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Organisch, nicht lebend

Astronomie. - Über die bisher gut 300 bekannten Planeten bei fernen Sternen wissen die Astronomen im Allgemeinen nicht viel außer ihrer ungefähren Masse und der Umlaufbahn. Jetzt haben Forscher mit dem Hubble-Weltraumteleskop Methan in der Atmosphäre eines solchen Exoplaneten gefunden. In der aktuellen "Nature" berichten sie darüber.

Von Dirk Lorenzen |
    "We are announcingthe first detection of an organic molecule in a planet beyond our solar system. We are really excited about this detection."

    Man habe erstmals ein organisches Molekül auf einem Planeten außerhalb unseres Sonnensystems entdeckt und sei wirklich aufgeregt, sagt Mark Swain vom Jet Propulsion Laboratory der Nasa. Mit seinem Team hat der Forscher in der Tat Hinweise auf das organische, also kohlenstoffhaltige Molekül Methan in der Atmosphäre des Planeten HD 189733b gefunden. Doch Leben gibt es da draußen, 63 Lichtjahre von der Erde entfernt, sicher nicht.

    "Dieser Planet ist ein Gasriese wie Jupiter und er ist sehr heiß. Er kreist auf einer sehr engen Bahn um seinen Stern. Die Atmosphäre muss etwa 900 Grad Celsius heiß sein. Leben, so wie wir es kennen, kann auf diesem Planeten nicht existieren."

    Von der Erde aus gesehen zieht der Planet im Sternbild Füchslein alle zwei Tage genau vor seinem Stern entlang. Für gut eine Stunde wirkt der Planet mit seiner Atmosphäre dann wie ein kleiner Filter, der bestimmte Spuren im Licht des Sterns hinterlässt. Auf diese Weise hatten Astronomen bereits Wasser in der Atmosphäre dieses Planeten nachgewiesen, nun also auch Methan. Auf der Erde ist es als Teil des Erdgases bekannt. Methan kann bei biologischen Prozessen entstehen – aber auch bei vielen rein chemischen Vorgängen. Dennoch ist Marc Swain geradezu elektrisiert.

    "Zusammen mit einigen anderen Stoffen kann Methan bei den richtigen Bedingungen Aminosäuren bilden, die Bausteine des Lebens. Unsere Beobachtung zeigt, dass sich Methan prinzipiell nachweisen lässt. Sie ist eine Art Testlauf für die künftige Suche nach Leben bei viel lebensfreundlicheren Planeten."

    Weit weniger euphorisch ist die Astronomin Sara Seager vom Massachusetts Institute of Technology.

    "I am cautiously optimistic, that the methane detection is robust."

    Sie sei vorsichtig optimistisch, dass die Methan-Entdeckung wirklich gelungen sei. Ungewöhnlich zurückhaltende Worte über eine vermeintlich sensationelle Veröffentlichung im Wissenschaftsmagazin Nature. Doch Sara Seager weiß genau, dass das Hubble-Teleskop für solche Messungen nicht gebaut worden ist und sich das Team um Mark Swain an der Grenze des mit diesem Instrument technisch Machbaren bewegt. Erst eine zweite Messung gäbe wirklich Sicherheit – für die hat Mark Swain inzwischen schon Beobachtungszeit beantragt.

    Sollte sich dann die Methan-Entdeckung bestätigen, wäre dies erst der dritte Stoff, der sich in der Gashülle eines fernen Planeten nachweisen ließ. Aber ein Beweis für Leben wäre das Methan auch dann nicht, betont Sara Seager.

    "Ehrlich gesagt werden wir wohl nie Methan alleine als klaren Beweis für Leben ansehen. Da müssen noch einige andere Dinge hinzukommen. Wenn etwa das Methan in der Atmosphäre eines recht kleinen, felsigen Planeten wie der Erde in großen Mengen vorkommt, dann könnte das dafür sprechen, dass es aus biologischen Prozessen stammt. Noch überzeugender wäre, zwei verschiedene Moleküle zu beobachten, die nichts miteinander zu tun haben: Etwa Sauerstoff und Methan. So etwas zu messen wäre wirklich unglaublich. Wenn wir viel Glück haben, könnte das mit dem James Webb-Weltraumteleskop gelingen."

    Die Betonung liegt auf "Glück haben". Denn auch für den Nachfolger des Hubble-Teleskops sind die kleinen, wirklich erdähnlichen Planeten bei anderen Sternen kaum zu beobachten. Die mögliche Entdeckung von Methan bringt die Forscher jetzt einen großen Schritt voran – aber bis zum Nachweis von Leben im All müssen noch viele weitere Schritte folgen.