Klaus Remme: War es gestern der Luft- und Raumfahrtkonzern EADS mit dem Stellenabbau bei Airbus, so steht heute die Deutsche Telekom im Mittelpunkt des Interesses. In Bonn legte die Konzernführung heute Vormittag die Bilanz für das Geschäftsjahr 2006 vor. Umsatz gestiegen, Gewinn gesunken, Dividende na ja. So könnte man das ganze zusammenfassen, wenn da nicht die Pläne für eine Auslagerung von knapp 50.000 Beschäftigten wären.
Am Telefon begrüße ich Martin Dörmann. Er ist Bundestagsabgeordneter der SPD und Berichterstatter seiner Fraktion für Telekommunikation. Guten Tag Herr Dörmann.
Martin Dörmann: Schönen guten Tag Herr Remme.
Remme: Herr Dörmann, René Obermann ist nicht der erste der versucht, die Telekom wettbewerbsfähig zu machen, und ich weiß nicht wie oft dieser Konzern schon versprochen hat, den Service zu verbessern. Was spricht dafür, dass er mehr Erfolg hat als seine Vorgänger?
Dörmann: Ja, gerade weil die Vorgänger nicht erfolgreich waren und der Druck auf die Deutsche Telekom jetzt so stark gewachsen ist, dass man gar keine Alternative mehr hat, als hier sehr konsequent vorzugehen. Sie haben es angedeutet: in der Tat waren Ankündigungen in der Vergangenheit bereits da, leider nicht mit Erfolg gekrönt. Ich hoffe sehr, dass die neue Strategie der Deutschen Telekom hier wirklich zu einem Fortschritt kommt, denn wir brauchen eine bessere Service-Qualität bei der Deutschen Telekom, damit wir auch eine Beschäftigungssicherung für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer am Ende hinbekommen.
Remme: Was ist neu an dieser Strategie?
Dörmann: Ich denke man hat den Fehler in der Vergangenheit gemacht, dass man eine Aufspaltung des Konzerns gemacht hat, was zu der absurden Folge geführt hat, dass man sich gegenseitig Konkurrenz gemacht hat, sei es im Festnetz- und im Mobilfunkbereich. Jetzt sieht man, dass man ein gemeinsames Konzept braucht, dass man klar an die Kunden herantreten muss - ich glaube, dass das der richtige Weg ist - und dass man ganz oben an den Service setzt. Ich war selbst in den vergangenen Monaten in vielen Gesprächen vor Ort, habe mit Betriebsräten gesprochen, aus der Praxis gehört, was dort schief läuft. Ich habe auch ein Gespräch mit Herrn Obermann gehabt und ich weiß, dass er die Probleme der Deutschen Telekom wirklich sehr tief durchdrungen hat, und habe deshalb die Hoffnung, dass das dann auch entsprechend umgesetzt wird, was angekündigt wurde, was Service-Qualität angeht.
Remme: Aber wenn Sie sagen, dass interne Konkurrenz schädlich ist, was soll dann die Einführung einer Zweitmarke, einer Billigmarke?
Dörmann: Die Ausrichtung dieser Billigmarke glaube ich muss man in einem bestimmten Segment sehen. Es gibt in der Tat insbesondere Jugendliche, die in erster Linie auf den Preis gucken müssen. Dort gibt es einen harten Konkurrenzkampf, wie ja ohnehin im Mobilfunkbereich ein harter Konkurrenzkampf da ist. Ich glaube es ist richtig, einen strategischen Ansatz zu finden, unterschiedliche Zielgruppen mit unterschiedlichen Konzepten zu bedienen. Ich glaube das war der Fehler in der Vergangenheit, dass die Telekom geglaubt hat, alleine durch den Namen könnte sie höhere Preise rechtfertigen. Man muss sehr viel gezielter an die Kunden herangehen.
Remme: Herr Dörmann, die Deutsche Telekom hat zwei Millionen Festnetzkunden verloren. Ist das die Schuld der Arbeitnehmer?
Dörmann: Nein! Die Arbeitnehmer sind sehr motiviert. Das haben auch die Gespräche ergeben, die ich bisher geführt habe. Sie identifizieren sich sehr stark mit diesem Unternehmen. Es ist in der Vergangenheit einfach vom Overhead zu viel verkehrt gelaufen. Es waren keine klaren Strukturen da und das hat auch vom Marketing-Konzept her dann alles nicht getragen, was ich gerade erwähnt habe, so dass die Beschäftigten am Ende diejenigen sind, die letztendlich hier in den Diskussionen im Moment ein Stück weit auch scheinbar nach Vorstellung des Vorstandes ausbaden müssen, was in der Vergangenheit schief gelaufen ist.
Remme: Overhead ist ein anderes Wort für Management?
Dörmann: Richtig.
Remme: Ist es richtig oder ist es falsch, wenn Tausende von Arbeitnehmern jetzt durch die Auslagerungspläne die Zeche dafür zahlen müssen?
Dörmann: Man muss jetzt erst mal abwarten, was die Gespräche ergeben. Ich finde erst mal positiv, dass der Konzern ja auf eine Strategie setzt, dass man Beschäftigung sichern will. Es ist ja nicht davon die Rede, dass man hier einen neuen drastischen Personalabbau vornehmen will, sondern man sagt wir gliedern diese Beschäftigten aus in neue Gesellschaften mit dem Ziel, dort Beschäftigung zu sichern. Ich glaube das, was das Problem am Ende sein wird, ist zu welchen Bedingungen dort die Beschäftigung erfolgt, denn wir haben jetzt einen gültigen Tarifvertrag im Konzern selber. Die Auslagerung geschieht ja deshalb, weil man zu einem neuen Tarifvertrag kommen will, kommen muss. Diese Verhandlungen stehen jetzt unmittelbar bevor und da wird man am Ende sehen, inwieweit es den Tarifvertragsparteien gelingt, dort auch vernünftige Konditionen für die Beschäftigten zu sichern.
Remme: Aber das vorrangige Ziel ist doch nicht Beschäftigung zu sichern. Das vorrangige Ziel ist Kosten zu sparen.
Dörmann: Richtig, aber im Moment stehen sich zwei gegenüber: einerseits die Unternehmensleitung, die sich unter Druck gesetzt fühlt aufgrund der Zahlen, die Sie gerade genannt haben, was die Bilanzen angeht, die in einem Wettbewerbsumfeld agieren muss. Auf der anderen Seite die Arbeitnehmervertreter, die - ich habe das ja gerade angedeutet - an der Situation der Deutschen Telekom eben nichts können und die sagen, warum sollen wir verzichten. Trotzdem sage ich: am Ende des Tages werden beide Seiten aufeinander zugehen müssen, wie das in der Vergangenheit auch der Fall gewesen ist, denn eins ist klar: Langfristig muss die Deutsche Telekom wirklich wettbewerbsfähiger werden als sie es heute ist. Ich glaube es ist in erster Linie die Aufgabe, den Service an der Stelle zu verbessern. Dann können sich auch etwas höhere Preise rechtfertigen lassen. Insgesamt muss aber der Konzern auch effizienter werden und da muss man sehen, ob es nicht auch Alternativen gibt zu einer Reduzierung der Arbeitskosten, die auch zu Einsparungen führen. Das muss jetzt im Unternehmen geklärt werden.
Remme: Welche Alternativen meinen Sie?
Dörmann: Effizienzsteigerung kann ja nicht nur erfolgen durch Reduzierung von Arbeitskosten, sondern die Abläufe sollen verbessert werden. Dazu dient ja auch diese neue Gesellschaft oder dient der Service. Man muss sehen, inwieweit eben auch Kostenersparnisse resultieren durch die technologische Entwicklung. Wir haben eine technologische Entwicklung bei den Netzen. Da wird sicherlich auf Sicht auch eine Kostenreduzierung da sein. Dann muss man aber gucken, wie das natürlich auch mit der Beschäftigung zusammenhängt. In der Vergangenheit ist es ja so gewesen, dass die Telekom auch jedes Jahr durchaus sozialverträglich Personal abgebaut hat. Das haben letztendlich dann die Vereinbarungen mit den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ergeben. Das wird ja letztendlich auch fortgeführt. Ich glaube es geht jetzt darum, dass man hier mit T-Service eine Plattform findet, die auch langfristig trägt.
Remme: Martin Dörmann war das, Bundestagsabgeordneter der SPD, Berichterstatter seiner Fraktion für Telekommunikation. Vielen Dank Herr Dörmann.
Dörmann: Gerne Herr Remme.
Am Telefon begrüße ich Martin Dörmann. Er ist Bundestagsabgeordneter der SPD und Berichterstatter seiner Fraktion für Telekommunikation. Guten Tag Herr Dörmann.
Martin Dörmann: Schönen guten Tag Herr Remme.
Remme: Herr Dörmann, René Obermann ist nicht der erste der versucht, die Telekom wettbewerbsfähig zu machen, und ich weiß nicht wie oft dieser Konzern schon versprochen hat, den Service zu verbessern. Was spricht dafür, dass er mehr Erfolg hat als seine Vorgänger?
Dörmann: Ja, gerade weil die Vorgänger nicht erfolgreich waren und der Druck auf die Deutsche Telekom jetzt so stark gewachsen ist, dass man gar keine Alternative mehr hat, als hier sehr konsequent vorzugehen. Sie haben es angedeutet: in der Tat waren Ankündigungen in der Vergangenheit bereits da, leider nicht mit Erfolg gekrönt. Ich hoffe sehr, dass die neue Strategie der Deutschen Telekom hier wirklich zu einem Fortschritt kommt, denn wir brauchen eine bessere Service-Qualität bei der Deutschen Telekom, damit wir auch eine Beschäftigungssicherung für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer am Ende hinbekommen.
Remme: Was ist neu an dieser Strategie?
Dörmann: Ich denke man hat den Fehler in der Vergangenheit gemacht, dass man eine Aufspaltung des Konzerns gemacht hat, was zu der absurden Folge geführt hat, dass man sich gegenseitig Konkurrenz gemacht hat, sei es im Festnetz- und im Mobilfunkbereich. Jetzt sieht man, dass man ein gemeinsames Konzept braucht, dass man klar an die Kunden herantreten muss - ich glaube, dass das der richtige Weg ist - und dass man ganz oben an den Service setzt. Ich war selbst in den vergangenen Monaten in vielen Gesprächen vor Ort, habe mit Betriebsräten gesprochen, aus der Praxis gehört, was dort schief läuft. Ich habe auch ein Gespräch mit Herrn Obermann gehabt und ich weiß, dass er die Probleme der Deutschen Telekom wirklich sehr tief durchdrungen hat, und habe deshalb die Hoffnung, dass das dann auch entsprechend umgesetzt wird, was angekündigt wurde, was Service-Qualität angeht.
Remme: Aber wenn Sie sagen, dass interne Konkurrenz schädlich ist, was soll dann die Einführung einer Zweitmarke, einer Billigmarke?
Dörmann: Die Ausrichtung dieser Billigmarke glaube ich muss man in einem bestimmten Segment sehen. Es gibt in der Tat insbesondere Jugendliche, die in erster Linie auf den Preis gucken müssen. Dort gibt es einen harten Konkurrenzkampf, wie ja ohnehin im Mobilfunkbereich ein harter Konkurrenzkampf da ist. Ich glaube es ist richtig, einen strategischen Ansatz zu finden, unterschiedliche Zielgruppen mit unterschiedlichen Konzepten zu bedienen. Ich glaube das war der Fehler in der Vergangenheit, dass die Telekom geglaubt hat, alleine durch den Namen könnte sie höhere Preise rechtfertigen. Man muss sehr viel gezielter an die Kunden herangehen.
Remme: Herr Dörmann, die Deutsche Telekom hat zwei Millionen Festnetzkunden verloren. Ist das die Schuld der Arbeitnehmer?
Dörmann: Nein! Die Arbeitnehmer sind sehr motiviert. Das haben auch die Gespräche ergeben, die ich bisher geführt habe. Sie identifizieren sich sehr stark mit diesem Unternehmen. Es ist in der Vergangenheit einfach vom Overhead zu viel verkehrt gelaufen. Es waren keine klaren Strukturen da und das hat auch vom Marketing-Konzept her dann alles nicht getragen, was ich gerade erwähnt habe, so dass die Beschäftigten am Ende diejenigen sind, die letztendlich hier in den Diskussionen im Moment ein Stück weit auch scheinbar nach Vorstellung des Vorstandes ausbaden müssen, was in der Vergangenheit schief gelaufen ist.
Remme: Overhead ist ein anderes Wort für Management?
Dörmann: Richtig.
Remme: Ist es richtig oder ist es falsch, wenn Tausende von Arbeitnehmern jetzt durch die Auslagerungspläne die Zeche dafür zahlen müssen?
Dörmann: Man muss jetzt erst mal abwarten, was die Gespräche ergeben. Ich finde erst mal positiv, dass der Konzern ja auf eine Strategie setzt, dass man Beschäftigung sichern will. Es ist ja nicht davon die Rede, dass man hier einen neuen drastischen Personalabbau vornehmen will, sondern man sagt wir gliedern diese Beschäftigten aus in neue Gesellschaften mit dem Ziel, dort Beschäftigung zu sichern. Ich glaube das, was das Problem am Ende sein wird, ist zu welchen Bedingungen dort die Beschäftigung erfolgt, denn wir haben jetzt einen gültigen Tarifvertrag im Konzern selber. Die Auslagerung geschieht ja deshalb, weil man zu einem neuen Tarifvertrag kommen will, kommen muss. Diese Verhandlungen stehen jetzt unmittelbar bevor und da wird man am Ende sehen, inwieweit es den Tarifvertragsparteien gelingt, dort auch vernünftige Konditionen für die Beschäftigten zu sichern.
Remme: Aber das vorrangige Ziel ist doch nicht Beschäftigung zu sichern. Das vorrangige Ziel ist Kosten zu sparen.
Dörmann: Richtig, aber im Moment stehen sich zwei gegenüber: einerseits die Unternehmensleitung, die sich unter Druck gesetzt fühlt aufgrund der Zahlen, die Sie gerade genannt haben, was die Bilanzen angeht, die in einem Wettbewerbsumfeld agieren muss. Auf der anderen Seite die Arbeitnehmervertreter, die - ich habe das ja gerade angedeutet - an der Situation der Deutschen Telekom eben nichts können und die sagen, warum sollen wir verzichten. Trotzdem sage ich: am Ende des Tages werden beide Seiten aufeinander zugehen müssen, wie das in der Vergangenheit auch der Fall gewesen ist, denn eins ist klar: Langfristig muss die Deutsche Telekom wirklich wettbewerbsfähiger werden als sie es heute ist. Ich glaube es ist in erster Linie die Aufgabe, den Service an der Stelle zu verbessern. Dann können sich auch etwas höhere Preise rechtfertigen lassen. Insgesamt muss aber der Konzern auch effizienter werden und da muss man sehen, ob es nicht auch Alternativen gibt zu einer Reduzierung der Arbeitskosten, die auch zu Einsparungen führen. Das muss jetzt im Unternehmen geklärt werden.
Remme: Welche Alternativen meinen Sie?
Dörmann: Effizienzsteigerung kann ja nicht nur erfolgen durch Reduzierung von Arbeitskosten, sondern die Abläufe sollen verbessert werden. Dazu dient ja auch diese neue Gesellschaft oder dient der Service. Man muss sehen, inwieweit eben auch Kostenersparnisse resultieren durch die technologische Entwicklung. Wir haben eine technologische Entwicklung bei den Netzen. Da wird sicherlich auf Sicht auch eine Kostenreduzierung da sein. Dann muss man aber gucken, wie das natürlich auch mit der Beschäftigung zusammenhängt. In der Vergangenheit ist es ja so gewesen, dass die Telekom auch jedes Jahr durchaus sozialverträglich Personal abgebaut hat. Das haben letztendlich dann die Vereinbarungen mit den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ergeben. Das wird ja letztendlich auch fortgeführt. Ich glaube es geht jetzt darum, dass man hier mit T-Service eine Plattform findet, die auch langfristig trägt.
Remme: Martin Dörmann war das, Bundestagsabgeordneter der SPD, Berichterstatter seiner Fraktion für Telekommunikation. Vielen Dank Herr Dörmann.
Dörmann: Gerne Herr Remme.