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Otter, Marder und Co.

Das Otterzentrum Hankensbüttel am Südrand der Lüneburger Heide ist kein gewöhnlicher Tierpark. Am Ufer des idyllischen Isenhagener Sees werden Otter, Hermeline, Dachse und Marder nicht hinter Gittern gehalten, sondern in Gehegen, die ihren natürlichen Lebensräumen entsprechen.

Von Bita Schafineya |
    Ein schokobraunes dichtes Fell, ein weiße Schnute und eine karamellfarbene Nase: Die Otter leben in Gängen unter der Erde. Hinter einer Plexiglas-Scheibe können die Besucher sie beobachten: In einem Bau hat es sich momentan ein Hermelin-Weibchen gemütlich gemacht. Die Tiere bekommen im Winter eine andere Farbe, ihr Fell färbt sich weiß, erklärt Leiter Mark Ehlers:

    "Und das kennt man häufig so von alten Zeichnungen, Gemälden von Königen, die haben so Gewänder um, weiße Gewänder mit so schwarzen Punkten drauf und die bestehen eben aus hunderten von Hermelinfällen die seinerzeit dann verarbeitet wurden zu solchen Königsgewändern."

    Es gibt kaum störende Zäune, der Iltissumpf ist nur durch Gräben und niedrige Steinwände von den Wegen abgegrenzt:

    "Also wir zwingen die Tiere nicht, sich draußen zu präsentieren, sondern stellen ihnen das quasi frei, ob sie drin sind oder draußen. Das ist uns sehr wichtig, dass sie sich wirklich maximal wohlfühlen und ja möglichst artgerecht, wenn man das so sagen kann, hier auch gehalten werden."

    Hermelin Charlie steckt sein Schnäuzchen aus einem Erdloch und flitzt blitzschnell zum nächsten Versteck.

    Gerade einmal 20 Zentimeter lang ist das Tier. Mit einer Futterschüssel kommt Mark Ehlers zum Gehege – darin Pansen und Rinderherz. Was für ein Duft! Dafür verlässt Hermelin Charlie sofort den sicheren Unterschlupf.

    Etwas weiter gelangt der Besucher zu einer Moorlandschaft mit Pfützen und Bächen.

    Hier leben die Nerze: Mit den Schwimmhäuten an den kleinen Pfoten patschen sie durch den Matsch, verstecken sich hinter Torfsoden, zanken mit den Artgenossen und hoppeln flink zum Futter:

    "Jetzt kommt er hier auf uns zu, schnappt sich sein Fressen. Er bekommt heute Fisch, wie man sieht. Und er bunkert gleich. Es ist also auch ganz typisch, also die schnappen sich das Fressen und ziehen sich dann zurück in die Deckung, wo sie dann in Ruhe den Fisch verspeisen können."

    1.500 Quadratmeter ist die Anlage groß. Für die Besucher gibt es sogar einen Kriechgang, der unter dem Gehege lang führt. Tief gebückt geht Mark Ehlers voran:

    "Im Entengang quasi. Ist schon auch ein Erlebnis und jetzt könnten wir hier die Minke und die Nerze ganz nah sehen. Wo haben sie sich denn versteckt? Habt ihr sie gesehen?"

    "Ich habe die eben hier drin gesehen in diesem Holzkasten da und da hinten sind auch welche, beide sind draußen. Da guckt eine raus."

    <im_81468>ACHTUNG: NUR IN ZUSAMMENHANG MIT SONNTAGSSPAZIERGANG VERWENDEN</im_81468>Das kleine Tierchen streckt seinen Kopf mit den schwarzen Knopfaugen und dem rosafarbenen Schnäuzchen hinter einem Holzstapel hervor. Der zehnjährige Alexander ist zusammen mit seinen Freunden im Otterzentrum und ganz begeistert:

    "Ja, mir gefällt es besonders, dass es hier so viele Otter gibt und die Otterhunde, die mag ich sehr gerne. Ich mag generell gerne Hunde. Ich finde es halt schade, dass sie beim Aussterben sind und die sehen so schön kuschelig aus."

    Die Otterhunde freuen sich immer über Besuch. Mit einem großen Hallo werden die Kinder begrüßt. Früher wurden die Tiere für die Jagd auf Otter gezüchtet, heute zählen sie zu den aussterbenden Haustierrassen. Die cremefarbenen wuscheligen Tiere wedeln mit dem Schwanz, als sie die Besucher sehen.

    Und auch die Fischotter Thomas, Kuno und Olli schwimmen aufgeregt in einem Teich herum – machen Männchen und elegante Sprünge ins Wasser oder fangen frischen Fisch aus der Luft:

    "Hier vorne schwimmt er gerade wieder vorbei. Fischotter sind ja auch sehr an das Leben im Wasser angepasste Tiere. Man sieht das, wenn sie so schwimmen, die liegen sehr tief im Wasser, der Kopf schaut kaum heraus. Nase, Augen und Ohren liegen so auf einer Linie, fast wie beim Krokodil. Das heißt, er braucht nur ganz wenig auftauchen und kann gleichzeitig alle drei Sinne einsetzen, um Beute zu erspähen oder sich auch vor Feinden in Deckung zu begeben."

    Über eine sogenannte "Naturerlebnisbrücke" gelangen die Besucher trockenen Fußes über einen großen See. Auf gut hundert Metern Länge sind zehn Stationen eingerichtet. An einer Stelle erforschen sie mit Keschern, was so alles an Kleinlebewesen im See lebt. In einem überdimensionalen Schilfmodell erfahren sie am eigenen Leib, wie sich Tiere fühlen, die sich im Röhricht verstecken. Über einen Baumstamm gelangen die Besucher in ein nachgebildetes Storchennest und können in drei Metern Höhe mit einem Fernrohr Störche und Wasservögel beobachten:

    "Man kann dann über diese schmale Treppe oben in dieses Storchennest klettern und kann dann das echte Storchennest, was hier ein wenig weiter zu sehen ist, ja quasi, dem steht man vis á vis gegenüber und kann den Storch, der hier auch brütet, dann eben ganz nah sein."

    In einer Kletter- und Krabbelmühle können sich die Kinder wie die Steinmarder durch enge Löcher und Ritzen zwängen.

    Etwas weiter ist ein Gehege mit Hühnern:

    "Ja, das ist so’n bisschen unser Stilbruch im Otterzentrum, mal keine Marderart, sondern Lachshühner. Das ist eine ganz seltene, vom Aussterben bedrohte Hühnerrasse, die wir hier halten und von denen hier gerade von Kindern, die aus dem städtischen Bereich kommen, ne ganz große Faszination aus. Die kann man nämlich auch streicheln. Die lassen sich anfassen, kommen sehr nahe, sind sehr zutraulich und für viele Gäste ist das auch ganz toll mal hier Hühner zu beobachten."

    Frank Schmidt ist ganz fasziniert von den Tieren im Otterzentrum und wird bestimmt noch öfter vorbei schauen:

    "Mir gefällt es sehr gut, vor allem dieser fließende Übergang vom Gehege ins Freie sozusagen. Da, wo der Zuschauer sich bewegt. Hat einfach den Vorteil, man merkt es gar nicht, dass da eigentlich ein Gehege ist. Es ist alles so, wie es draußen ist, sage ich mal und das spricht eigentlich super an."