"Der Gnade Heil ist dem Büßer beschieden", so heißt es in Richard Wagners Tannhäuser. Und so steht es auf einem Opernplakat in der Deutschen Staatsoper Berlin, das für die Tannhäuser-Premiere von 1992 warb. Das Plakat hängt im Vorzimmer von Kirsten Harms. Sie ist die Intendantin des Hauses in Charlottenburg. Aber Kirsten Harms ist keine Büßerin. Sie trägt lieber weiß. Sogar ihre Strumpfhosen zu dem weißen Kostüm strahlen rein. Ihr ganzes Auftreten hat etwas unschuldig Elfenhaftes. Was zu ihrem Amt passt einerseits: Sie sorgt für die schönste aller Künste und kann darum die Pläne des Direktors der Berliner Opernstiftung für ihr Haus nicht gut heißen, was sie anderseits mit kühlem Kopf elfenfrei nüchtern belegt.
"Es ist weder aus künstlerischer noch aus finanzieller Sicht tatsächlich zukunftsweisend oder tragbar. Es sieht vor, den Spielbetrieb der Deutschen Oper Berlin auf zirka 100 Abende zu reduzieren von zurzeit 190 Opern-Abenden. Dabei käme dann unter dem Strich eine Einsparung von nur vier Millionen Euro heraus, also nicht einmal ganz 10 Prozent Einsparungen, gegenüber einer Verminderung des Angebots um fast 50 Prozent."
Michael Schindhelm, Direktor der Operstiftung, sieht das natürlich anders. Auch er ist ein Mann des Musiktheaters, der die drei Berliner Opern verteidigen und vor dem finanziellen Ruin bewahren möchte, also auch nur Edeles im Schilde führt:
"Ich glaube dass das, was ich vorschlage, zwar zu einer Verknappung des Angebots führt an Opernvorstellungen, allerdings mit dem Ziel, jede einzelne Vorstellung wieder attraktiver zu machen, mehr Geld für die einzelne Vorstellung zu haben, damit sie auch wieder mehr Besucher anlockt. Und darüber hinaus wäre das ein Tor zum internationalen Opernbetrieb. Denn die meisten Operhäuser der Welt, außerhalb des deutschsprachigen Raumes, funktionieren ja als Stagione-Betrieb."
Weil die Berliner Opern in absehbarer Zukunft mit jährlich rund 16 Millionen Euro weniger auskommen müssen, muss das schwächste Haus mit einem moralisch wie ästhetisch zerschlissenen Repertoire das größte Opfer bringen, also die Deutsche Oper im Westen der Stadt.
Doch nicht nur die Intendantin misstraut den Plänen, auch der Orchestervorstand Wolfgang Wiest:
"Es hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass Konzepte, die erstellt wurden, auch in finanzieller Hinsicht nicht immer das erbracht haben in der Praxis. Deswegen haben wir große Bedenken gegen das Konzept."
Die zusammengelegte Verwaltung der drei Opern sei teurer geworden, die Fusionierung des Bühnenbetriebes habe nur ein Drittel der erhofften Ersparnisse gebracht. Und bei einem künstlerisch riskanten Stagione-Experiment an der Deutschen Oper
"befürchten viele, das das der Schritt in Richtung Schließung des Hauses ist","
meint Andreas Homoki, Intendant der Komischen Oper. Auch er will für die Kollegen in Charlottenburg und in Berlins Mitte nur das Beste. Schindhelms neues Stiftungskonzept sei prinzipiell kontraproduktiv. Also weg mit der Stiftung?
""Ja."
Das könnte die Lösung sein?
"Dann fehlt immer noch das Geld."
Aber woher das Geld nehmen? Kirsten Harms sagt, sie brauche etwas mehr Zeit, um ihre gute Arbeit zum Erfolg zu führen. Homoki sieht auch sein Haus auf dem richtigen Weg. Nur die Staatsoper Unter den Linden von Daniel Barenboim und Peter Mussbach schweigt, tut damit keinem weh. Auch sie meint es ja gut, so gut, dass es zum Himmel schreit. Sie steht glänzend da und kommt bestens alleine zurecht. Und was sagt die Politik? Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit hatte erfolglos versucht, die Lindenoper an den Bund loszuwerden. Mehr Geld will er selbst nicht locker machen. Von Schindhelms Ideen hält er aber auch nichts, ohne eigene zu präsentieren. Will er die Berliner Opernkatastrophe, um damit etwas Edles für die Stadt herauszuschlagen, also Geld vom Bund?
"Im Land Berlin gibt es eine große Verdrossenheit über die Lastenverteilungen gegenüber dem Bund. Aus diesem Grunde werden da auch symbolische Kämpfe ausgetragen im Moment. Und möglicherweise ist es auch ein symbolischer Kampf, der im Moment um die Opern stattfindet, besonders um die Staatsoper","
meint Schindhelm. Also die Berliner Opern gegen die Wand fahren, um dem Staat zu demonstrieren, wie schlecht es der Hauptstadt geht. Doch da ist ein Licht aufgegangen. Sein Name: André Schmitz, neuer Kulturstaatssekretär von Berlin. Kirsten Harms:
""Er ist ein Kenner des Theaters. Wir sprechen da eine Sprache. Hinzukommt, dass ein eine angesehene, professionelle und charismatische Persönlichkeit hier in Berlin ist. Ich glaube, dass ist für die Kunstszene hier in Berlin ein großer Gewinn."
"Es ist weder aus künstlerischer noch aus finanzieller Sicht tatsächlich zukunftsweisend oder tragbar. Es sieht vor, den Spielbetrieb der Deutschen Oper Berlin auf zirka 100 Abende zu reduzieren von zurzeit 190 Opern-Abenden. Dabei käme dann unter dem Strich eine Einsparung von nur vier Millionen Euro heraus, also nicht einmal ganz 10 Prozent Einsparungen, gegenüber einer Verminderung des Angebots um fast 50 Prozent."
Michael Schindhelm, Direktor der Operstiftung, sieht das natürlich anders. Auch er ist ein Mann des Musiktheaters, der die drei Berliner Opern verteidigen und vor dem finanziellen Ruin bewahren möchte, also auch nur Edeles im Schilde führt:
"Ich glaube dass das, was ich vorschlage, zwar zu einer Verknappung des Angebots führt an Opernvorstellungen, allerdings mit dem Ziel, jede einzelne Vorstellung wieder attraktiver zu machen, mehr Geld für die einzelne Vorstellung zu haben, damit sie auch wieder mehr Besucher anlockt. Und darüber hinaus wäre das ein Tor zum internationalen Opernbetrieb. Denn die meisten Operhäuser der Welt, außerhalb des deutschsprachigen Raumes, funktionieren ja als Stagione-Betrieb."
Weil die Berliner Opern in absehbarer Zukunft mit jährlich rund 16 Millionen Euro weniger auskommen müssen, muss das schwächste Haus mit einem moralisch wie ästhetisch zerschlissenen Repertoire das größte Opfer bringen, also die Deutsche Oper im Westen der Stadt.
Doch nicht nur die Intendantin misstraut den Plänen, auch der Orchestervorstand Wolfgang Wiest:
"Es hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass Konzepte, die erstellt wurden, auch in finanzieller Hinsicht nicht immer das erbracht haben in der Praxis. Deswegen haben wir große Bedenken gegen das Konzept."
Die zusammengelegte Verwaltung der drei Opern sei teurer geworden, die Fusionierung des Bühnenbetriebes habe nur ein Drittel der erhofften Ersparnisse gebracht. Und bei einem künstlerisch riskanten Stagione-Experiment an der Deutschen Oper
"befürchten viele, das das der Schritt in Richtung Schließung des Hauses ist","
meint Andreas Homoki, Intendant der Komischen Oper. Auch er will für die Kollegen in Charlottenburg und in Berlins Mitte nur das Beste. Schindhelms neues Stiftungskonzept sei prinzipiell kontraproduktiv. Also weg mit der Stiftung?
""Ja."
Das könnte die Lösung sein?
"Dann fehlt immer noch das Geld."
Aber woher das Geld nehmen? Kirsten Harms sagt, sie brauche etwas mehr Zeit, um ihre gute Arbeit zum Erfolg zu führen. Homoki sieht auch sein Haus auf dem richtigen Weg. Nur die Staatsoper Unter den Linden von Daniel Barenboim und Peter Mussbach schweigt, tut damit keinem weh. Auch sie meint es ja gut, so gut, dass es zum Himmel schreit. Sie steht glänzend da und kommt bestens alleine zurecht. Und was sagt die Politik? Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit hatte erfolglos versucht, die Lindenoper an den Bund loszuwerden. Mehr Geld will er selbst nicht locker machen. Von Schindhelms Ideen hält er aber auch nichts, ohne eigene zu präsentieren. Will er die Berliner Opernkatastrophe, um damit etwas Edles für die Stadt herauszuschlagen, also Geld vom Bund?
"Im Land Berlin gibt es eine große Verdrossenheit über die Lastenverteilungen gegenüber dem Bund. Aus diesem Grunde werden da auch symbolische Kämpfe ausgetragen im Moment. Und möglicherweise ist es auch ein symbolischer Kampf, der im Moment um die Opern stattfindet, besonders um die Staatsoper","
meint Schindhelm. Also die Berliner Opern gegen die Wand fahren, um dem Staat zu demonstrieren, wie schlecht es der Hauptstadt geht. Doch da ist ein Licht aufgegangen. Sein Name: André Schmitz, neuer Kulturstaatssekretär von Berlin. Kirsten Harms:
""Er ist ein Kenner des Theaters. Wir sprechen da eine Sprache. Hinzukommt, dass ein eine angesehene, professionelle und charismatische Persönlichkeit hier in Berlin ist. Ich glaube, dass ist für die Kunstszene hier in Berlin ein großer Gewinn."