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Orientiert an Berufsfeld und Praxis

Zu praxisfern, zu lang und zu theoretisch, so die Kritik der Wirtschaftsvertreter am Studium in Deutschland. Gerade die Bachelor-Studiengänge sollen diese Mängel mittelfristig beheben. Speziell berufliche Fähigkeiten will das heute in Freiburg eröffnete Zentrum für Schlüsselqualifikationen vermitteln.

    Ein Beitrag von Thomas Wagner

    Georg Vögtle hat sich ein sehr ausgefallenes Studienfach ausgesucht: "Instrucional Design" - bei diesem auf drei Jahre ausgerichteten Bachelor-Studiengang an der Universität Freiburg geht es um berufliche Bildungsfragen. Hört sich ziemlich theoretisch an- deshalb suchte Georg Vögtle den Bezug zur Praxis: Er ist einer der ersten, die vom umfangreichen Kursangebot des neuen Zentrums für Schlüsselqualifikationen Gebrauch machen:

    Ich habe Business-English und Schreibkompetenzen belegt.

    Damit ist klar: An dem neuen Zentrum für Schlüsselqualifikation wird all das angeboten, was innerhalb der klassischen Fakultäten unter den Tisch fällt. Die Studenten sollen lernen, sich den praktischen Anforderungen des Berufsalltages zu stellen. Geschäftsführerin Verena Saller nennt dafür Beispiele

    Wir haben im Wintersemester einen amerikanischen Fernsehjournalisten da, der die Studierenden in 'story telling' einführt. Wir haben freie Unternehmensberater, die Moderationskurse veranstalten. Und wir haben Geschäftsleute, die die Studierenden beim Thema Marketing fit machen.

    Fit machen für den Berufsalltag - für die Freiburger Bachelor-Studenten ist die Teilnahme an dem Angebot des Kompetenzzentrums für Schlüsselqualifikationen fester Bestandteil des Studien- und Prüfungsplans. Dabei gliedert sich das Programm in fünf sogenannte "Kompetenzsäulen": Management, Kommunikation, Medien, Fremdsprachen und Elektronische Datenverarbeitung. Die Bachelor-Studierenden müssen, um einen Abschluss zu bekommen, mindestens fünf Kurse und Seminare aus diesem Bereich belegen. Damit, hofft der Freiburger Uni-Rektor Professor Wolfgang Jäger, läuft zumindest zukünftig der Vorwurf allzu starker Theorielastigkeit zumindest bei den Bachelor-Absolventen ins Leere.

    Die Wissenschaft, die Universität als Elfenbeinturm hat in der Vergangenheit diesen Praxisbezug vernachlässigt. Wir sind der Meinung, dass die Universität die Pflicht hat, den Studierenden vor allem Urteilskraft zu vermitteln. Das kann man gar nicht ohne Praxisbezug. Ohne Einblick in die Arbeitswelt.

    Stellt sich die Frage, warum dies bisher nicht möglich war. Warum kein Angebot der klassischen wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät für anwendungsorientiertes Management ? Warum kein Angebot der Sprachwissenschaften für modernes Business-Englisch, so wie es nun im Rahmen des neuen Zentrums für Schlüsselqualifikationen gelehrt wird ?

    Es bedarf hier einer zentralen Organisation von Zusatzleistungen, die die Universität bisher nicht geliefert hat, auch nicht die einzelnen Fakultäten. Das ganze ist als eine sehr dynamische Studienreform im Rahmen der Bachelor-Studiengänge zu sehen.

    Leistungen, die nach fester Überzeugung des Freiburger Hochschulrektors nur fakultätsübergreifend mit dem erwünschten Praxisbezug erbracht werden können. Derzeit hält sich der Andrang auf das Angebot noch in Grenzen: Rund 120 Studenten haben sich in Freiburg in Bachelor-Studiengänge eingeschrieben. Doch schon bald werden es, so die Prognosen, an die 1000 sein - und dann haben die Mitarbeiter des neuen Zentrums für Schlüsselqualifikationen richtig viel zu tun. Denn die Dozenten sollen nicht nur innerhalb der Universität, sondern eben auch von außerhalb verpflichtet werden; Manager erfolgreicher Unternehmer sind da ebenso gefragt wie ausgefuchste Computertüftler aus den diversen süddeutschen Software-Schmieden. In Freiburg sind sich die Verantwortlichen bewusst, dass derzeit alle Hochschulen nach Konzepten suchen, um ihre Bachelor-Studiengänge auf mehr Praxisbezug auszurichten. In Freiburg, glaubt Rektor Wolfgang Jäger, hat die Uni mit dem Zentrum für Schlüsselqualifikationen dabei die Nase weit vorne:

    Wir sehen das daran, dass Prorektoren anderer Universitäten bei uns gerne nachfragen, wie wir das organisieren.

    Links zum Thema:

    Zentrum für Schlüsselqualifikationen der Universität Freiburg