Als letztes Jahr "Der Baader Meinhof Komplex” in die Kinos kam und die Geschichte des deutschen Terrorismus der Roten Armee Fraktion zu einem gehetzten Action-Spektakel verarbeitete, wurde neben aller Kritik an der haltungslosen Machart des Films von Uli Edel vor allem kritisiert, dass die Perspektive der Opfer völlig ausgeblendet war. Nun kommt mit einiger Verspätung (der Film war zur gleichen Zeit schon fertig und wurde auf dem Filmfestival von Rom gezeigt) Connie Walthers Versuch über Leid, Rache und neue Schuld am Beispiel der RAF in die Kinos.
Für Furore hatte im Vorfeld die Nachricht gesorgt, dass der echte RAF-Terrorist Peter Jürgen Boock als Berater für das Drehbuch engagiert worden war. Boock ist unter anderem an der Schleyer-Entführung beteiligt gewesen und war 18 Jahre lang im Gefängnis. Die Frage kam auf, ob man auch Täter als Zeitzeugen und Berater verpflichten kann, die auf diese Weise ja– wenn auch in geringem Umfang – an ihrem Verbrechen verdienen Filmförderer also Steuergelder außerdem. Andererseits hatte Boock schon seine Erinnerungen veröffentlicht, viele –wahrscheinlich honorierte - Interviews in bundesdeutschen Leitmedien gegeben und Essays zum Thema verfasst. Das alles hatte niemanden gestört. Für den Film gelten offenbar andere moralische Regeln. Regisseurin Connie Walther erzählt in ihrem Film allerdings eine fiktive Geschichte, die nichts mit dem Fall Boock zu tun hat, auch wenn Hauptdarsteller Ulrich Nöthen ähnlich grimmig schaut, wie der echte Ex-Terrorist. Der Film beginnt damit, dass Widmer, ein Ex-Terrorist nach 22 Jahren aus dem Gefängnis entlassen wird. In einem unauffälligen Wohnblock hat ihm seine Anwältin eine Wohnung besorgt
Widmer ist für den Mord an einem Bankier verantwortlich. Bei dieser Aktion ist auch ein Gärtner ums Leben gekommen. Im anonymen Wohnblock lernt der schweigsame Ex-Terrorist sehr schnell seine Nachbarin Valerie kennen. Sie hat ihr Leben offensichtlich nicht im Griff und es umgibt sie eine Aura von Geheimnis. Die beiden Außenseiter freunden sich an. Widmer überwindet sein Misstrauen und auch Valerie scheint sich zu öffnen. In Wahrheit hat sie einen Racheplan, denn sie ist die Tochter des Gärtners und hat das Attentat als kleines Kind miterlebt. Nun will sie ihr Trauma loswerden. Lange hält der Film die Balance zwischen rätselhafter Begegnung und Rachegeschichte. Doch irgendwann muss es doch raus.
Die Filme über die RAF haben sich in Deutschland inzwischen zu einem veritablen Genre ausgewachsen, aber selbst der mit Abstand beste Film zum Thema, Christian Petzolds "Innere Sicherheit”, gedreht 2000, bleibt im Erlebnisuniversum der Täter, auch wenn sie längst Spukgestalten geworden sind. Connie Walther konfrontiert Täter und Opfer in einer etwas überkonstruierten aber spannenden Geschichte ganz direkt miteinander. Es gelingt der Regisseurin, die sich auf ungewöhnliche politische Melodramen spezialisiert hat eine ganz besondere düstere Stimmung zu erzeugen. - Zuletzt war die Liebesgeschichte zwischen einem Stasiverhörer und seinem Opfer "12 heißt ich liebe dich" zu sehen –. Die Farben in "Schattenwelt" sind stets fast bis auf ein paar verbleibenden Grautöne ausgewaschen. Das Spiel der Hauptdarsteller ist statuarisch und posenhaft wie in einem antiken Drama. Das verleiht dem Film eine gewisse Schwere. Im kühlen visuellen Stil des Films knallen die emotionalen Momente ganz besonders heraus wie plötzliche Eruptionen. Und man ahnt schon, dass es der Fluch der Rache ist, dass sie den Schmerz nicht heilen kann, aber wieder nur neues Leid erzeugt. Das Auftauchen von Widmers Sohn nutzt Valerie, um den Mann, der ihren Vater auf dem Gewissen hat, zu demütigen. Ein Schuss geht los und wieder trifft es einen Unbeteiligten. Die Fallhöhe der klassischen Tragödie erreicht das Terrorismus-Melodrama.
Für Furore hatte im Vorfeld die Nachricht gesorgt, dass der echte RAF-Terrorist Peter Jürgen Boock als Berater für das Drehbuch engagiert worden war. Boock ist unter anderem an der Schleyer-Entführung beteiligt gewesen und war 18 Jahre lang im Gefängnis. Die Frage kam auf, ob man auch Täter als Zeitzeugen und Berater verpflichten kann, die auf diese Weise ja– wenn auch in geringem Umfang – an ihrem Verbrechen verdienen Filmförderer also Steuergelder außerdem. Andererseits hatte Boock schon seine Erinnerungen veröffentlicht, viele –wahrscheinlich honorierte - Interviews in bundesdeutschen Leitmedien gegeben und Essays zum Thema verfasst. Das alles hatte niemanden gestört. Für den Film gelten offenbar andere moralische Regeln. Regisseurin Connie Walther erzählt in ihrem Film allerdings eine fiktive Geschichte, die nichts mit dem Fall Boock zu tun hat, auch wenn Hauptdarsteller Ulrich Nöthen ähnlich grimmig schaut, wie der echte Ex-Terrorist. Der Film beginnt damit, dass Widmer, ein Ex-Terrorist nach 22 Jahren aus dem Gefängnis entlassen wird. In einem unauffälligen Wohnblock hat ihm seine Anwältin eine Wohnung besorgt
Widmer ist für den Mord an einem Bankier verantwortlich. Bei dieser Aktion ist auch ein Gärtner ums Leben gekommen. Im anonymen Wohnblock lernt der schweigsame Ex-Terrorist sehr schnell seine Nachbarin Valerie kennen. Sie hat ihr Leben offensichtlich nicht im Griff und es umgibt sie eine Aura von Geheimnis. Die beiden Außenseiter freunden sich an. Widmer überwindet sein Misstrauen und auch Valerie scheint sich zu öffnen. In Wahrheit hat sie einen Racheplan, denn sie ist die Tochter des Gärtners und hat das Attentat als kleines Kind miterlebt. Nun will sie ihr Trauma loswerden. Lange hält der Film die Balance zwischen rätselhafter Begegnung und Rachegeschichte. Doch irgendwann muss es doch raus.
Die Filme über die RAF haben sich in Deutschland inzwischen zu einem veritablen Genre ausgewachsen, aber selbst der mit Abstand beste Film zum Thema, Christian Petzolds "Innere Sicherheit”, gedreht 2000, bleibt im Erlebnisuniversum der Täter, auch wenn sie längst Spukgestalten geworden sind. Connie Walther konfrontiert Täter und Opfer in einer etwas überkonstruierten aber spannenden Geschichte ganz direkt miteinander. Es gelingt der Regisseurin, die sich auf ungewöhnliche politische Melodramen spezialisiert hat eine ganz besondere düstere Stimmung zu erzeugen. - Zuletzt war die Liebesgeschichte zwischen einem Stasiverhörer und seinem Opfer "12 heißt ich liebe dich" zu sehen –. Die Farben in "Schattenwelt" sind stets fast bis auf ein paar verbleibenden Grautöne ausgewaschen. Das Spiel der Hauptdarsteller ist statuarisch und posenhaft wie in einem antiken Drama. Das verleiht dem Film eine gewisse Schwere. Im kühlen visuellen Stil des Films knallen die emotionalen Momente ganz besonders heraus wie plötzliche Eruptionen. Und man ahnt schon, dass es der Fluch der Rache ist, dass sie den Schmerz nicht heilen kann, aber wieder nur neues Leid erzeugt. Das Auftauchen von Widmers Sohn nutzt Valerie, um den Mann, der ihren Vater auf dem Gewissen hat, zu demütigen. Ein Schuss geht los und wieder trifft es einen Unbeteiligten. Die Fallhöhe der klassischen Tragödie erreicht das Terrorismus-Melodrama.