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Osrams erster Börsentag

Der Börsengang von Osram nach der Abspaltung von Siemens hat sich für die Aktionäre des Mutterkonzerns am ersten Handelstag gelohnt. Der erste Kurs der Aktie des Leuchtmittelherstellers blinkte bei 24 Euro auf der Frankfurter Kurstafel auf und rutschte zum Handelsschluss noch darunter.

Von Michael Braun | 08.07.2013
    Unter Reinraumbedingungen und unter Gelblicht bearbeiten Techniker in Schutzanzügen Glasplatten, die mehrere organische Schichten tragen. Die Lebensdauer der organischen Leuchtdioden sind noch eine Herausforderung, auch die Widerstandskraft der OLEDs gegen Wasser und Sauerstoff. Osram arbeitet an dieser neusten Lichttechnik. Was Osram mit Licht kann, hat es an der Börse eindrucksvoll gezeigt: Das ehrwürdige Börsengebäude war in Orange getaucht, über der DAX-Tafel funkelte eine Lichtinstallation. Und drinnen suchte Osram-Vorstand Wolfgang Dehen den Börsengang des rund 100 Jahre alten Leuchtmittelkonzerns als angesagte Alternative zum Verbleib im Siemens-Konzern darzustellen:

    "Man muss aber einfach sehen: Wir geben dem Aktionär damit die Möglichkeit zu entscheiden, ob er in de Siemens-Aktie und in der Osram-Aktie stehen will oder in der Osram-Aktie allein. Wir würden uns freuen, wenn natürlich viele Aktionäre die Osram-Aktie zukaufen würden."

    Dem Wunsch werden erst einmal nicht so viele Anleger folgen. Der erste Kurs für Osram wurde mit 24 Euro ermittelt. Danach ging es um rund einen halben Euro runter. Denn nur heute war Osram, als von Siemens abgespaltener Teil, Mitglied im DAX, das 31. Mitglied. Morgen ist das vorbei. Und alle, die nur DAX-Aktien im Depot haben dürfen, vor allem Fonds, müssen die Osram-Aktie abstoßen. Franz-Josef Leven vom Deutschen Aktieninstitut erklärt das Verfahren:

    "Der DAX hat traditionell die 30 größten deutschen Aktiengesellschaften mit ihrem jeweiligen Gewicht, das heißt mit ihrer Größe, mit ihrer Marktkapitalisierung. Dazu gehört natürlich auch Siemens. Und man muss halt heute für einen Tag lang so tun, als ob die alte Siemens noch bestünde, damit man dann sieht, wie viel davon entfällt auf Siemens, wie viel entfällt aus Osram. Und kann dann quasi heute Abend mit dem Schlusskurs von Osram berechnen, wie viel die neue Siemens an Gewicht noch im DAX hat."

    Es wird wohl kaum sinken. Mit 77,50 Euro war die Siemens-Aktie am Freitag aus dem Handel gegangen. Heute fehlte ihr nicht etwa ein großer Teil der 24 Euro, auf die Osram gekommen war, nein, Siemens legten sogar zu, in der Spitze heute auf 79,40 Euro. Offenkundig waren die Siemens-Aktionäre froh, Osram los zu sein. Leven wertete das so:

    "Zumindest wird das Leben für den Siemens-Vorstand demnächst nicht mehr ganz so schwer sein wie bisher, weil er eine Baustelle weniger hat."

    Osram hat voriges Jahr rote Zahlen geschrieben und hofft nun auf eine schwarze Null. Elf Werke werden geschlossen, in Deutschland fallen 1000 Stellen weg, weltweit 5400 von 39.000. Denn der Markt ist im Umbruch. Mit dem Oligopol weniger großer Anbieter sei es vorbei, meint Jürgen Meyer von SEB Asset Management:

    "Hier gibt es mittlerweile komplett neue Wettbewerber aus anderen Branchen, insbesondere der Chipindustrie, die jetzt auch anfangen, sehr leistungsfähige LEDs zu produzieren. Und ein Markt mit zehn oder 15 Anbietern ist typischerweise niemals so profitabel für den Einzelnen wie ein Markt mit drei oder vier Anbietern."

    Eher könnten Fusionen für Kursfantasie bei Osram sorgen. Dagegen steht, dass Siemens noch rund 20 Prozent an der ehemaligen Tochter hält, aber wohl nicht auf Dauer.