Mittwoch, 15. Mai 2024

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Orion, Plejaden und Co. in der Mythologie der Aborigines
Ein lüsterner Jäger, Schwestern und viele Dingos

Nach Mitternacht klettert der (Schürzen-)Jäger Nyeeruna über den Osthorizont und stellt den Yugarilya-Schwestern nach. So überliefert es das Volk der Kokatha im Süden Australiens – für uns handelt es sich um Orion und die Plejaden.

Von Dirk Lorenzen | 23.10.2022
Nach Mitternacht steigt Orion/Nyeeruna über den Osthorizont, rechts oberhalb ist der Stier mit den Plejaden
Nach Mitternacht steigt Orion/Nyeeruna über den Osthorizont, rechts oberhalb ist der Stier mit den Plejaden (Stellarium)
Der Wüstling erreicht die Frauen nicht, weil sich deren große Schwester Kambugudha ihm entgegen stellt. An unserem Himmel gilt sie als Sternhaufen der Hyaden.
Nyeeruna attackiert die zornige große Schwester mit seiner Keule, die als Beteigeuze am Himmel leuchtet. Ihre rötliche Farbe geht auf das magische Feuer zurück, das plötzlich aufflammt.
Kambugudha, die große Schwester, hebt ihren jetzt ebenfalls brennenden linken Fuß – für uns Aldebaran im Stier – und tritt dem Angreifer Staub ins Gesicht. Dadurch erlischt das Feuer seiner Keule.
Danach setzt sie eine Reihe Dingo-Welpen zwischen sich und den Jäger, um so weitere Annäherungsversuche abzuwehren. Die Tiere sind als Bogen schwacher Sterne zu erkennen – in der griechischen Mythologie das Löwenfell des Orion.
Als sich Nyeeruna nicht abhalten lässt, ruft Kambugudha den Dingo-Vater zu Hilfe. Bubba, so sein Name, wird durch die Sterne des Stierhorns dargestellt. Er attackiert – unter dem Jubel der übrigen Sterne in der Umgebung – den jungen Mann.
Schließlich sieht Nyeeruna, unser Orion, seine Niederlage ein – aber die große Schwester, die Hyaden, schützt ihre Plejaden-Schwestern weiterhin. Und Keule und Fuß glühen rötlich in jeder Nacht – denn Nyeeruna jagt ewig weiter, wird die Yugarilya-Schwestern aber nie erreichen.