Tichanowskaja sagte im Deutschlandfunk, sie habe im März 2023 zum letzten Mal persönlich von ihrem Mann gehört. Seitdem habe sein Anwalt nicht mehr zu ihm gedurft. Sie selbst habe keine Briefe mehr erhalten und wisse nicht, wie es ihrem Mann gehe. Vermutlich wisse auch er nicht, was auf der Welt gerade vor sich gehe. Tichanowskaja - die im Exil lebt - betonte, die Kommunikationssperre des Regimes sei Folter.
"Keine medizinische Hilfe - egal, ob bei Krebs oder Diabetes"
Die Oppositionspolitikerin berichtete, die Propagandisten des Regimes hätten im Juli 2023 das letzte Video von ihrem Mann veröffentlicht. Darauf habe er dünn ausgesehen und offensichtlich stark abgenommen. Grundsätzlich sei es so, dass dass Häftlinge keine medizinische Hilfe erhielten - ganz gleich, wie schlecht es ihnen gehe und ganz gleich, ob sie Krebs oder Diabetes hätten. Auch könne man den Gefangenen keine Medikamente oder Vitamine schicken.
"Die Wahl 2025 wird die Imitation einer Wahl"
Mit Blick auf die für 2025 geplante Präsidentschaftswahl in Belarus sagte Tichanowskaja, die Abstimmung werde eine Farce und Lukaschenko werde sich wieder zum Staatsoberhaupt ernennen. Darum könne man nur von der Imitation einer Wahl sprechen. Eine echte Legitimation könne Lukaschenko nur vom Volk bekommen. Er habe die Menschen in den vergangenen vier Jahren aber nicht auf seine Seite ziehen können. Sie vergäßen und verziehen nicht, was er getan habe und tue.
Tichanowskaja unterstrich, bis heute würden in Belarus zehn bis 15 Personen pro Tag verhaftet. Die Welt erfahre davon aber kaum etwas, weil die freien Medien und die Nicht-Regierungsorganisationen zerstört worden seien. Auch sei die Opposition in den Untergrund gegangen.
Diese Nachricht wurde am 06.08.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.