Archiv


Origami-Flieger für den Mars

Raumfahrt. – Vergangenen Samstag ging im texanischen Houston der nur alle zehn Jahre stattfindende ''World Space Congress'' zu Ende. Rund 13.000 Experten aus aller Welt waren angereist, um Visionen für die Zukunft der Weltraumfahrt zu entwickeln und zu diskutieren. Ein großes Thema war dabei auch die weitere Eroberung des Mars. Um optimale Landeplätze für zukünftige Missionen auszuwählen, planen NASA-Forscher den Bau eines Spähflugzeuges, dass sich einen detaillierten Überblick aus der dünnen Marsluft verschaffen könnte.

    Eine Weltraumkapsel und ein Flugzeug sind schon auf den ersten Blick kaum miteinander zu vereinbaren. Umso schwieriger ist daher das Problem, ein Flugzeug bis zum Mars zu transportieren und dort dann autonom die Landschaft erkunden zu lassen. Robert Brown vom Langley Research Center der NASA in Hampton, Virginia, suchte nach einer Lösung des kniffligen Problems, denn der Forscher ist sicher, dass die Mühe reich belohnt würde. "Aus der Mars-Luft kann man viel interessante Forschung betreiben, wie etwa wissenschaftliche Experimente, die weder in der Umlaufbahn, noch am Boden durchgeführt werden können. Auch könnte ein Marsflugzeug große Entfernungen in rund 1500 Meter Höhe zurücklegen." Allein die beachtliche Reichweite von rund 850 Kilometern eröffnet Perspektiven, die Bodenrobotern a la Sojourner wohl auf ewig verschlossen bleiben dürften. Soll etwa eines Tages ein optimaler Landeplatz für die erste Landung eines Menschen auf dem roten Bruderplaneten der Erde ausgemacht werden, dann werden Aufnahmen aus dem Orbit nicht genügen – nur ein Luftaufklärer könnte diese Aufgabe zuverlässig übernehmen.

    Bislang setzten NASA-Entwickler dazu allerdings vor allem auf Ballons. Doch ein echtes Flugzeug ließe sich viel zielgenauer einsetzen als die den Launen des Wetters ausgelieferten Gefährte. Allerdings ist sein Transport und seine Inbetriebnahme am Einsatzort auch ein wesentlich größeres Problem: "Nun, man muss das Flugzeug eben irgendwie so zusammenfalten, dass es in das Raumschiff hinein passt. Und wenn es dort in der Atmosphäre angekommen ist, muss das Ding auseinander gefaltet und in etwas verwandelt werden, das wie ein ganz normales Flugzeug aussieht", so Brown. Das Produkt dieser Überlegung gleicht denn auch nicht rein zufällig einem wahren Origami-Kunststück. Der Prototyp, den Robert Brown in Houston präsentierte, ähnelt wie die technologische Antwort auf eine Fledermaus und würde zusammengelegt leicht auf einen Beifahrersitz passen. "Das ist die Ares Eagle, die wir hier auf der Erde getestet haben. Diese zusammengeklappte Version wurde im Sommer von einem Ballon aus 35 Kilometern Höhe abgeworfen, also quasi bei Mars ähnlichen Bedingungen." Der echte Marsflieger wäre allerdings doppelt so groß wie das Testmodell. 125 Kilo soll die endgültige Version einmal wiegen - inklusive eingebautem Raketentriebwerk und Treibstoff für 850 Kilometer.

    Ein Video dokumentiert, dass die übrigens rein mechanische, von Federn getriebene Entfaltung des Mars-Adlers erfolgreich funktioniert und so aus der Hightechfledermaus ein stattliches Flugzeug entsteht. Dabei bremst zuerst ein kleiner Fallschirm den freien Fall zur Stabilisierung ab. Anschließend klappt der Rumpf samt Heckleitwerk auf volle Länge aus. Als letztes fahren die Flügel aus und der freie Fall wandelt sich in kontrollierten Flug. Hat die automatische Steuerung mit Hilfe von Gyroskopen und Lichtsensoren die Fluglage austariert, zündet das Raketentriebwerk. "Natürlich gibt es noch jede Menge zu verbessern, aber bis 2007 können wir startklar sein für den Flug zum Mars", gibt sich Brown zuversichtlich. Zumindest um ein Problem braucht er sich dann, wenn der Ares-Adler seine Schwingen in den Marslüften ausbreitet, keine Gedanken mehr zu machen. Während das Vehikel auf der Erde durch einen ausgebildeten Experten sicher gelandet wird, geht auf dem Mars einfach der Sprit aus und Ares zerschellt im roten Fels.

    [Quelle: Ralf Krauter]