Donnerstag, 28. März 2024

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Orchester, Dirigenten und Macht
"Ich sehe eine neue Dirigentengeneration heranwachsen"

"Orchester ist kein Ponyhof", sagte Gerald Mertens von der Deutschen Orchestervereinigung im Dlf. Zwar müssten Musiker sich einiges gefallen lassen, Beleidigungen aber nicht. Der Umgang im Orchester wird sich laut Mertens auch damit verändern, dass es inzwischen mehr Chefdirigentinnen gibt.

Gerald Mertens im Gespräch mit Christoph Vratz | 04.03.2019
    Zwei Hände dirigieren ein Orchester.
    "Das ist ein sehr sehr komplexes Arbeitsverhältnis, Ochestermusik zu betreiben", erklärte Gerald Mertens, Geschäftsführer der Deutschen Orchestervereinigung (picture-alliance/ dpa / Hermann Wöstmann)
    Der Produktionsprozess in einem Orchester auf höchsten Niveau sei sehr anstrengend, erklärte der Geschäftsführer der Deutschen Orchestervereinigung, Gerald Mertens. Für Dirigenten und Musikerinnen und Musiker sei diese Arbeit höchste Anspannung auf engstem Raum.
    Ein Orchester produziere im Grunde heute noch Musik wie vor 100 Jahren, "nur die Menschen, die dort sitzen, haben sich geändert", so Mertens. Die Gesellschaft sei in einen "demokratisierten Arbeitsprozess hineingewachsen". Dirigenten wie zum Beispiel Arturo Toscanini, die ihre Orchestermusiker runtergemacht hätten, würden heute in der Arbeitswelt keine Chance mehr haben.
    Inzwischen gebe es mehrere Chefdirigentinnen, so Mertens. Und mit diesem Trend werde sich auch das Klima und der wechselseitige Umgang in Orchestern verändern. Für ihn macht eine gute Dirigentin oder einen guten Dirigent aus, wenn diese Person künstlerische Autorität, Führungsqualität und einen guten menschlichen Umgangston zusammenbringe.
    Daniel Barenboim
    Dirigent Daniel Barenboim im Mai 2017 in Prag (imago/CTK Photo/Vit Simanek)
    Diskussion um Barenboim
    Musiker haben dem Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper Unter den Linden, Daniel Barenboim, vorgeworfen, unter dessen Schikanen und Wutanfällen gelitten zu haben. Barenboim hat sich inzwischen gegen die Vorwürfe in einem Zeitungsartikel verteidigt: Barenboim sagte, er wolle sich nicht reinwaschen und sicher habe er Menschen verletzt. Das bedaure er sehr, aber er habe es nicht mit Absicht getan.