Sonntag, 28. April 2024

Ansiedelung von Chiphersteller TSMC in Dresden
Ostbeauftragter Schneider: "Innovationsregion Ostdeutschland nachhaltig gestärkt“

Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Schneider, sieht in der Ansiedelung des taiwanischen Chip-Herstellers TSMC in Dresden einen wichtigen Innovationsimpuls für Ostdeutschland. Dabei schaffe die Ansiedlung nicht nur Arbeitsplätze, sondern mache Europa auch unabhängiger von Chip-Importen aus Asien.

16.08.2023
    Das Logo des Halbleiterhersteller TSMC in hellem Rot steht über einem Mikrochip.
    Der Halbleiterhersteller TSMC aus Taiwan investiert Milliarden in eine Chipfabrik in Dresden. (picture alliance / NurPhoto / Jakub Porzycki)
    Der SPD-Politiker sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, die Bundesregierung habe dieses Vorhaben über viele Monate hinweg mit vorbereitet und unterstützt. Die nun getroffene Entscheidung sei von großer Bedeutung für den Wirtschaftsstandort Deutschland und Europa insgesamt. Bereits gestern hatte Bundeskanzler Scholz die Pläne von TSMC begrüßt. Die Entscheidung sei ein Beleg dafür, dass Deutschland trotz schlechter Konjunkturdaten Investoren anziehe, sagte der SPD-Politiker auf seiner Wahlkreis-Sommerreise im brandenburgischen Wildau. Deutschland entwickele sich wahrscheinlich zu einem großen Standort für die Halbleiterproduktion in Europa. Die Investition von TSMC reihe sich ein in eine Kette ähnlicher Investitionen anderer Konzerne. Deutschland sei ein guter Wirtschaftsstandort, erklärte Scholz.
    Ähnlich äußerte sich Bundeswirtschaftsminister Habeck. Der geplante Bau der Halbleiterfabrik des taiwanischen Konzerns TSMC trage substanziell zur Versorgung Deutschlands und Europas mit Halbleiterchips bei. Nach Einschätzung des Grünen-Politikers zeigt die Investitionsentscheidung, dass Deutschland ein attraktiver und wettbewerbsfähiger Standort sei, gerade auch bei Schlüsseltechnologien wie der Mikroelektronik. Das Bundeswirtschaftsministerium ermöglichte bereits mit einer Ausnahmegenehmigung, dass mit den Baumaßnahmen schnell begonnen werden kann. Die Bundesregierung unterstützt die Ansiedlung laut Medienberichten mit fünf Milliarden Euro, genehmigt werden muss die Beihilfe noch durch die EU-Kommission.

    Wirtschaftswissenschaftler: Abhängigkeit von Seltenen Erden aus China bleibt bestehen

    Nach Einschätzung des Wirtschaftswissenschaftlers Reint Gropp indes löst die Ansiedlung langfristig keine Probleme. Der Leiter des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle sagte mehreren Medien, da Arbeitskräftemangel herrsche, ergebe die Entscheidung mit Blick auf die Beschäftigung wenig Sinn. Vorprodukte für die Chipherstellung wie Seltene Erden müsse man immer noch aus China beziehen, sodass die Abhängigkeit bleibe. Gropp führte aus, Deutschland sollte nicht Produktionen subventionieren, bei denen man international nicht wettbewerbsfähig sei. Die bessere Verwendung für das Steuergeld wären Investitionen in Forschung und Entwicklung, Digitalisierung oder Kinderbetreuung gewesen, damit mehr Frauen in den Arbeitsmarkt eintreten könnten. Ähnlich äußerte sich der wissenschaftliche Leiter am Institut der deutschen Wirtschaft, Hubertus Bardt. Solche Subventionen glichen nicht die Schwierigkeiten aus, die den Standort Deutschland insgesamt belasteten, sagte er im Deutschlandfunk.
    TSMC wird die Fabrik zusammen mit Bosch, Infenion und NXP, einem niederländischen Halbleiterhersteller, bauen. Der Konzern wird 70 Prozent am geplanten Joint Venture halten. Gemeinsam sollen mehr als zehn Milliarden Euro in die Dresdner Halbleiter-Fabrik investiert werden, wie sie in einer gemeinsamen Presseerklärung bekanntgaben. "Ziel ist es, eine moderne 300-Millimeter-Fabrik zur Halbleiterfertigung aufzubauen, um den zukünftigen Kapazitätsbedarf der schnell wachsenden Automobil- und Industriesektoren decken zu können." Das Joint Venture mit dem Namen ESMC werde am Ende etwa 2.000 Arbeitskräfte haben. ESMC wolle in der zweiten Hälfte des Jahres 2024 mit dem Bau der Fabrik beginnen und die Fertigung Ende 2027 aufnehmen.
    Diese Nachricht wurde am 09.08.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.