Donnerstag, 16. Mai 2024

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Orientierungshilfe für Wissensdurstige

Ohne Weiterbildung geht heute nichts mehr. Schon während des Studiums und erst recht danach wird der Erwerb von Spezialkenntnissen immer wichtiger. Doch die Sache ist riskant. 35.000 Anbieter halten 400.000 Kurse bereit, mit sehr unterschiedlicher Qualität. Nun soll mehr Kontrolle her, mit unabhängigen Überprüfungen.

16.07.2002
    Eigentlich war es immer eine gute Adresse für anspruchvolle Kunden. Die können hier (im British Council in Berlin) ihr Englisch aufpolieren. Doch die Hochschulabsolventin Ina ist sauer:

    Denn unser Lehrer wechselte und am Ende hatten wir doch eigentlich einen schwachen Lehrer und mit dem Lernerfolg war ich nicht übermäßig zufrieden. Deswegen fänd ich das eigentlich ganz gut, dass man einen Bildungstest einführt, damit man auch weiß, was man hat für sein Geld, und ob es sich tatsächlich lohnt, für so ein teures Institut ungefähr das Dreifache zu zahlen, nein das Zehnfache zu zahlen wie für einen Volkshochschulkurs.

    Auch die Stiftung Warentest hat beim Check von Bildungsanbietern zum Teil erhebliche Mängel entdeckt. Wenig Interesse an den Vorkenntnissen und wirklichen Bedürfnissen der Kunden, kaum Detailangaben zu den Kursen oder Dozenten, nur Vages über späteren Marktchancen. Ob Sprachunterricht, Bewerbertraining oder eLearning: Alfred Töpper, verantwortlich für der Aufbau der Abteilung Bildungstest:

    Der Markt ist riesig, sehr intransparent und das Gesamtqualitätsniveau sehr heterogen. Und in zunehmendem Maße müssen Nachfrager, insbesondere private Nachfrager, Zeit, mindestens, aber auch Zeit und Geld, investieren für dieses lebenslange Lernen.

    So will das Bildungsministerium den zwölf neuen Kontrolleuren für die nächsten drei Jahre sechs Millionen Euro bereitstellen. Damit sollen sie dann zunächst jährlich zwanzig Kurse überprüfen. Auf einem Markt, der jährlich satte vierzig Milliarden Euro umsetzt. Kleine Tests, große Wirkung? Bildungsministerin Edelgard Bulmahn:

    Das unbestechliche Siegel der Stiftung Warentest ist der neue Wegweiser durch den Bildungsdschungel. Mit den Noten "sehr gut" bis "mangelhaft" lassen sich engagierte Anbieter von Blendern unterscheiden. Und ich bin mir sehr sicher: Gute Testergebnisse werden durch hohe Nachfrage belohnt werden. Und Angebote mit schlechten Noten werden sehr schnell vom Markt verschwinden.

    Bulmahns Zukunftsvision: aus der kleinen Abteilung bei den Warentestern eine große eigenständige Stiftung machen, am besten auch noch auf Länderebene verankert, um Unis und Hochschulen gleich mit zu kontrollieren. Das Heidelberger Institut für Beruf und Arbeit trainiert bundesweit Dozenten. Qualitätsmanager Rainer Vock ist schon jetzt eher skeptisch:

    Wir habe angesichts der Größe dieses ganzen Weiterbildungsmarktes mit ner 5stelligen Zahl von Anbietern und vielleicht ner halben Million Angeboten natürlich die Schwierigkeit, dass wir das nicht werden flächendeckend bearbeiten können. Insofern stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit einer solchen Stiftung schon allein von der Quantität der Bildungsangebote.

    Und: Unterricht ist kein Waschmittel, konstant in der Qualität und massenhaft reproduzierbar. Es kommt immer auch auf die jeweiligen Teilnehmer, ihre Motivation und die ganz individuelle Eignung der Dozenten an. Dennoch: Weiterbildungswillige auch einiges selbst tun, Beispielsweise auf bestimmte Vertragspunkte achten, bei denen es immer wieder Streit gibt: Ist der Veranstalter auch greifbar, mit Geschäftssitz und Gerichtsstand? Die Zahl der Stunden, das Maximum an Teilnehmern und die bereitgestellten Arbeitsmittel fixiert?

    Wenn sie dann an einem Weiterbildungskurs teilnehmen, sagen wir mal EDV, und sie haben die Erwartung, und es wird ihnen vielleicht auch mündlich so gesagt, dass jeder Teilnehmer einen eigenen PC hat, und nicht mehr als 12 Teilnehmer in dem Kurs sitzen und sie finden sich dann in einem Raum mit 24 Leuten, wo zwei Leute sich immer einen PC teilen müssen, da ist auf der vertraglichen Seite irgendwas schief gelaufen.

    Interessierte können schon jetzt nachschauen, auf was sie besonders achten sollten: im Internet und den Heften der Stiftung Warentest. Und im Herbst kommen neue Überprüfungen dazu .

    (Autor: William Vorsatz)

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