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Pantoffelkino unterwegs

Rundfunktechnik. - In Berlin ging am Mittwoch die Internationale Funkausstellung zu Ende. Rund 270.000 Besucher, so schätzen die Veranstalter, nutzten in diesem Jahr die Gelegenheit, sich aus erster Hand über neue Entwicklungen in der Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik zu informieren. Neben Fernsehgeräten fürs Wohnzimmer und Radios für die Küche konnte man auch viele mobile Kleinstempfänger begutachten.

    In der Abteilung Innovationsprojekte des Rundfunks Berlin-Brandenburg gewährt Alexandra Pohl einen Blick in die Zukunft der Medien-Verschmelzung: Redaktionelle Inhalte werden künftig für alle verfügbaren Geräte parallel angeboten, also auch für die handtellergroßen elektronischen Notizbücher, die so genannten PDA. Alexandra Pohl führt das Angebot vor: "Hier sind jetzt unterschiedliche Themen aufgeführt, zum Beispiel Ausbildungsplätze, Gesundheitsreform, der Irak nach den Krieg. Mich interessiert jetzt etwas zum Thema Ausbildungsplätze. Ich sehe hier durch einfaches Aufblättern auf dem PDA, dass es zu dem Thema Ausbildungsplätze jeweils einen Hörfunkbeitrag, einen Videobeitrag und unterschiedliche Textnachrichten gibt." Die Agenturmeldungen, Filmausschnitte und Hörfunkbeiträge werden drahtlos, über das so genannte Wireless LAN, auf den PDA übertragen.

    Die tragbaren Geräte haben naturgemäß kleinere Bildschirme als der Fernseher zu Hause. Eine Umwandlung der Formate passend zum Endgerät ist notwendig und soll, so Gerhard Stoll, Fachreferent für Audiosystemtechnik im Institut für Rundfunktechnik IRT, in einer so genannten Multimedia-Home-Plattform erfolgen. "Auf dem Fernsehgerät wird ein Bild mit 25 Frames pro Sekunde, mit voller PAL-Auflösung dargestellt, im MPEG2-Format, wie es über den Satelliten kommt. An dem PDA verwenden wir ein MPEG4-Video-Format, die Datenrate oder Bit-Rate ist wesentlich geringer, gerade mal ein Zwanzigstel der Bit-Rate des normalen Fernsehprogramms, und auch die Auflösung ist wesentlich kleiner." Die aus Computernetzwerken stammende WLAN-Technik zur Datenübertragung, deren Reichweite eingeschränkt ist, könnte in Zukunft ebenfalls ersetzt werden. "Wir benutzen die WLAN Technologie, weil diese Art der Datenübertragung bei den Endgeräten ausgereift ist", erklärt Stoll. "Es wäre vielleicht in Zukunft denkbar, dass wir einen PDA mit einem DVBT-Empfänger ausrüsten und dann das Signal direkt aus der Luft enthalten. Damit wäre dann das Versorgungsgebiet auf die Reichweite von DVBT ausgeweitet."

    Möglich wäre das schon ab diesem Herbst, denn mobile Empfänger für den digitalen Rundfunk DVBT sind praktisch marktreif. Willi Pausch von SCM-Microsystems präsentiert im Sommergarten des IFA-Geländes einen entsprechenden Tuner seines Unternehmens: "Wir haben hier einen DVBT-Empfänger im laptopüblichen PCMCIA-Format, den Sie in jedes handelsüblichen Notebook mit PCMCIA-Schacht anschließen können. Wir haben hier einen geschrumpften Tuner von der Firma LG-Innotec, der sehr kleine Elektronik benutzt. Aus diesem Grunde haben es geschafft, dies auf eine PCMCIA Karte zu kriegen." Zwar ist der Empfänger sehr klein, doch die nötige Antenne hat die Größe eines Telefonhörers. Mit einer einfachen Stabantenne, so Willi Pausch, sei der Empfang des gesamten DVBT-Frequenzspektrum nicht gut genug zu gewährleisten: "Wenn Sie die gesamten Frequenzbereiche von UHF und VHF abdecken wollen, dann brauchen Sie noch eine Antenne in dieser Größe. Wer mit dem oberen Bereich zufrieden sind, könnte auch mit einer wesentlich kleineren Antenne auskommen." Die aktive Antenne sei derzeit vor allem in Gegenden mit schlechteren Empfang nötig.

    [Quelle: Wolfgang Noelke]