''Also / Im namen des / Beziehungsweise / Ich / Auf jeden Fall habe ich ein ungutes Gefühl / Wir wollen doch alle, das müssen Sie doch verstehen / Ich möchte den Verhandlungen nicht vorgreifen / Lieber verschwinden, lieber keine Politik.''
Dabei ist immer die Frage, wie weit man kritisieren kann, was man, wie in diesem Fall, pointengenau und mit sozusagen glattpolierter Oberfläche ausstellt. Martin Heckmanns steht in der kurzen Tradition der Traktate-Produzenten a la Pollesch und wurde damit jedenfalls zum erklärten Publikumsliebling.
Der einzige Autor unter den JurorInnen, Oliver Bukowski, fühlt sich da nach den Blut, Sperma- oder Inzest-Dramen der letzten Jahre offenbar ganz heimisch:
''Was ich festgestellt habe, ist, dass die Protagonisten so zwischen 20 und 35 Jahre alt sind, so dass ich mir vorkomme wie in einer Szenekneipe in Prenzlauer Berg, wo die Intellektuellen jetzt nach abgeschlossenem Literaturstudium direkt zum Sozialamt fahren... Das ist diese Verzweiflung, die ich in vielen Texten sehe. Die Sprache ist so, dass die ganz großen Themen, Globalisierung, auf gleicher Ebene verhandelt werden mit ganz privaten Sachen. Das ist so eine Art Chat-Sprache geworden, da funktioniert das ja auch so. Man hebt alles ins Wort: man liebt nicht, man fasst sich nicht an, man redet nur noch.''
Der inhaltliche Reflex auf die undurchsichtigen Systeme wird in der Form fortgesetzt: Es gibt kaum Figuren, gar keine Psychologie; statt dessen Textflächen, die dem Regisseur vor allem eins bieten: Freiheit. Auch das ist kein ganz neues Phänomen, wie an den Stücken der schon etwas älteren Sprachwüterin Elfriede Jelinek zu zeigen wäre. Zwischen ihr und der Jungautorin und Kleist-Preisträgerin Ulrike Syha liegen nicht nur inhaltlich Welten. Böse und mit Oliver Bukowski gesprochen: Texte, die früher nach Klagenfurt weitergereicht worden wären, können heute schon mal in Mülheim landen. Und dort auch gefallen.
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