"Nein! Auenland! Beutlin!"
Die Kreatur Gollum, gefoltert von fiesen Orks. Auf der Streckbank gibt Gollum preis, was er weiss: den Aufenthaltsort und Namen des Ringträgers ...
"Auenland. Beutlin. Aber das wird sie herführen!"
Viele erinnern sich noch an die Szene aus der Verfilmung von Tolkiens "Herr der Ringe". Doch wer glaubt, solch mittelalterliche Verhörmethoden seien entweder Fiktion oder doch lange Vergangenheit, der irrt! Folterinstrumente wie Streckbänke sind heute noch in Gebrauch. Der Franzose Jérôme Orivel kann es bezeugen:
"Sie zerren ihr Opfer auf diese Streckbank. Dann spannen sie es fest, und sofort erscheinen Komplizen auf der Bildfläche. Die stechen dann auf das wehrlose Opfer ein und töten es."
Grausam, aber wahr! Solche Szenen spielen sich tagtäglich ab. Im amazonischen Regenwald. Doch um den Schauder etwas zu mildern: nicht unter Menschen, sondern unter Insekten. Die Folterknechte sind Ameisen, die auf Bäumen leben; ihre Opfer viel größere Heuschrecken zum Beispiel. Wie hinterhältig die Ameisen-Horden vorgehen, das enthüllt Orivel jetzt zusammen mit anderen französischen Forschern. Er selbst ist Verhaltensbiologe und Ökologe an der Universität Toulouse ...
"Es ist das erste Mal, dass wir entdecken: Ameisen bauen kollektiv Fallen, um Beute zu fangen. Ihre Streckbank muss man sich vorstellen wie eine Gallerie, wie einen erhöhten Laufsteg. Die Ameisen haben Löcher reingeschnitten. Und darunter lauern sie, ihre Mandibeln - ihre Mundwerkzeuge - weit geöffnet. Landet ein Insekt auf der Gallerie, schießen die Ameisen aus den Löchern hervor, verbeißen sich in seinen Beinen, Flügeln und Fühlern und versuchen alle gleichzeitig, das Opfer in ihr Loch zu zerren. Dadurch wird es auseinandergezogen und bewegungsunfähig. Es ist wirklich ganz so, als würde das Opfer auf eine Folterbank gespannt."
Dass Ameisen auf ihren Wirtsbäumen Gallerien anlegen, ist nicht neu. Das bestätigt auch Alain Dejean, Professor für Biologie und Ökologie an der Universität Toulouse:
"Von Gallerien wusste man bisher, dass sie einzelne Nester der Ameisen miteinander verbinden. Doch dann entdeckten wir diese Löcher! Und da wussten wir sofort: Bei dieser Sorte Gallerien liegt die Sache anders!"
Die Folterfallen können mehrere Meter lang sein. Unauffällig verlaufen die Gallerien entlang der Baumäste. Unter ihnen kauern Hunderte, wenn nicht gar Tausende Ameisen. Die Tiere sind ziemlich winzig, gerade mal ein bis zwei Millimeter lang. Doch mit ihren Fallen schaffen sie es, zehn bis 30 Mal so große Beuteinsekten zu überwältigen.
Einen umgangssprachlichen Namen für die Ameisen-Art gibt es nicht, und der lateinische ist schier unaussprechlich. Jedenfalls leben die Tiere im tropischen Südamerika, im Unterholz des Regenwaldes, auf niedrigen Bäumen mit dünnen, stark behaarten Ästen. Trickreich gehen die Ameisen auch schon beim Bau ihrer Fallen vor, wie Jérôme Orivel schildert:
"Die Ameisen schneiden Asthaare ab und verweben sie miteinander. Als Kitt nutzen sie ein organisches Substrat, das sie vermutlich auswürgen. Verfestigt wird die Gallerie dann durch ein Geflecht rußig-schwarzer Pilze. Wir glauben, dass die Ameisen die Pilze in ihren Kolonien züchten. Und zwar ganz allein für den Bau der Fallen."
Heuschrecken, Falter, Käfer - wer den Fuß auf die getarnten Streckbänke setzt, ist schon verloren! Man darf gespannt sein, welche perfiden Fangtechniken aus dem Reich der Insekten in Zukunft noch so ans Licht kommen ...
Die Kreatur Gollum, gefoltert von fiesen Orks. Auf der Streckbank gibt Gollum preis, was er weiss: den Aufenthaltsort und Namen des Ringträgers ...
"Auenland. Beutlin. Aber das wird sie herführen!"
Viele erinnern sich noch an die Szene aus der Verfilmung von Tolkiens "Herr der Ringe". Doch wer glaubt, solch mittelalterliche Verhörmethoden seien entweder Fiktion oder doch lange Vergangenheit, der irrt! Folterinstrumente wie Streckbänke sind heute noch in Gebrauch. Der Franzose Jérôme Orivel kann es bezeugen:
"Sie zerren ihr Opfer auf diese Streckbank. Dann spannen sie es fest, und sofort erscheinen Komplizen auf der Bildfläche. Die stechen dann auf das wehrlose Opfer ein und töten es."
Grausam, aber wahr! Solche Szenen spielen sich tagtäglich ab. Im amazonischen Regenwald. Doch um den Schauder etwas zu mildern: nicht unter Menschen, sondern unter Insekten. Die Folterknechte sind Ameisen, die auf Bäumen leben; ihre Opfer viel größere Heuschrecken zum Beispiel. Wie hinterhältig die Ameisen-Horden vorgehen, das enthüllt Orivel jetzt zusammen mit anderen französischen Forschern. Er selbst ist Verhaltensbiologe und Ökologe an der Universität Toulouse ...
"Es ist das erste Mal, dass wir entdecken: Ameisen bauen kollektiv Fallen, um Beute zu fangen. Ihre Streckbank muss man sich vorstellen wie eine Gallerie, wie einen erhöhten Laufsteg. Die Ameisen haben Löcher reingeschnitten. Und darunter lauern sie, ihre Mandibeln - ihre Mundwerkzeuge - weit geöffnet. Landet ein Insekt auf der Gallerie, schießen die Ameisen aus den Löchern hervor, verbeißen sich in seinen Beinen, Flügeln und Fühlern und versuchen alle gleichzeitig, das Opfer in ihr Loch zu zerren. Dadurch wird es auseinandergezogen und bewegungsunfähig. Es ist wirklich ganz so, als würde das Opfer auf eine Folterbank gespannt."
Dass Ameisen auf ihren Wirtsbäumen Gallerien anlegen, ist nicht neu. Das bestätigt auch Alain Dejean, Professor für Biologie und Ökologie an der Universität Toulouse:
"Von Gallerien wusste man bisher, dass sie einzelne Nester der Ameisen miteinander verbinden. Doch dann entdeckten wir diese Löcher! Und da wussten wir sofort: Bei dieser Sorte Gallerien liegt die Sache anders!"
Die Folterfallen können mehrere Meter lang sein. Unauffällig verlaufen die Gallerien entlang der Baumäste. Unter ihnen kauern Hunderte, wenn nicht gar Tausende Ameisen. Die Tiere sind ziemlich winzig, gerade mal ein bis zwei Millimeter lang. Doch mit ihren Fallen schaffen sie es, zehn bis 30 Mal so große Beuteinsekten zu überwältigen.
Einen umgangssprachlichen Namen für die Ameisen-Art gibt es nicht, und der lateinische ist schier unaussprechlich. Jedenfalls leben die Tiere im tropischen Südamerika, im Unterholz des Regenwaldes, auf niedrigen Bäumen mit dünnen, stark behaarten Ästen. Trickreich gehen die Ameisen auch schon beim Bau ihrer Fallen vor, wie Jérôme Orivel schildert:
"Die Ameisen schneiden Asthaare ab und verweben sie miteinander. Als Kitt nutzen sie ein organisches Substrat, das sie vermutlich auswürgen. Verfestigt wird die Gallerie dann durch ein Geflecht rußig-schwarzer Pilze. Wir glauben, dass die Ameisen die Pilze in ihren Kolonien züchten. Und zwar ganz allein für den Bau der Fallen."
Heuschrecken, Falter, Käfer - wer den Fuß auf die getarnten Streckbänke setzt, ist schon verloren! Man darf gespannt sein, welche perfiden Fangtechniken aus dem Reich der Insekten in Zukunft noch so ans Licht kommen ...