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Paketzusteller
Mehr Beschwerden über die Deutsche Post

Die Bundesnetzagentur registriert deutlich mehr Beschwerden über Post- und Paketzustellungen, insbesondere gegen die Deutsche Post. Die möchte deshalb mehr investieren - hat aber ihren Aktionären auch hohe Gewinne versprochen.

Von Silke Hahne | 06.08.2019
Ein Postkasten der Deutschen Post steht in Timmendorfer Strand vor einer grünen Hecke.
Postbriefkasten: Mehr Beschwerden über die Postzustellung (picture alliance / Wolfram Steinberg)
Wie schlecht ist es um den Service der Post und ihrer Wettbewerber bestellt?
Steigende Beschwerdezahlen heißen nicht zwangsläufig, dass der Service in gleichem Maße schlechter geworden ist. Aber schon, dass Kunden sich immer häufiger dagegen zur Wehr setzen, laut Bundesnetzagentur zwischen Januar und Ende Juli mehr als 9.500 Mal, das waren über 40 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum 2018. Pro Jahr versendet allerdings allein die Deutsche Post mehr als 17 Milliarden Briefe und 1,5 Milliarden Pakete.
Die meisten Beschwerden richten sich gegen den ehemaligen Staatskonzern, weil die Deutsche Post nach wie vor Marktführer in der Bundesrepublik ist. Daher ist die steigende Beschwerdezahl auch gerade für sie ein Image-Problem, relativ kleine Zahl hin oder her. Konzern-Chef Frank Appel hat so Qualitätsprobleme eingeräumt und höhere Investitionen in Personal, Technik und Anlagen versprochen Außerdem will die Post vor allem mehr Paketboten anstellen.
Und sind diese Investitionen der Grund für die aktuell steigenden Preise für Briefe und Pakete?
Mit den steigenden Personalkosten wird argumentiert, unter anderem betont die Deutsche Post immer wieder, dass sie zum Juli 13.000 Paketboten aus Tochtergesellschaften wieder in den Haustarifvertrag zurückgeholt hat. Das Argument richtet sich vor allem an Privatkunden der Post, die seit Anfang des Jahres sieben Prozent mehr für Pakete zahlen müssen. Zum September steigen auch die Preise für kleinere Geschäftskunden: Das wiederum wird unter anderem mit der Lkw-Maut begründet, die mittlerweile auch auf Bundesstraßen gilt und die Post daher mehr kostet.
Fakt ist aber auch: Post-Chef Appel hat seinen Aktionären ein großes Versprechen gemacht. Bis 2020 soll der Betriebsgewinn der Post auf mehr als fünf Milliarden Euro steigen. Auch dafür sind die Porto-Erhöhungen eingeplant. Heute Morgen hat die Post Quartalszahlen vorgelegt, die zeigen: Zuletzt ist der Gewinn vor Steuern und Zinsen gestiegen.
Die Porto-Erhöhung für den Standardbrief seit Juli ist da noch nicht einmal eingeflossen, die teureren Pakete für Geschäftskunden auch nicht. Das heißt, im zweiten Halbjahr wird der Post sicher nochmal mehr Geld in die Kassen gespült. Sie hat auf jeden Fall heute ihre Gewinn-Prognose nach oben geschraubt. Und auch die diskutierte Post-Reform könnte ihr nochmal Rückenwind geben.
Inwiefern?
Diskutiert wird ja zum Beispiel, dass die Post nur noch an fünf statt an sechs Tagen die Woche ausgetragen wird. Gespart werden könnte etwa an den Montagen. Am ersten Wochentag werden nur zwei Prozent der Briefe ausgetragen – daran könnte man sicher prima sparen. Dagegen laufen aber die Gewerkschaften und SPD Sturm. Sie fürchten einen massiven Jobabbau.
Deswegen wird es im September erst einmal einen sogenannten Branchendialog im Wirtschaftsministerium geben. Die Reform wird also wohl noch auf sich warten lassen. Und damit übrigens auch eine geplante Verbesserung der Verbraucherrechte: Gut möglich also, dass die Zahl der Beschwerden erst einmal weiter steigt.