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Opfer des Handelskriegs
US-Farmer verlieren Geduld mit Trump

Amerikas Farmer gehörten bislang zu den treuesten Anhängern von US-Präsident Donald Trump. Doch der seit über einem Jahr andauernde Handelskrieg mit China hat sie hart getroffen. Volle Silos und leere Auftragsbücher – allmählich bröckelt die Unterstützung für Trump.

Von Martin Ganslmeier | 30.08.2019
Donald Trump trifft Farmer in Georgia
Donald Trump bei Farmern in Georgia: Viele Farmer leiden unter dem andauernden Handelskrieg mit China (imago stock&people / White House )
US-Landwirtschaftsminister Sonny Perdue hat es derzeit nicht leicht. Auf allen Veranstaltungen beklagen sich die Farmer über Trumps Handelskrieg mit China. Auf einem Farm-Fest in Minnesota versuchte der Landwirtschaftsminister kürzlich, die frostige Stimmung mit einem Scherz aufzulockern: "Wie nennt man einen Raum, in dem zwei Farmer zusammen sitzen", fragte Perdue und fügte die Antwort gleich hinzu: "Einen Wein-Keller." Eine Anspielung auf das Jammern der Farmer, für die Trumps Landwirtschaftsminister prompt Buhrufe erntete.
Bislang waren die Farmer im Mittleren Westen eine feste Bank für Donald Trump. Doch je länger der Handelskrieg mit China dauert, umso mehr bröckelt die Front. Auch wenn der US-Präsident in diesen Tagen immer wieder beteuert: "Die Farmer mögen Trump. Und Trump liebt die Farmer. Sie werden mich weiter unterstützen."

Weitere 16 Milliarden US-Dollar Entschädigung

Trump lobt die Farmer als Patrioten im Handelskrieg gegen China und verspricht, sie würden von einer Einigung mit China am meisten profitieren. Bis dahin zahlt er ihnen 16 Milliarden Dollar Entschädigung für weggebrochene Exporte, zusätzlich zu zwölf Milliarden im vergangenen Jahr. Doch immer mehr Farmer verlieren die Geduld. Darunter auch bislang treue Anhänger von Trump, wie der Farmer aus Iowa, Denny Friest, der Mais und Soja anbaut und Schweine züchtet. Alle drei Produkte sind von Chinas Vergeltungsmaßnahmen betroffen, beklagt Friest im Sender PBS:
"Wir Farmer haben in den vergangenen Jahren Millionen Dollar investiert, um neue Märkte zu erschließen. Diese durch die Zölle jetzt wieder zu verlieren, das ist frustrierend und ärgert viele Farmer."
US-Landwirtschaftsminister Sonny Perdue
US-Landwirtschaftsminister Sonny Perdue (Getty Images North America / Drew Angerer)
Zumal die Getreide-Silos voll und die Auftragsbücher leer sind. Aufgrund weiterer Handelskonflikte fehlen alternative Absatzmärkte, die Trump den Farmern eigentlich versprochen hatte. Noch dazu hat Trump die Auflagen für kleinere Öl-Raffinerien gelockert, so dass diese kein Bio-Ethanol mehr aus Mais beimischen müssen. Dadurch sind die Preise für Mais abgestürzt - ein zusätzlicher Rückschlag für die Farmer, kritisiert Gary Wertish, Soja-Farmer und Chef der Bauerngewerkschaft in Minnesota:
"Der Präsident ist gut im Ankündigen, aber schlecht im Umsetzen. Er sagt uns, wir gewinnen. Dabei verlieren wir. Landwirte verlieren gerade ihre Farm! Wir sind es allmählich leid!"
Regelrechtes Höfe-Sterben in einigen Bundesstaaten
Tatsächlich erleben mehrere Bundesstaaten im Mittleren Westen in diesem Jahr ein regelrechtes Höfe-Sterben. Landwirte müssen schweren Herzens und hochverschuldet ihre Farm aufgeben, obwohl sie seit Generationen im Familienbesitz war. "Selbst wenn der Handelskrieg mit China schon morgen enden würde", meint Farmer Wertish, "dann braucht es Jahrzehnte, um die Handelsbeziehungen wieder aufzubauen."
Eine Sorge, die berechtigt ist, sagt Chad Bown vom Petersen Institute for International Economics, einer Denkfabrik in Washington.
"Im vergangenen Jahr hat China immer mehr Soja aus Brasilien und Argentinien gekauft. Wenn diese Länder unsere Soja-Exporte ersetzen, könnte es sein, dass China nie wieder zu uns zurückkommt."
Frustrierte Farmer wären schlecht für Trumps Wiederwahl im kommenden Jahr. Zumal Amerikas Landwirte keine Entschädigungsgelder wollen, sondern neue Märkte für ihre Produkte. Amerika sitze am längeren Hebel, hat Trump immer beteuert. Doch vielleicht spielt die Zeit eher für China.