"Also Medizin ist für mich eher eine Leidenschaft. Ich weiß, was auf einen zukommt. Und meine Mitkommilitonen wissen das zum größten Teil überhaupt nicht. Wissen nicht was es heißt, mit dem Patienten umzugehen, mit seinen Ängsten umzugehen, seinen Sorgen umzugehen. Das denke ich schon, dass das bei mir anders ist, bei jemandem der aus einem pflegenden Beruf kommt, als bei einem Kommilitonen, der direkt nach dem Abi Medizin studiert. "
Hakima Bourhaial sitzt zwischen Umzugskartons und strahlt. Ein paar Tage noch, dann beginnt die ehemalige Krankenschwester ihr Praktisches Jahr. Zurück in die Klinik. Zehn Semester Studium liegen hinter ihr. Jetzt hat sie ihr Examen, als eine der Jahrgangsbesten.
Zehn Semester Intensivstudium, viel Büffeln, nebenbei arbeiten, als studentische Aushilfe, Nachtwachen im Krankenhaus. Viel Motivation, Wissensdurst und Ehrgeiz, sagt Hakima Bourhaial, das hat ihr vor allem im ersten Teil des Studiums, der Vorklinik, geholfen. Denn da hat das Abitur-Wissen gefehlt.
"Also die Unterschiede bestanden darin, dass meine Mitkommilitonen eindeutig, ja besser vorbereitet waren in Bezug auf Physik, Chemie, Biologie, mir fehlten einfach von Anfang an die ganzen Grundlagen. Ich musste mich halt von Anfang an reinlesen. "
Später, im Hauptstudium, der Klinik, verlief es für Hakima eher umgekehrt. Da war sie es, die berufserfahrene Intensivschwester, die ihren Kommilitonen mit Abitur, aber ohne Praxis-Wissen geholfen hat. Und das ist, was die beruflich qualifizierten Studenten auszeichnet, gegenüber den Studenten die direkt nach dem Abi an die Uni kommen, bestätigt Peter-Ulrich Haders. Er leitet das Ressort Lehre im humanmedizinischen Fachbereichs der Uni Göttingen.
"Die haben denen natürlich ganz klar voraus, dass sie in der Regel in beruflichen Umfeldern gearbeitet haben, wo die ärztliche Tätigkeit, also das, was sie erlernen wollen, eine wesentliche Rolle spielt, und vom praktischen Ablauf einschätzen können, was wichtig ist und was möglicherweise nicht wichtig ist. Was lerne ich für den Beruf konkret und was lerne ich eigentlich nur dafür, damit ich diesen Anforderungen des Studiums gerecht werde."
Nur das wochenlange Lernen, die Theorie, da ist sich Peter-Ulrich Haders sicher, das wird schwieriger, je weiter die Schulzeit zurückliegt. Von den bisher 19 Studenten ohne Abitur im Fachbereich Medizin der Uni Göttingen haben sechs ihr Studium abgebrochen. Aber trotz aller möglichen Risiken eines späten Studiums: An den meisten niedersächsischen Hochschulen steigt die Zahl der Hochschulzugänger mit beruflicher Qualifikation. Knapp 1.600 Studenten waren nach Angaben des Niedersächsischen Wissenschaftsministeriums im vergangenen Wintersemester eingeschrieben.
Etwa 200 mehr als noch ein Jahr zuvor. Der angespannte Arbeitsmarkt, diese Erfahrung hat Elke Mittag von der Zentralen Studienberatung in Hannover gemacht, belebt das Interesse am Hochschulzugang ohne Abitur. Aber die Zugangsvoraussetzungen und Quoten halten den Bewerberkreis klein. Dennoch könnten weitere Zugangswege für beruflich Qualifizierte Interessenten hinzukommen und den etwa Quereinstieg ermöglichen. Denn praktische Erfahrung könnte so manches Seminar im Studium aufwiegen.
"Es geht darum, berufliche Qualifikationen im Rahmen von Leistungspunkten im Studium anzurechnen. Das ist ja gerade die aktuelle Diskussion, die wir haben. Und da gibt es Befürworter, die das auch forcieren, damit Karrierewege geschaffen werden, die deutlich über das hinausgehen, was Berufe heute ermöglichen."
Ändern die Hochschulen zukünftig generell ihre Zugangsvoraussetzungen und treffen ihre Vorauswahl unter den Bewerbern, dann könnte berufliches Vorwissen an Wert gewinnen.
Das bedeutet, dass nicht mehr nur eine Durchschnittnote für das Abitur ein Zulassungskriterium ist, sondern dass andere Kriterien hinzukommen sollen und können. Und das können sein, Auswahlverfahren in Form von Tests von Gesprächen von Praktika, die nachgewiesen werden müssen, beruflichen Erfahrungen, die erforderlich sind.
Hakima Bourhaial hat jetzt, Dank ihres Studiums und ihrer guten Examensnote, all die Möglichkeiten, die damals, nach der Hauptschule, fast undenkbar waren. Eine Außenseiterin, die Studentin ohne Abi, sei sie aber für ihre Mitstudenten nie gewesen, sagt Hakima, die noch nicht so genau weiß, welche Fachrichtung sie als Ärztin einschlagen will.
"Also ich arbeite sehr gerne chirurgisch, aber gleichzeitig bin ich auch sehr fasziniert von der inneren Medizin. Also zwischen den beiden entscheidet es sich letzten Endes. Obwohl es zwei verschiedene Sachen sind."
Hakima Bourhaial sitzt zwischen Umzugskartons und strahlt. Ein paar Tage noch, dann beginnt die ehemalige Krankenschwester ihr Praktisches Jahr. Zurück in die Klinik. Zehn Semester Studium liegen hinter ihr. Jetzt hat sie ihr Examen, als eine der Jahrgangsbesten.
Zehn Semester Intensivstudium, viel Büffeln, nebenbei arbeiten, als studentische Aushilfe, Nachtwachen im Krankenhaus. Viel Motivation, Wissensdurst und Ehrgeiz, sagt Hakima Bourhaial, das hat ihr vor allem im ersten Teil des Studiums, der Vorklinik, geholfen. Denn da hat das Abitur-Wissen gefehlt.
"Also die Unterschiede bestanden darin, dass meine Mitkommilitonen eindeutig, ja besser vorbereitet waren in Bezug auf Physik, Chemie, Biologie, mir fehlten einfach von Anfang an die ganzen Grundlagen. Ich musste mich halt von Anfang an reinlesen. "
Später, im Hauptstudium, der Klinik, verlief es für Hakima eher umgekehrt. Da war sie es, die berufserfahrene Intensivschwester, die ihren Kommilitonen mit Abitur, aber ohne Praxis-Wissen geholfen hat. Und das ist, was die beruflich qualifizierten Studenten auszeichnet, gegenüber den Studenten die direkt nach dem Abi an die Uni kommen, bestätigt Peter-Ulrich Haders. Er leitet das Ressort Lehre im humanmedizinischen Fachbereichs der Uni Göttingen.
"Die haben denen natürlich ganz klar voraus, dass sie in der Regel in beruflichen Umfeldern gearbeitet haben, wo die ärztliche Tätigkeit, also das, was sie erlernen wollen, eine wesentliche Rolle spielt, und vom praktischen Ablauf einschätzen können, was wichtig ist und was möglicherweise nicht wichtig ist. Was lerne ich für den Beruf konkret und was lerne ich eigentlich nur dafür, damit ich diesen Anforderungen des Studiums gerecht werde."
Nur das wochenlange Lernen, die Theorie, da ist sich Peter-Ulrich Haders sicher, das wird schwieriger, je weiter die Schulzeit zurückliegt. Von den bisher 19 Studenten ohne Abitur im Fachbereich Medizin der Uni Göttingen haben sechs ihr Studium abgebrochen. Aber trotz aller möglichen Risiken eines späten Studiums: An den meisten niedersächsischen Hochschulen steigt die Zahl der Hochschulzugänger mit beruflicher Qualifikation. Knapp 1.600 Studenten waren nach Angaben des Niedersächsischen Wissenschaftsministeriums im vergangenen Wintersemester eingeschrieben.
Etwa 200 mehr als noch ein Jahr zuvor. Der angespannte Arbeitsmarkt, diese Erfahrung hat Elke Mittag von der Zentralen Studienberatung in Hannover gemacht, belebt das Interesse am Hochschulzugang ohne Abitur. Aber die Zugangsvoraussetzungen und Quoten halten den Bewerberkreis klein. Dennoch könnten weitere Zugangswege für beruflich Qualifizierte Interessenten hinzukommen und den etwa Quereinstieg ermöglichen. Denn praktische Erfahrung könnte so manches Seminar im Studium aufwiegen.
"Es geht darum, berufliche Qualifikationen im Rahmen von Leistungspunkten im Studium anzurechnen. Das ist ja gerade die aktuelle Diskussion, die wir haben. Und da gibt es Befürworter, die das auch forcieren, damit Karrierewege geschaffen werden, die deutlich über das hinausgehen, was Berufe heute ermöglichen."
Ändern die Hochschulen zukünftig generell ihre Zugangsvoraussetzungen und treffen ihre Vorauswahl unter den Bewerbern, dann könnte berufliches Vorwissen an Wert gewinnen.
Das bedeutet, dass nicht mehr nur eine Durchschnittnote für das Abitur ein Zulassungskriterium ist, sondern dass andere Kriterien hinzukommen sollen und können. Und das können sein, Auswahlverfahren in Form von Tests von Gesprächen von Praktika, die nachgewiesen werden müssen, beruflichen Erfahrungen, die erforderlich sind.
Hakima Bourhaial hat jetzt, Dank ihres Studiums und ihrer guten Examensnote, all die Möglichkeiten, die damals, nach der Hauptschule, fast undenkbar waren. Eine Außenseiterin, die Studentin ohne Abi, sei sie aber für ihre Mitstudenten nie gewesen, sagt Hakima, die noch nicht so genau weiß, welche Fachrichtung sie als Ärztin einschlagen will.
"Also ich arbeite sehr gerne chirurgisch, aber gleichzeitig bin ich auch sehr fasziniert von der inneren Medizin. Also zwischen den beiden entscheidet es sich letzten Endes. Obwohl es zwei verschiedene Sachen sind."