Archiv

Paläoanthropologie
Neues vom Neandertaler

Vor 150 Jahren wurde Homo neanderthalensis erstmals wissenschaftlich beschrieben. Anlässlich dieses Jubiläums trafen sich Neandertalerforscher aus aller Welt im irischen Galway. Wissenschaftsjournalist Michael Stang sprach im DLF über verschiedene Forschungsansätze - von der Paläogenetik bis zur Sprachwissenschaft.

Michael Stang im Gespräch mit Lennart Pyritz |
    Die Nachbildung eines älteren Neandertalers im Neandertal-Museum in Mettmann.
    Auch weiterhin bleibt Unzähliges über den Neandertaler ungeklärt. So besteht die Theorie, dass die europäische Epoche nur das Schlusskapitel seiner Existenz gewesen sein könnte. (picture-alliance/ dpa - Federico Gambarini)
    Vor allem die Paläogenetik, also die Analyse von altem Erbgut, habe in der jüngeren Vergangenheit viele neue und wichtige Erkenntnisse geliefert, sagte Wissenschaftsjournalist Michael Stang.
    Mittlerweile gebe es bereits drei vollständige Genome von Neandertalern, betonte Stang. Zudem sei seit einem halben Jahr bewiesen, dass Menschen außerhalb Afrikas heute im Durchschnitt ein bis zwei Prozent ihres Erbguts den Neandertalern zu verdanken haben.
    Das Bild des keulenschwingenden Unholds sei unter Neandertalerforschern längst verschwunden, erklärte Stang und hob die kulturellen Errungenschaften von Homo neanderthalensis hervor - darunter die Schmuckherstellung, den Handel und das Hantieren mit Feuer.
    Auch die generelle Fähigkeit der Neandertaler zu einer funktionierenden Lautsprache bezweifelt die Wissenschaft heute nicht mehr, sagte Stang. Darauf weise unter anderem der Fund eines gut erhaltenen Zungenbeins aus der Kebara-Höhle in Israel hin.
    Das gesamte Gespräch können Sie mindestens fünf Monate im Audio-Bereich nachhören.