
Es gehe bei den Gesprächen zwischen Vertretern Russlands und der USA zunehmend auch um wirtschaftliche Interessen, die Verhandlungen über ein Kriegsende seien ein Geschäftsmodell geworden, sagte sie im Deutschlandfunk. Von daher sei sie vorsichtig, von "wirklichen Friedensverhandlungen" zu sprechen. Sasse ist wissenschaftliche Direktorin des Zentrums für Osteuropa- und Internationale Studien und Einstein-Professorin für Vergleichende Demokratie- und Autoritarismusforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin.
Bei dem Treffen in Moskau sind weder die Ukraine noch die Europäische Union vertreten, die zuletzt ebenfalls über Möglichkeiten für die Beendigung des Kriegs in der Ukraine beraten hatten. Das ist aus Sicht der Ukraine-Expertin Sasse eine ungünstige Konstellation: "Wir können nicht sehen, ob sich alle diese verschiedenen Gespräche überhaupt miteinander verbinden." Auch die Tatsache, dass US-Außenminister Rubio an den Gesprächen in Moskau nicht teilnehme, sei "kein gutes Zeichen", betonte die Wissenschaftlerin. Er habe zuletzt das Thema Sicherheitsgarantien für die Ukraine stark gemacht.
"Europa hat Chancen verpasst"
Bei den Bemühungen um einen Friedensplan für die Ukraine hat Europa "viele Chancen verpasst", lautet die Überzeugung der Professorin. Man habe versucht, Schadensbegrenzung zu betreiben, dabei aber die Themen ausgeklammert, die für die Ukraine am kritischsten seien: Sicherheitsgarantien und ob Kiew territoriale Zugeständnisse machen solle. Bevor diese Themen nicht auf dem Verhandlungstisch lägen - unter Beteiligung der Europäer und der Ukraine - könne man nicht von Fortschritt sprechen.
Sasse forderte, Europa müsse so nah wie möglich bei der Ukraine bleiben und sie unterstützen. Dazu gehöre auch der Umgang mit eingefrorenem russischen Vermögen in Höhe von 140 Milliarden Euro, das zum größten Teil in Belgien verwahrt werde. Der Europäische Rat habe bei seiner nächsten Sitzung Mitte dieses Monats die Chance, "Nägel mit Köpfen" zu machen, indem er die Gelder freigebe für Kredite an die Ukraine. Bei diesem Theme bestehe "extrem hoher Handlungsbedarf", mahnte Sasse, weil das Geld auch bei den Gesprächen eine Rolle spielen werde, nur dass es dort darum gehe, Investitionen in der Ukraine zu tätigen, deren Gewinne anschließend zum Teil in die USA fließen sollen.
Diese Nachricht wurde am 02.12.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.




