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Paddeln mit Tradition

Die Mulde ist ein kleines Flüsschen, das aus Tschechien kommend, gemächlich durch Sachsen fließt und dann in die Elbe mündet. Genau hier, auf der Mulde, treffen sich seit fast fünfzig Jahren jeweils zu Ostern Wasserwanderer, um mit Kanus und Kajaks den Fluss zu befahren.

Von Dieter Wulf |
    Karfreitag im sächsischen Waldheim. Einige dutzend Kajakfahrer stehen auf dem Parkplatz mitten im Ort. Die meisten kennen sich. Fast alle kommen schon seit Jahren zu Ostern hierher. Die letzten Vorbereitungen werden getroffen, Regenjacken angelegt und die Boote noch mal überprüft, bevor der Organisator Thomas Katschmann das Wort ergreift.

    "Ich begrüße Euch erst mal alle recht herzlich zu unserer 48. Zschopau-Mulde-Fahrt. Mit dem Wasser hoffe ich das wir zurecht kommen. Haltet Euch ein bisschen zusammen, an die wer jetzt noch gar nicht gefahren ist an die, die sich auskennen hier. Es sind ein paar Stellen wo man achten muss auf Steine und so."

    Die Zschopau-Mulde-Fahrt, für eingeweihte die ZMF, ist die traditionsreichste Wanderfahrt für Kanu- und Kajakfahrer in Deutschland. Seit 1961 treffen sich Wasserwanderer, um die sächsischen Flüsse jeweils Ostern in drei Etappen von Waldheim bis Wurzen zu befahren. Zu DDR-Zeiten, erinnert sich Heiner Quandt, der Präsident des sächsischen Kanuverbandes, war das eine richtige Massenveranstaltung.

    "Das war richtig Kult. Das waren so viel Teilnehmer wir hätten mit 1000 Leuten fahren können hier. Wir mussten es eben auf 400 beschränken wegen der Kapazität und all so was. Der Organisation. Sie können sich vorstellen da oben ist die Wiese die war fünfmal so groß wie hier die war voll und eine Riesenstimmung Blaskapelle den ganzen Vormittag, Es war eine riesentolle Stimmung."

    Doch das ist schon längst nicht mehr so. Schließlich gibt es seit dem Fall der Mauer und der Öffnung der Grenzen für die Wassersportler nun viele neue Möglichkeiten, die man nun auch kennen lernen wollte.

    Heute, am Start der ersten Etappe, sind wieder etwas mehr Kanuten angereist als in den Jahren zuvor. Jetzt geht es darum möglichst schnell ins Boot zu kommen.

    Rauf aufs Wasser, entlang einer beeindruckenden Kulturlandschaft. Oberhalb, nur wenige Kilometer stromauf thront Burg Kriebstein beeindruckend auf einem Felsvorsprung oberhalb der Zschopau. Eine Burg, wie Prinz Eisenherz sie sich wohl gewünscht hätte. Am mächtigen hölzernen Burgtor erwartet mich Susanne Tiesler.

    "Ja ich begrüße Sie ganz herzlich auf der Burg Kriebstein, der schönsten Ritterburg Sachsens. Das ist unser großes Burgtor sozusagen der einzige Zugang zu unserer mittelalterlichen Burg. Die Burg Kriebstein ist eine Burganlage die sich auf einem Bergsporn direkt befindet, das heißt st von drei Seiten von dem Fluss Zschopau umflossen und hat eigentlich wirklich nur einen Zugang hier über unsere Brücke und früher war das natürlich eine Zugbrücke, die dann auch bei Gefahr hochgeklappt werden konnte."

    Im Burghof erhebt sich auf der rechten Seite ein mächtiger Turm, den man über eine breit angelegte Treppe erreicht.

    "Wir gehen jetzt unsere Freitreppe hinauf und stehen jetzt noch mal direkt vor unserem Wohnturm und haben hier wirklich noch mal die monumentale Größe im Blick. Dieser Turm ist bis zur Wetterfahne etwa 45 Meter hoch, misst zwölfmal 22 Meter als ist wirklich ein sehr monumentales Gebäude. Es ist auch wirklich etwas Besonderes weil doch wenige Burgen solche direkten Wohntürme besitzen."

    Der erste Besitzer, Ritter Dietrich von Berwalde, erbaute das Hauptgebäude 1384. Heute ist die Ritterburg ein Museum, wo manchmal klassische Konzerte stattfinden oder auch ganz stilecht Ritterfeste gefeiert werden.

    Die unteren beiden Etagen des massigen Wohnturms kann man als Besucher besichtigen. Aber nachdem Frau Tiesler eine Holztüre öffnet, geht es auf knarrenden Treppen immer noch weiter hinauf bis zum obersten Stockwerk. Dann öffnet sie in einem der obersten Erkertürmchen in luftiger Höhe, einen Verschlag, der einen fantastischen Blick bis weit ins Land freigibt.

    "Ja jetzt befinden wir uns im ganz obersten Dachgeschoss der Burg Kriebstein und sind jetzt in dem kleinen Erkertürmchen wovon es sechs auf der Burg gibt und hier kann man auch die Fensterluken öffnen und einen Blick hinaus werfen."

    Von hier sind es nur drei Kilometer flussabwärts bis nach Waldheim, wo die Tour der Kanuten jeweils am Karfreitag beginnt. Das Wahrzeichen der Stadt ist das Rathaus, das ganz im Jugendstil erbaut direkt am Fluss liegt. Jetzt schlängelt sich die Zschopau etliche Meter unterhalb des Rathauses gemächlich durchs Tal. Damals aber, im Sommer 2002, erzählt mir Steffen Blech, der Bürgermeister von Waldheim, richtete das Jahrhunderthochwasser hier unglaubliche Schäden an.

    "Das war natürlich für mich, ich bin seit 2001 Bürgermeister eine wirklich harte Bewährungsprobe. Die gesamte Innenstadt zerstört, die Geschäfte, das gesamte Leben in der Innenstadt, Banken, Sparkassen, die Leute hatten kein Geld. Es war dann so, dass sie beim Bäcker dann angeschrieben haben, weil sie kein Bargeld hatten."

    Aber so fürchterlich das alles war, so toll war auch die Hilfe, die dann kam, meint der Bürgermeister.

    "Die Hilfe aus der ganzen Bundesrepublik, völlig fremde Leute sind gekommen, haben ihre Hilfe angeboten, mit Arbeitskraft, Geld, Spenden und so weiter. Das war beispielhaft und ich habe das immer wieder gesagt in der Folge. Diese Solidarität sollten wir uns erhalten. Was da geleistet wurde, beispielhaft."

    Selbst das Rathaus stand damals zum Teil unter Wasser, meint Steffen Blech, während er mich auf den Turm des Hauses führt.

    "Jetzt sind wir hier bei der Turmuhr angekommen. Das war mal die zweitgrößte Turmuhr in Deutschland. Es gab damals nur eine größere das war in Hamburg der Michel dort ist die größere. Durchmesser drei Meter achtzig der Zifferblätter. Interessant für die Techniker, dass die Turmuhr nach allen vier Himmelsrichtungen ausgerichtet ist, das ist nicht üblich. Der große Zeiger über ein Meter siebzig, der kleine ein Meter fünfzig und damit die Zeiger nicht hin und her pendeln sind diese Gegengewichte angebracht."

    Mitten im Turmzimmer steht das Uhrwerk, das die Zeiger mit Hilfe von langen Metallstäben in allen vier Himmelsrichtungen antreibt.

    Dann geht es noch eine Etage höher auf die Aussichtspaltform. Von hier kann man am Ortsrand das Gefängnis sehen, die älteste kontinuierlich genutzte Justizvollzugsanstalt, die es in Deutschland gibt, erklärt mir Bürgermeister Blech.

    "Am Standort, wo sich heute die Justizvollzugsanstalt befindet war früher ein Augustinerkloster. Daraus entwickelt hat sich ein Jagdschloss und später wurde dann im 18. Jahrhundert ein Zucht-, Weisen-, und Armenhaus eingerichtet und das ist dann ab 1716 dann Zuchthaus gewesen. Der bekannteste Insasse den wir hatten war Karl May, der hat also von 1870 bis 1874 in Waldheim eingesessen, er hat aber nachweißlich dort keine Bücher geschrieben. "

    In Gedanken an Karl May geht es bei uns ähnlich wie bei Winnetou in Kanus und Kajaks weiter flussabwärts, wo die Zschopau dann nach einigen Kilometern in die Freiberger Mulde fließt. Von dort sind es nur noch ein paar Kilometer bis zur Stadt Leisnig, die auf einem hohen Felsen schon von weitem erkennbar ist. Hier können wir im Bootshaus des Kanuclubs übernachten. Damals, zu DDR Zeiten, mit hunderten Teilnehmern waren die Verhältnisse natürlich viel spartanischer, erinnert sich Roland Stelzer, der schon seit Jahrzehnten jedes Jahr zu Ostern an der Tour teilnimmt.

    "Vor dreißig Jahren da wären jetzt die Turnhallen in Leisnig voll. Es würden immer noch Leute vom Wasser kommen, weil sie vielleicht Probleme hatten zwischendurch mit einer Kenterung, ein Loch im Boot, das geflickt werden musste unterwegs. Und die letzten, die sich dann den Berg hochquälen müssen in die Turnhallen der Stadt, die müssen damit rechnen, dass sie nicht mehr in der Turnhalle schlafen können, sondern irgendwo außerhalb auf den Gängen oder vor der Toilette. So war die Situation."

    Auch Thomas Katschmann vom Kanuclub Leisnig erinnert sich etwas wehmütig an diese Zeiten zurück.

    "Da sind ja Hunderte von Leuten durch die Stadt gezogen zur Turnhalle und am nächsten Tag, wenn Start war, sind Hunderte von Boote - bunte Boote - die Mulde runter gepaddelt. Das war viel schöner, wenn die Leute durch die Stadt rannten zu Ostern hier."

    Dafür sitzen wir jetzt in kleinerem Kreis abends am Lagerfeuer und genießen Grillwürstchen und Steaks am Wasser. Am nächsten morgen geht es dann auf der gemütlich daherplätschernden Mulde entlang einer bewaldeten Hügellandschaft Richtung Grimma.

    Mittags machen wir Rast in Podelwitz, direkt neben einem Renaissanceschloss aus dem 15. Jahrhundert, einem der ältesten Wasserschlösser im Muldetal. Kurz danach fließen die Freiberger Mulde, auf der wir unterwegs sind und die Zwickauer Mulde zusammen. In unmittelbarer Nähe überragt eine riesige Schlossanlage auf einem hohen Fels die Stadt Colditz. Ein Schloss mit einer erstaunlichen Geschichte, die aber in Deutschland bis heute weitgehend unbekannt geblieben ist, erklärt mir Kornelia Kasten, die Verwalterin der riesigen Anlage.

    "Also, wenn sie in England irgendwo hinfahren und in England das Wort Colditz nennen, weiß jedes Kind was auf Schloss Colditz passiert ist, weil es in England in den Geschichtsbüchern steht. Wenn sie jetzt aber nach Hamburg fahren oder nach München fahren und sagen Colditz, weiß kein Mensch was damit anzufangen."

    In zweiten Weltkrieg wurden hier im Schloss hunderte hochrangige Alliierte Offiziere festgehalten. Unter anderem der Neffe von Winston Churchill. Offiziere die hierher kamen, hatten meist anderswo schon versucht aus Kriegsgefangenenlagern zu fliehen. So saß hier die Ausbruchselite, die sich dann auch trotz steil abfallender Felsen, Stacheldraht und Scheinwerferbestrahlung nicht abschrecken ließ. Zwischen Gefangenen und Wärtern entwickelte sich ein skurriles Katz und Maus Spiel, über das der englische Offizier Pat Reid später ein Buch schrieb das in England auch verfilmt wurde. Von rund dreihundert Fluchtversuchen gelangen tatsächlich 31.

    Heute erinnert ein kleines Fluchtmuseum in dem riesigen Schloss, an diese Geschichte. Einer der spektakulärsten Ausbruchsversuche ging von der Schlosskirche aus, erklärt Kornelia Kasten.

    "Die Kirche ist eins der wichtigsten Punkte auch in unseren Führungen, weil man da den Fluchttunnel sehen kann. Und die Kirche bleibt auch in dem Zustand erhalten, um halt eben den Leuten zeigen zu können, wie es in der Kriegsgefangenzeit hier ausgesehen hat. In der Vitrine finden wir verschiedene Werkzeuge, um die Fluchten überhaupt starten zu können. Handgemachte Meißel oder abgebrochene Messer. Das was die Gefangenen sich eben haben zusammen schneiden und feilen können, um halt eben die Fluchten zu ermöglichen."

    Statt in der Kirche nur für ihre Rettung zu beten, nahmen sie ihr Schicksal selbst in die Hand, während einer die Orgel spielte.

    "Und wenn das Orgelspiel aufgehört hat, dann wussten die genau ah Wachpersonal geht vorbei, wir müssen aufhören. Dann haben die aufgehört mit klopfen. Mit heiß und kalt die haben durch Hitze und Kälte praktisch die Steine teilweise zum sprengen gebracht und haben dadurch eben diesen Tunnel gebaut."

    Der Schutt wurde dann unter dem Kirchendach gelagert.

    "Hier haben die praktisch angefangen und durch diesen Luftschacht haben die im Flaschenaufzug das Ganze, was die praktisch entfernt haben, nach oben transportiert."

    Vom Fluchttunnel unter der Kirchenorgel geht es auf der vereinigten Mulde ein paar Kilometer weiter flussabwärts zu den Ruinen von Kloster Nimbschen, das an ganz andere historische Ereignisse erinnert.

    "Ich trete ja sehr häufig in dem Gewand von Martin Luther auf und erzähle diese Geschichte, wie sie mit hoher Wahrscheinlichkeit auch stattgefunden hat."

    Fred Urban, der Eigentümer des gleich nebenan liegenden Hotels erinnert gerne an die berühmteste Bewohnerin des Klosters, die Nonne Katharina von Bora.

    "Katharina lebte hier als Nonne im Kloster Nimbschen und sie war schon von Anfang an eine sehr tüchtige, aber auch etwas aufmüpfige Person und als die Kunde von Martin Luther, der in Wittenberg propagierte, dass nun auch die Nonnen außerhalb von Klostermauern und an der Seite eines Mannes gottgefällig leben, hier nach Nimbschen drang, da setzte sie sich an die Spitze einer Gruppe von Nonnen, die schriftlich beim Luther um ihre Befreiung ersuchten."

    Der damals in Wittenberg lebende Martin Luther hatte schon mehrfach in Grimma gepredigt. Zum Osterfest 1523 reichte der Stadtpfarrer Gareysen das Abendmahl erstmals in zweifacher Gestalt und bekannte sich damit zum Evangelium wie Luther es predigte. Einige Tage zuvor, am Karfreitag hatte ein Freund von Martin Luther, der Torgauer Kaufmann Leonhard Koppe, neun Nonnen aus dem Kloster Nimbschen zur Flucht verholfen.

    "In der Osternacht 1523 fand dann auch hier die spektakulärste Nonnenflucht aller Zeiten statt. Neun Nonnen mit ein mal wurden in Heringsfässern entführt. Herr von Koppe hat diese Flucht so geschickt geplant und durchgeführt, dass er schon nach zwei Tagen in Wittenberg war und alle neun Nonnen wohlbehalten in den reformierten Teil Deutschlands brachte. Ein Signal für das ganze Land und überall begann das so genannte Nonnenauslaufen."

    Eine dieser Nonnen, eben jene Katharina von Bora, heiratete Martin Luther dann zwei Jahre später im Sommer 1525. Eine fantastische Haushälterin sei sie gewesen, meint Fred Urban, aber offenbar wusste sie sich auch sonst durchzusetzen.

    "Katharina war sehr selbstbewusst, sehr dominant. Er nannte sie ja immer "mein Herr Käthe", da weiß man ja wer die Hosen anhatte im Haushalt. Luther in Deutschland geachtet, geehrt und gefürchtet, aber zu Hause hatte er nicht viel zu sagen."

    Anfangs hatte Luther sie gar nicht heiraten wollen, aber offenbar änderte er bald seine Meinung. "Ich wollt meine Käthe nicht für ganz Frankreich und Venedig dazu hergeben. Oft erfahre ich dass an anderen Frauen mehr Mangel ist als an meiner Käthe", schrieb er später.

    Von der Klosterruine sind es jetzt nur noch ein paar Kilometer bis nach Grimma, der Stadt die 2002 beim großen Hochwasser die schlimmsten Zerstörungen erleiden musste. Damals, erklärt mir Klaus Büchner, der hier als Stadtführer arbeitet, sei der Fluss in nur wenigen Stunden zu einer alles zerstörenden Wasserwalze geworden. Am besten könne man das an dem Denkmal erkennen, dass direkt am Fluss aufgestellt wurde.

    "Wir gehen mal an die Säule hin und da können wir das genau sehen und auch Hochwassermarke wie das Wasser hier reingestrudelt ist mit rund vier Meter über uns den jetzigen Standort, das ist also gewaltig gewesen. Was immer wieder erstaunt das Wasser hat die Geschwindigkeit eines flotten Radfahrers gehabt und etwa die hundertfache Menge, die sonst durch die Mulde fließt."

    Vor über 50 Jahren hatte es in Grimma schon mal ein Hochwasser gegeben. Danach hatte man alle Planungen ausgerichtet, erklärt Klaus Büchner. Was aber im Sommer 2002 über der Stadt hereinbrach war um ein vielfaches schlimmer.

    "Es war ja nicht vorher zu sehen. Das Wasser ist mitten in der Nacht gekommen, ohne jede Vorwarnung und da konnte also keiner niemand seine Werte retten. Das ging ja los, dass der gesamte Autopark futsch, die sind ja durch die Stadt geschwommen, einer auf dem anderen hocken wie Maikäfer bei der Liebe. Dann die gesamten Textilien, die Schuhe, das ist ja alles weg gewesen."

    Die Wassermassen waren so massiv, dass selbst die historische Steinbrücke im Stadtzentrum dem nicht mehr standhielt, erinnert sich Klaus Büchner.

    "Ich habe Rotz und Wasser geheult als unsere Brücke dann einstürzte gegen 16 Uhr dann, und das Wasser schoss dann durch die Stadt."

    Und viele verloren nicht nur ihr Mobiliar. Die Strömung war so stark, dass manche Strassen aufgerissen und zu Hohlwegen ausgehöhlt wurden. Über 40 Häuser brachen zusammen oder mussten abgerissen werden. Die ganze Stadt war erstmal wie gelähmt. Dann aber passierte genau dass, wovon mir auch der Bürgermeister von Waldheim schon erzählt hatte.

    "Hilfe kam aus ganz Deutschland, von Vereinen, von Feuerwehren, von allen möglichen Leuten, Kirchen immer wieder, Kirchgemeinden, Chöre. Das hat dazu beigetragen das der Mut ganz langsam gewachsen ist."

    Damals, zu DDR-Zeiten wurden hier in Grimma die Selbstschussanlagen gebaut, die dann an der westdeutschen Grenze installiert wurden. Hochgeheim war das natürlich. Die meisten Leute wussten nichts davon. Trotzdem. Wer immer noch Vorbehalte gegen die anderen Deutschen hatte, mit den Wassermassen wurden sie weggespült, meint Klaus Büchner.

    "Also die Hilfe, die deutschlandweit gekommen ist hat vieles Vorbehalte gegen die alten Länder oder gegen einzelne Leute zum schmelzen gebracht. Und ich denke wir haben hier in Grimma, eine sehr gute Haltung zu unseren Landsleuten in den alten Ländern drüben, dadurch, durch diese Hilfe, die gelebte Hilfe."

    Wir spazieren über den breiten Uferstreifen zwischen dem Fluss und den Resten der alten Stadtmauer, auf deren Oberkante kleine meist ältere Holzhäuser balancieren.

    "Wir laufen jetzt parallel dieser alten Stadtmauer die also im wesentlichen 750 so genau kann man das nicht sagen steht und die die Stadt vor Feinden und vor Wasser geschützt hat. Und auf der Mauer sind überall Häuschen aus verschiedenen Jahrhunderten, die also auf die Mulde gucken und die sozusagen das Mallorca der vergangenen Jahrhunderte waren, wo die Leute noch nicht weit weg konnten."

    Als die Kanuten früher hier in Grimma ankamen, gab es abends immer ein legendäres Fest erinnert sich Roland Stelzer.

    "Am Ostersonnabend war dann der große Kanutenball. Die erfolgreichste Sektion bekam eine Buttercremtorte die berühmte Ostertorte, die dann also auch mit großem Getöse verzehrt wurde von der siegreichen Mannschaft. Es spielte eine Band, die richtig schöne handgemachte Tanzmusik dargeboten hat und in den Pausen, in den Spielpausen dieser Band, da haben sich dann Kanuten die Instrumente gegriffen und selber Musik gemacht, da spielte dann die Kanutenband."

    Doch das gibt es längst nicht mehr. Die Teilnehmerzahlen sind dafür einfach zu gering geworden. Thomas Katschmann der Organisator hofft, dass die Tradition der Osterfahrt zumindest nicht ganz stirbt.

    "Ich habe manchmal schon ein bisschen Bammel, dass es aufhört weil es ja die traditionsreichste Fahrt ist. Mir haben ja bald die Fünfzigste. Es wäre schön, wenn die Fahrt weiter bestände."
    Wer mit Kanus und Kajaks unterwegs ist, für den ist dieser Ostertermin jedenfalls ein wahrer Geheimtipp. Ihn erwartet eine atemberaubend schöne Landschaft mit schroffen Felsen, Burgen, Klöstern und Schlössern an den Ufern rechts und links von Zschopau und Mulde.