den anderen Medikamenten beachten. Die Operation selbst sollte so durchgeführt werden, dass es zu minimalem Blutverlust kommt. Minimal-invasive Verfahren tragen dem am besten Rechnung. Nach der Operation müssen ältere Patienten besonders intensiv überwacht werden. Etwa durch so genannte Intermediate Care Einheiten. Professor Jürgen Biscoping, Anästhesist an den St. Vincentius Kliniken Karlsruhe:
"Das sind Stationen, die zwischen der Intensivstation und einer allgemeinen Pflegestation oder dem Aufwachraum liegen. Sind diese Möglichkeiten der Patientenüberwachung nicht gegeben, muss ich einkalkulieren, dass ich die Opiate nicht im entsprechenden Maße an die Patienten verabreichen kann, da andererseits eine Störung der Atemwege die Folge wäre. Heutige Konzepte im Krankenhaus zielen aber darauf ab, nicht dem Patienten die Medikamente vorzuenthalten, die er braucht, sondern, wenn er die Medikamente braucht, die organisatorischen Abläufe anzupassen. "
Biscoping geht davon aus, dass in den nächsten Jahren mehr und mehr dieser dazwischen geschalteten Stationen zur Patientenüberwachung entstehen werden.
Es gibt zwar keine speziellen Krankenhäuser für alte Patienten. Dies halten die Chirurgen und Anästhesisten auch nicht für notwendig. Ältere sollten allerdings darauf achten, dass die Klinik ihrer Wahl die geplante Operation routiniert ausführt. Ärzte und Pflegepersonal sollten darauf spezialisiert sein und genug Erfahrung haben, um auch bei Komplikationen sicher reagieren zu können.
"Etwa zwanzig. Am eindrucksvollste war für mich eine 103-Jährige, die mir sagte, wie lange dauert das, Schenkelhalsfraktur? Zwei Wochen. Ja sagt sie, dann kann ich mein junges Mädchen in die Ferien schicken. Ich frag: Wie alt ist die? 84! Die waren zusammen alt geworden."
Knochenbrüche sind die häufigsten Ursachen für Operationen im Alter. Gefolgt von Tumoren sowie Herz- und Gefäßkrankheiten. Während alte Patienten aber bei Frakturen nicht vor einer notwendigen Operation zögern, nimmt die Bereitschaft bei Tumoren schon ab. Oft kommen sie erst unters Messer, wenn schon zusätzliche Komplikationen wie etwa ein Darmverschluss auftreten. Noch skeptischer sind Ältere bei Herz- und Gefäßerkrankungen.
"Wir haben mit den modernen Möglichkeiten der Anästhesie, aber auch der Chirurgie soviel Gelegenheit, den Patienten atraumatisch, dass heißt, ohne große Verletzungen, zu behandeln und ihn auch mit Erfolg wieder nach Hause zu bringen, dass ich glaube, das die Angst in den meisten Fällen wirklich unberechtigt ist. Es ist eine mystische Angst, durch nichts begründet. Dir Zahlen sprechen eindeutig dagegen. "
Für die Chirurgen ist nicht das absolute Alter der Maßstab, sondern das biologische. Wie stabil ist der Kreislauf, wie gut funktioniert die Abwehr? Der Körper wird mit dem normalen Alltag noch recht gut fertig. Aber ein Eingriff kann ihn an seine Grenzen bringen. Schon die Operationsvorbereitung muss intensiver sein als bei Jüngeren. Das beginnt mit den Untersuchungen im Vorfeld. Bei jedem dritten Patienten für eine Gefäßoperation beispielsweise wird eine bis dahin unerkannte koronare Herzerkrankung festgestellt. Internisten und Chirurgen sollten sich deshalb umfassend austauschen.
"Es müssen also mehrere Disziplinen beteiligt sein, es muss für das Personal, sowohl das Pflegepersonal als auch das ärztliche Personal, bekannt sein, dass der ältere Mensch, ähnlich wie ein kleines Kind, ganz andere Bedingungen des Gleichgewichts hat, was die Flüssigkeitszufuhr anbelangt, auch was die Schmerzbehandlung angelangt, es gibt, ich möchte mal sagen, eine Philosophie der Operation für die ältren Menschen, ein Konzept. "
So ist zu klären, welche Medikamente abgesetzt werden müssen und welche während der Operation dazu kommen sollten. So können etwa Betablocker zum Schutz von Herz und Gefäßen sinnvoll sein. Bei der Wahl des Betäubungsmittels muss der Narkosearzt das Zusammenspiel mit den anderen Medikamenten beachten. Die Operation selbst sollte so durchgeführt werden, dass es zu minimalem Blutverlust kommt. Minimal-invasive Verfahren tragen dem am besten Rechnung. Nach der Operation müssen ältere Patienten besonders intensiv überwacht werden. Etwa durch so genannte Intermediate Care Einheiten. Professor Jürgen Biscoping, Anästhesist an den St. Vincentius Kliniken Karlsruhe:
"Das sind Stationen, die zwischen der Intensivstation und einer allgemeinen Pflegestation oder dem Aufwachraum liegen. Sind diese Möglichkeiten der Patientenüberwachung nicht gegeben, muss ich einkalkulieren, dass ich die Opiate nicht im entsprechenden Maße an die Patienten verabreichen kann, da andererseits eine Störung der Atemwege die Folge wäre. Heutige Konzepte im Krankenhaus zielen aber darauf ab, nicht dem Patienten die Medikamente vorzuenthalten, die er braucht, sondern, wenn er die Medikamente braucht, die organisatorischen Abläufe anzupassen. "
Biscoping geht davon aus, dass in den nächsten Jahren mehr und mehr dieser dazwischen geschalteten Stationen zur Patientenüberwachung entstehen werden.
Es gibt zwar keine speziellen Krankenhäuser für alte Patienten. Dies halten die Chirurgen und Anästhesisten auch nicht für notwendig. Ältere sollten allerdings darauf achten, dass die Klinik ihrer Wahl die geplante Operation routiniert ausführt. Ärzte und Pflegepersonal sollten darauf spezialisiert sein und genug Erfahrung haben, um auch bei Komplikationen sicher reagieren zu können.