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Ost-West-Profile: Studenten von heute - Profile von morgen

19.10.2000
    Frage: Wie ist der derzeitige Stand der Ost-West-Kooperationen?

    Dr. Eimermacher: Der Stand ist eigentlich nicht schlecht, weil es verschiedene Programme von deutscher und europäischer Seite gibt. Diese Kontakte und Kooperationen sind sehr vielgestaltig: Studenten- und Dozentenaustausch hat es immer gegeben. Neu ist der Versuch, das überkommene sowjetische Hochschulsystem durch innovative Studiengänge zu erneuern.

    Frage: Das heißt aber auch, dass man in Russland die Notwendigkeit zur Öffnung erkannt hat.

    Dr. Eimermacher: Man hat sehr schnell erkannt, dass man 70 Jahre hinterher war. Dadurch hatten sie etwas Minderwertigkeitskomplexe. Hinzu kam eine wirtschaftliche und gesellschaftliche Umstrukturierung. Man traute dem sowjetischen Modell gar nichts mehr zu und hielt Ausschau nach anderen Modellen, die zu prosperierenden Staaten geführt haben. Deshalb schielte man nach Europa und in die Vereinigten Staaten von Amerika. Im Grunde genommen war dies aber eine Fehleinschätzung. Das sowjetische Bildungsmodell war eine Lernschule und hat zu sehr wichtigen Erkenntnissen geführt. Problematisch war der geisteswissenschaftliche Bereich, weil er überideologisiert war und der Bereich, der mit freier Wirtschaft zu tun hatte.

    Frage: Besteht in diesen beiden Bereichen auch ein besonders großer Bedarf?

    Dr. Eimermacher: Der Bedarf besteht nach Außenkontakten, weil diese auch für Kontakte in die Wirtschaft günstig sind. Von Deutscher Seite aus geht es mehr um die Einsicht, dass wir alle in einem europäischen Boot sitzen, und wir die einmalige Chance haben, diese Konfrontation durch die Weltkriege und den Kalten Krieg beseitigen zu können. Wir denken, dass es langfristig eine Angleichung der Ausbildung und der Ausbildungssysteme geben muss.

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    Bei der Tagung Ost-West-Profile. Die Studenten von heute und ihre Chancen morgen sprechen u.a. folgende Referenten: Dr. Aleksandr Chvorostov (Moskau); Prof. Dr. Valerij Lukov (Moskau); Prof. Dr. Friedrich Schmidt (Kiel); Ekaterina Uglanova (Jaroslavl); Gerda Winzen (München); Prof. Dr. Galina Zvereva (Moskau) u.a. Veranstalter: Russland-Beauftragung der Landesregierung; Lotmann-Institut für russische und sowjetische Kultur Informationen zur Veranstaltung bei Dr. Anne Hartmann, Telefon: 0234 - 3225605

    Die Tagung findet an der Ruhr-Universität Bochum am 19. und 20.10.2000 jeweils von 10 bis 17 Uhr statt