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Ostukraine
Neue Kämpfe bei Awdijiwka

In den Osten der Ukraine wird weiter gekämpft, die Zahl der Toten steigt. Die Gefechte konzentrieren sich auf die Gegend um Awdijiwka, einem Vorort der Separatistenhochburg Donezk. Die Stadtverwaltung von Awdijiwka bereitet schon mal eine größere Evakuierung vor.

Von Florian Kellermann | 01.02.2017
    In Awdijiwka trägt ein ukrainischer Soldat die Sachen einer älteren Frau zu einem Versorgungszelt.
    In Awdijiwka werden Bewohner in Versorgungszelte gebracht. (Aleksey FILIPPOV / AFP)
    In den Morgenstunden wurden die Kämpfe bei Awdijiwka zunächst wieder intensiver. Die prorussischen Separatisten hätten einen weiteren Versuch unternommen, die ukrainischen Positionen zu stürmen, teilte die ukrainische Armee mit. Dabei hätten sie wieder schwere Artillerie eingesetzt.
    Insgesamt allerdings sind die Kämpfe nicht mehr ganz so heftig. Die ukrainische Armee meldete heute einen gefallenen Soldaten in den vergangenen 24 Stunden, am Sonntag und am Montag waren es noch sieben gewesen. Für sie fand heute Morgen eine Trauerfeier auf dem Unabhängigkeitsplatz in Kiew statt.
    Für die Bürger in Awdijiwka indes wird die Situation immer schwieriger. Eine Rentnerin sagte heute Morgen:
    "Wir haben immer noch kein Wasser und keinen Strom. Wenigstens sind die Heizkörper trotzdem ein bisschen warm, und es gibt Gas. Zum Überleben reicht es also noch. Wenn die Stadt evakuiert werden sollte, bleibe ich trotzdem da. Ich bin ja auch vor drei Jahren, als es hier so schlimm war, die ganze Zeit im Keller gesessen und habe es überstanden."
    Die Bewohner beklagen die Informationspolitik
    Die Militärverwaltung der Stadt gibt an, sie habe Busse organisiert, um die Bewohner im Notfall schnell aus der Stadt zu bringen. 4.000 Menschen könne sie sofort evakuieren, derzeit leben in Awdijiwka rund 20.000 Menschen. Die Bewohner beklagen allerdings, dass sie über die Notfallpläne nicht ausreichend informiert seien.
    Die Bewohner geben nicht nur den Separatisten auf der anderen Seite der Frontlinie Schuld an der Eskalation. Eine Frau, die in eines der Versorgungszelte gekommen war, sagte einem Donezker Journalisten:
    "Was soll dieser Krieg? Sie sollen sich doch endlich einigen. Wenn unser Präsident Petro Poroschenko den Krieg braucht, soll er doch seine Kinder hier an die Front schicken, nicht diese unschuldigen jungen Männer, die auf beiden Seiten sterben. Die Politiker sind schuld an unserer Misere."
    Treffen der Minsk-Kontaktgruppe
    Weil die Schusswechsel eine Filteranlage beschädigt haben, ist auch im Separatistengebiet die Wasserversorgung teilweise zusammengebrochen, wie es von dort heißt, Donezk, das nur 13 Kilometer entfernt liegt, ist ohne Trinkwasser. Das Hauptaugenmerk der technischen Einsatzkräfte liegt darauf, dass die Frosttemperaturen von minus 15 Grad die Leitungen nicht zerstören.
    Für heute nachmittag, 15 Uhr Ortszeit, ist ein Treffen der sogenannten Minsk-Kontaktgruppe anberaumt, zu der Russland, die Ukraine, die OSZE und die Separatisten gehören. Die Verhandlungsparteien werden erneut versuchen, sich auf eine Waffenruhe zu einigen.