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Optimismus aus München

Zweimal schon war das zuverlässigste deutsche Konjunkturbarometer, der Ifo-Geschäftsklimaindex, gesunken. Ein drittes Mal in Folge nach unten, das wäre ein bislang untrügliches Zeichen dafür gewesen, dass Deutschland in die Rezession marschiert. Doch dieses Zeichen ist ausgeblieben.

Von Michael Braun |
    Der Ifo-Geschäftsklimaindex für Mai ist nicht gefallen, er ist wieder gestiegen, von 104,4 auf 105,7 Punkte. Klaus Wohlrabe, Volkswirt beim Münchner ifo-Institut, rechnet nun nicht mit Schrumpfung, sondern sogar wieder mit besseren Wachstumsraten. Die 0,1 Prozent Wachstum im ersten Quartal, die das Statistische Bundesamt heute bestätigte, sollten wieder übertroffen werden können:

    "Das erste Quartal war ja mit 0,1 Prozent ja noch relativ schwach, aber wir erwarten jetzt eine größere Steigerung der Wachstumsrate im zweiten Quartal, was vor allem auf den Konsum zurückzuführen ist. Also, die Leute kaufen ein. Wir sehen zum Beispiel, wenn wir mal in die Details schauen, dass gerade Outdoor-Produkte - wie Fahrräder, Schuhe, Bekleidung, Baumärkte – großen Zugewinn gegenwärtig erleben."

    Das wirkt weit. Die Unternehmen bewerten vor allem ihre aktuelle Lage deutlich besser als noch im April. Der entsprechende Teilindex des Ifo-Instituts stieg im Mai von 107,3 auf 110. Nicht voran ging es bei de Konjunkturerwartungen. Die 7.000 Unternehmen, die das Ifo-Institut jeden Monat befragt, haben ihren Optimismus nicht ausgebaut. Der Teilindex, der die Geschäftserwartungen misst, blieb bei 101,6 Punkten stehen – dies aber auf historisch durchaus hohem Niveau. "Die deutsche Konjunktur behauptet sich in einem schwierigen europäischen Umfeld", notierte das Ifo-Institut in seinem Bericht.

    Der Optimismus der Unternehmen passt zu dem der Verbraucher. Deren Stimmung misst das Marktforschungsinstitut Gfk mit dem Konsumklimaindex. Und für Juni sind die Konsumpläne so, dass der Konsumklimaindex von 6,2 auf 6,5 Punkte gestiegen ist. GfK-Konsumforscher Rolf Bürkl über das, was die Konsumlaune antreibt:

    "Wir haben eine stabile Beschäftigung. Das bedeutet auch eine geringe Angst vor Arbeitslosigkeit. Wir haben, im Vergleich zu den Vorjahren, gute Tariferhöhungen für die Beschäftigten, wenn ich jetzt an die Abschlüsse zuletzt in der Metall- und Elektroindustrie denke. Und das alles in Verbindung mit eine sehr moderaten Inflation führt dazu, dass die Verbraucher derzeit doch in eine sehr guten Kauflaune sind."

    Die Deutschen schauen offenbar auf die stabilen Rahmenbedingungen in Deutschland. Dass die EU-Kommission für die Eurozone in diesem Jahr eine Rezession prognostiziert hat, darauf schauen sie nicht.