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Pakistan
Terroristen sollen vor Militärgericht gestellt werden

Menschenrechtsorganisationen hatten Pakistan immer wieder vorgeworfen, nicht entschlossen genug gegen die Taliban und andere Extremisten vorzugehen. Jetzt will die Regierung in Islamabad handeln: Nach dem blutigen Taliban-Überfall auf eine Schule sollen Terrorverdächtige künftig vor Militärgerichte gestellt werden. Die rote Linie sei überschritten, sagte Premierminister Nawaz Sharif.

Von Bernd Musch-Borowska, Neu-Delhi | 25.12.2014
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    Menschen demonstrieren in Lahore, Pakistan am 17. Dezember gegen den Taliban-Angriff auf eine Schule. (imago)
    Unter starken Sicherheitsvorkehrungen wurde gestern in vielen christlichen Gotteshäusern in Pakistan die Christmette gefeiert. Die Gläubigen konnten die Kirchen vielerorts nur durch eine Sicherheitsschleuse betreten. Nach dem Anschlag auf eine Schule in Peschawar in der vergangenen Woche war die Angst groß, dass die Taliban oder andere islamistische Extremisten das christliche Weihnachtsfest für weitere Anschläge nutzen könnten. Viele christliche Gemeinden verzichteten in diesem Jahr gar auf den Gottesdienst an Heiligabend.
    In der Gedächtniskirche in Karatschi hatten sich jedoch rund 400 Gläubige zur Mitternachtsmesse versammelt, abgesichert von einem großen Polizeiaufgebot. Reverend Emanuel Victor verkündete eine Friedensbotschaft - nicht nur an die Christen, sondern auch an Andersgläubige: "Meine Weihnachtsbotschaft an unsere Landsleute und an die ganze Welt ist, dass wir unsere Differenzen beiseite legen und in Brüderlichkeit und Liebe zusammen leben sollten."
    "Die rote Linie ist überschritten"
    Am Dienstag vergangener Woche hatten pakistanische Taliban in der nördlich gelegenen Stadt Peschawar eine Militärschule angegriffen und mehr als 140 Menschen getötet, darunter vor allem Schüler. Die pakistanische Regierung kündigte daraufhin harte Maßnahmen an.
    Premierminister Nawaz Sharif sagte nun in einer Fernsehansprache, mit dem Anschlag auf eine Schule hätten die Terroristen eine rote Linie überschritten: "Unmittelbar nach der Tragödie von Peschawar hat die Regierung das Moratorium für die Todesstrafe aufgehoben. Todesurteile gegen Terroristen werden jetzt auch vollstreckt. Und weil unser Justizsystem zu schwach ist und Terroristen in der Vergangenheit oft ihrer Strafe entgehen konnten, hat die Regierung außerdem beschlossen, Sondergerichte einzusetzen, die von Militärrichtern geführt werden, um alle Verfahren gegen Terroristen schnell durchführen zu können."
    Menschenrechtsorganisationen hatten der pakistanischen Regierung immer wieder vorgeworfen, nicht entschlossen genug gegen die Taliban und andere Extremisten vorzugehen. Die politische Elite des Landes sei mit den extremistischen Organisationen in Pakistan oftmals eng verbunden und mache bei allen Problemen eher den Erzfeind Indien verantwortlich als die pakistanischen Taliban.
    Afghanistan und Indien werfen ihrem Nachbarn Pakistan vor, zuzulassen, dass Taliban und andere Extremisten das pakistanische Grenzgebiet als Rückzugsort nutzen. Pakistans Premierminister Sharif versprach jetzt ein energischeres Vorgehen: "Wir werden diese militanten Elemente nicht mehr auf unserem Gebiet dulden. Wenn unser Staatsgebiet für Aktivitäten gegen Afghanistan genutzt wird, werden wir hart dagegen vorgehen. Afghanistan auf der anderen Seite wird dasselbe tun. Nach dem Besuch unseres Armeechefs Raheel in Kabul, haben sie sofort eine Militäroperation im Grenzgebiet gestartet."
    Regierung warnt vor weiteren Anschlägen
    Der Anschlag von Peschawar in der vergangenen Woche war nach Einschätzung der pakistanischen Regierung erst der Anfang. Die Bevölkerung wurde bereits mehrfach gewarnt, dass die Taliban offenbar weitere Anschläge vorbereiten.