Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft führt die heutige Veranstaltung durch, weil wir der Auffassung sind, dass es dringend eine bäuerliche Interessensvertretung geben muss in ganz Deutschland, die für mehr soziale Gerechtigkeit steht und vor allen Dingen auch die Arbeitskraftanbindung der Direktzahlungen im Blick hat. Dies wollen wir heute thematisieren, unter anderem mit Bundesministerin Künast.
Die Ministerin wird gegen 14 Uhr am Tagungsort erwartet, dann, wenn es in einer Podiumsdiskussion um WTO, EU-Agrarreform und bäuerliche Landwirtschaft in Deutschland gehen wird. Dass diese Tagung erstmals in Brandenburg stattfindet, ist, so AbL-Geschäftsführer Georg Janssen:
...durchaus Absicht, wir wollen ein Zeichen setzen, dass auch in Brandenburg, aber auch in den anderen ostdeutschen Ländern klar wird, es gibt nicht nur den Deutschen Bauernverband, sondern es gibt die AbL, die für mehr soziale Gerechtigkeit steht, die vor allen Dingen auch thematisiert, dass bisher von den Direktzahlungen zwanzig Prozent der Betriebe achtzig Prozent der Zahlungen bekommen haben. Das ist ein Unding, hier gilt es dringend, politische Kurskorrekturen durchzuführen, das ist mit dem Bauernverband nicht zu machen, aber mit der AbL.
Dabei sein wird auch Ernst Ruden, 65 jähriger Landwirt aus Fahrland bei Potsdam. Er ist Mitglied des Bauernverbandes. Seit 1990 betreibt er seinen Hof wieder als Einzelbauer, so wie Jahrzehnte vorher, vor der Kollektivierung der Landwirtschaft:
Ich habe ja noch miterlebt von 1955 bis 1965 die Einzelwirtschaft mit meinem Vater als Kleinbauer, gegenüber heute.
Die EU-Osterweiterung und den Wettbewerb der sich daraus ergibt, findet Ernst Ruden spannend und auch das Zusammentreffen mit vielen Berufskollegen. Er sagt:
Wir sind gut beraten, wenn wir den Dialog pflegen und immer miteinander über Probleme reden, dann kann man, denk ich, vieles aus dem Weg räumen, Wenn wir nicht reden, machen wir uns gegenseitig nur das Leben schwer.
Cornelia Schmidt, eine junge Landwirtin aus der Prignitz im Norden Brandenburgs ist AbL-Mitglied. Sie führt seit fünf Jahren einen anerkannten Arche-Hof. Hier wohnen drei Generationen unter einem Dach und arbeiten im Familienbetrieb mit. Cornelia Schmidt ist heute mit besonderen Erwartungen an den Seddiner See gefahren:
Auf der einen Seite erwarte ich einfach einen Erfahrungsaustausch zwischen den Bauern an sich und natürlich auch eine klare Stellungnahme von Frau Künast, wo soll bäuerliche Landwirtschaft in Deutschland in Zukunft hingehen Es wird eine Menge heiße Diskussionen geben ums Thema Gentechnik, ums Thema Milch höchstwahrscheinlich, und ich erhoffe mir eigentlich eine klarere Stellungnahme durch die Politik, dass die Politik klipp und klar sagt, wir wollen eben diese bäuerlichen Familienbetriebe auch in Ostdeutschland , denn die Mehrzahl dieser Betriebe sind ja solche Betriebe. Wir haben ja nicht in der Mehrzahl Großbetriebe.
Allein in Brandenburg stehen gut 900 großen Agrarbetrieben reichlich 6000 kleine gegenüber, Höfe, so wie der von Cornelia Schmidt. Sie hofft auch, dass es heute noch um das Thema Boden geht, um die Privatisierung ehemals volkseigener Flächen. Hier fühlen sich viele kleine landwirtschaftliche Betriebe den großen gegenüber benachteiligt, so AbL-Geschäftsführer Georg Janssen:
Wir möchten ein Zeichen dafür setzen, dass die AbL eine brauchbare Alternative dafür bietet in dem Umsetzungskonzept der europäischen Agrarreform. Die Betriebe, die mit Familienarbeitskräften arbeiten, die auch viele Arbeitskräfte beschäftigen, sollen direkt auch von den Direktzahlungen profitieren und nicht die agrar-industriellen Unternehmen, die brauchen diese Direktzahlungen nicht. Das zweite Zeichen ist, dass die AbL die Interessenvertretung ist, die eine gentechnikfreie Landwirtschaft ganz nach vorne stellt und das auch politisch umsetzen will.
Den heutigen Vorträgen und Diskussionen wird sich morgen eine Exkursion zum Gut Ogrosen, einer bäuerlichen Hofgemeinschaft mit vier Betrieben in Brandenburg, anschließen.