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Osram - harter Weg für neue Aktiengesellschaft

Osram steht wirtschaftlich nun auf eigenen Beinen. Nach 40 Jahren hat sich der Leuchtmittelhersteller vom Mutterkonzern Siemens abgespalten. Die Zukunft der Licht-Branche heißt LED. Osram ist bei den Leuchtdioden nicht schlecht aufgestellt, aber auch nicht Marktführer.

Von Michael Watzke | 08.07.2013
    Wer bei Siemens arbeitet, ist ein Siemensianer. Wer für Osram schafft, nennt sich Osramite. Das ist schon seit über 100 Jahren so, seit es die beiden traditionsreichen Firmen gibt. Und das änderte sich auch in den letzten 40 Jahren nicht, als Osram eine Siemens-Tochter war. Siemens und Osram – nun trennt sich, was nie so recht zusammengehörte. Bei der letzten Siemens-Hauptversammlung gab der Aufsichtsrats-Vorsitzende Gerhard Cromme bekannt, dass Osram nicht per klassischen Börsengang abgespalten wird, sondern per Spin-Off:

    "Das bedeutet für die Siemens-Aktionäre, dass sie zum Zeitpunkt der Erstnotierung für je zehn Siemens-Aktien in ihrem Depot eine Osram-Aktie zusätzlich erhalten werden. Sie als Siemens-Aktionäre werden damit mit 80,5 Prozent direkt an der künftig börsennotierten Osram Licht AG beteiligt."

    Man musste nur in die Gesichter der Siemens-Aktionäre schauen, um die mangelnde Begeisterung zu erkennen. Nicht mal Crommes Aufforderung ...

    "Sie dürfen jetzt klatschen!"

    ... konnte darüber hinwegtäuschen, dass Osram nun quasi im Ausverkauf gehen muss und nicht, wie erhofft, noch ein paar Milliarden Euro in die Kasse spült. Weder in die eigene noch die von Siemens. Osram ist eine Marke, die lange Zeit für Glühbirnen stand wie Tempo für Taschentücher. Aber die Glühbirne ist ein Produkt der Vergangenheit. Die Zukunft in der Licht-Branche hat drei Buchstaben: LED. Bei den stromsparenden Leuchtdioden ist Osram nicht schlecht aufgestellt, aber längst nicht mehr Benchmark wie früher. Vor allem die asiatischen Konkurrenten machen Osram zu schaffen, die Gewinnmargen im LED-Markt sind gering. Die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung dagegen gewaltig.

    Osram versucht, ein modernes Unternehmen zu werden. Die Münchner sind von ihrem ur-alten Firmensitz in Giesing in ein modernes Hochhaus im Münchner Norden gezogen. Und sie präsentieren sich strahlend. Im frisch renovierten Lenbach-Haus etwa, einem renommierten Kunst-Museum, hat Osram die gesamte Licht-Gestaltung übernommen – mit einem revolutionären LED-Konzept. Nicht nur Künstler sind begeistert von den Lichtspielen der Osramiten. Gleichzeitig baut Osram Arbeitsplätze ab. 39.000 Mitarbeiter hatte die Firma letztes Jahr – Ende nächsten Jahres sollen es 5400 weniger sein. Allein in Deutschland fallen 1100 Stellen weg - in Berlin, Nordrhein-Westfalen und München. Der letzte macht das Licht aus bei Osram.

    Es wird ein harter Weg für die neue Aktiengesellschaft – und bei Siemens-Chef Löscher ist Erleichterung spürbar, nun nicht mehr die unternehmerische Verantwortung zu tragen. Bei der letzten Hauptversammlung hatte Löscher, ohne Osram ausdrücklich zu nennen, gesagt:

    "Dass wir mit einzelnen unserer Projekte in den vergangenen Monaten nicht so erfolgreich waren, wie wir und unsere Kunden sich das vorgestellt hatten."

    Zwar behält Siemens knapp 20 Prozent der Osram-Anteile. Und doch gehen beide nun wieder eigene Wege – Siemensianer und Osramiten.