"Für gewöhnlich wacht sie um sechs auf. Dann kriegt sie ihr Fläschchen und schläft noch mal zwei Stunden. Dann frühstücke ich mit meiner Freundin, und dann geht sie zur Arbeit."
Wenn die Tür um halb acht Uhr morgens hinter seiner Freundin ins Schloss fällt, beginnen für Peter Kasza die vorerst letzten ruhigen Minuten. Schnell noch ein kurzer Blick in die Zeitung, eine E-Mail verschickt, ein Schluck Kaffee genossen - dann ist es mit der Ruhe für den 36-Jährigen vorbei.
Die nächsten zwölf Stunden gehören allein seiner einjährigen Tochter Julia.
"Dann geht es los mit Windeln wechseln, waschen, anziehen, Frühstück machen, das Frühstück vom Boden wieder aufsammeln, Spülmaschine ausräumen, Waschmaschine einräumen."
Und das ist nur sein Vormittagsprogramm. Seinen momentanen Alltag umschreibt Peter Kasza mit "positiv stressig". Mit seinem alten Bürojob sei das nicht vergleichbar. Bis vor sechs Monaten war er Redaktionsleiter in einer Berliner Agentur für Web-TV, ein zehnstündiger Arbeitstag die Regel. Während Peter Kasza Julia für den anstehenden Spaziergang zum Väterzentrum in warme Sachen packt, erinnert er sich an den Tag der Wahrheit - für seinen Chef.
"Als ich zu meinem Chef gegangen bin und gesagt habe, ich will in Elternzeit gehen, hat er gesagt, ja klar, okay. Er hat damit gerechnet, dass ich zwei Monate gehe. Als ich dann gesagt habe, nein, sieben, da ist er schon ein bisschen vom Stuhl gekippt. Ich bin dann gleich mit einem Personalvorschlag da rein gegangen, und dann war das auch kein Problem."
Peter Kasza gehört noch immer zu einer Minderheit, denn nur etwa jeder sechste Vater kümmert sich mittlerweile wenigstens für ein paar Monate aktiv um sein Kind. Und doch ist diese Zahl ein Erfolg: Noch vor drei Jahren, als Ursula von der Leyen das Elterngeld einführte, war es gerade einmal jeder 20. Damals gab der Bund pro Jahr knapp drei Milliarden Euro aus, heute sind es bereits mehr als vier Milliarden Euro. Berlin ist eine Hochburg der modernen Väter in Elternzeit, kurioserweise neben Bayern. Noch rätselt selbst das Familienministerium, warum im konservativen Süden der Republik so viele Väter das Angebot nutzen.
"Für mich war von Anfang an klar, dass ich in Elternzeit gehen will, weil das einfach eine unwiederbringliche Zeit ist, die man mit seinem Kind hat."
Bis zum Väterzentrum sind es nur wenige Minuten. Der Weg ist Routine, Julia genießt die Fahrt im Kinderwagen. Seit vier Monaten besuchen sie den Treff regelmäßig einmal pro Woche.
"Ich bin durch Zufall hier vorbei gekommen, auf dem Weg zum Park. Und hab gesehen, Väterzentrum, konnte mir nicht so richtig was darunter vorstellen. Dann hab ich durch das Schaufenster geguckt, und da krabbelten paar Kinder, und Väter saßen beim Kaffee. War irgendwie nett."
Das Berliner Väterzentrum gibt es bereits seit zwei Jahren. Am Anfang war es schwierig, Väter für die Idee zu begeistern - erinnert sich Marc Schulte, 43, selbst Vater von drei Kindern und einer der beiden Leiter des Treffs.
"Wir waren hier mit dem Laden, und keiner kam rein. Und dann bin ich rausgegangen, und da war die Rückmeldung: Toll, dass es so was gibt, aber ich brauche das nicht. Das ist wahrscheinlich was für alleinerziehende Väter oder für Väter in Problemsituationen oder für irgendwelche Weicheier, die dort ihre Pullover selber häkeln."
Gehäkelt wird hier nicht und eine Sozialstation für Problemväter ist das Zentrum auch nicht. Die Lösung war der Umbau zum sogenannten "Papa-Laden", einem männergerechten Treffpunkt mit viel Spielzeug, Kickertisch und Autorennbahn.
Drei Männer liefern sich hier gerade ein Rennen, ihre Babys spielen in der Krabbelecke. Um die 40 Väter kommen regelmäßig, jede Woche, zum Frühstücksbrunch. 95 Prozent der Besucher sind Akademiker, schätzt Marc Schulte, viele schon um die 40. Die meisten haben in ihrem Beruf bereits etwas erreicht und gutes Geld verdient. 67 Prozent ihres letzten Gehalts bekommen sie nun ausgezahlt, maximal 1800 Euro. Damit kann man auskommen, meint Peter Kasza, auf jeden Fall in Berlin Prenzlauer Berg. Aber wer in seinem Beruf deutlich weniger verdient, der überlegt sich das mit der Elternzeit wohl eher zweimal. Und so musste sich die Familienministerin von Anfang an den Vorwurf gefallen lassen, das Elterngeld sei vor allem gedacht, um Besserverdienenden das Kinderkriegen schmackhaft zu machen. Aber egal ob Akademiker oder Handwerker - wenn überhaupt, dann unterbrechen die meisten Väter ihren Job nur für zwei Monate und überlassen die Erziehung im ersten Jahr überwiegend den Frauen. Denn viele befürchten, wie die Mütter seit jeher, Nachteile im Job, so Marc Schulte. Es redet nur kaum einer drüber.
"Für die zwei Monate gibt es eine wachsende Akzeptanz. Aber was darüber hinausgeht, da gehen die Männer zumindest das Risiko ein, dass ihre Karriere verschoben wird bzw. auch gar nicht stattfindet. Es gibt dort Unternehmen, das wissen wir, die ihre Arbeitnehmer dann in unterschiedlichen Formen benachteiligen. Dass die Stelle umstrukturiert wird bis hin zu Entlassungen."
Peter Kasza befürchtet keine Nachteile, wenn er in wenigen Wochen in seinen Job zurückkehren wird - er betont das gute Verhältnis zu seinem Chef. Das Väterzentrum schätzt er - und das nicht nur wegen des guten Frühstücks.
"Man kriegt hier einfach eine Menge Tipps aus der Praxis von anderen Vätern: Wo beantrage ich einen Kita-Gutschein, bei wem im Bezirksamt mache ich das am besten, welche Dame kann ich da am besten bezirzen. Es ist eine ganz entspannte Atmosphäre, wir reden hier nicht über die ganz großen gesellschaftspolitischen Zusammenhänge."
Wenn die Tür um halb acht Uhr morgens hinter seiner Freundin ins Schloss fällt, beginnen für Peter Kasza die vorerst letzten ruhigen Minuten. Schnell noch ein kurzer Blick in die Zeitung, eine E-Mail verschickt, ein Schluck Kaffee genossen - dann ist es mit der Ruhe für den 36-Jährigen vorbei.
Die nächsten zwölf Stunden gehören allein seiner einjährigen Tochter Julia.
"Dann geht es los mit Windeln wechseln, waschen, anziehen, Frühstück machen, das Frühstück vom Boden wieder aufsammeln, Spülmaschine ausräumen, Waschmaschine einräumen."
Und das ist nur sein Vormittagsprogramm. Seinen momentanen Alltag umschreibt Peter Kasza mit "positiv stressig". Mit seinem alten Bürojob sei das nicht vergleichbar. Bis vor sechs Monaten war er Redaktionsleiter in einer Berliner Agentur für Web-TV, ein zehnstündiger Arbeitstag die Regel. Während Peter Kasza Julia für den anstehenden Spaziergang zum Väterzentrum in warme Sachen packt, erinnert er sich an den Tag der Wahrheit - für seinen Chef.
"Als ich zu meinem Chef gegangen bin und gesagt habe, ich will in Elternzeit gehen, hat er gesagt, ja klar, okay. Er hat damit gerechnet, dass ich zwei Monate gehe. Als ich dann gesagt habe, nein, sieben, da ist er schon ein bisschen vom Stuhl gekippt. Ich bin dann gleich mit einem Personalvorschlag da rein gegangen, und dann war das auch kein Problem."
Peter Kasza gehört noch immer zu einer Minderheit, denn nur etwa jeder sechste Vater kümmert sich mittlerweile wenigstens für ein paar Monate aktiv um sein Kind. Und doch ist diese Zahl ein Erfolg: Noch vor drei Jahren, als Ursula von der Leyen das Elterngeld einführte, war es gerade einmal jeder 20. Damals gab der Bund pro Jahr knapp drei Milliarden Euro aus, heute sind es bereits mehr als vier Milliarden Euro. Berlin ist eine Hochburg der modernen Väter in Elternzeit, kurioserweise neben Bayern. Noch rätselt selbst das Familienministerium, warum im konservativen Süden der Republik so viele Väter das Angebot nutzen.
"Für mich war von Anfang an klar, dass ich in Elternzeit gehen will, weil das einfach eine unwiederbringliche Zeit ist, die man mit seinem Kind hat."
Bis zum Väterzentrum sind es nur wenige Minuten. Der Weg ist Routine, Julia genießt die Fahrt im Kinderwagen. Seit vier Monaten besuchen sie den Treff regelmäßig einmal pro Woche.
"Ich bin durch Zufall hier vorbei gekommen, auf dem Weg zum Park. Und hab gesehen, Väterzentrum, konnte mir nicht so richtig was darunter vorstellen. Dann hab ich durch das Schaufenster geguckt, und da krabbelten paar Kinder, und Väter saßen beim Kaffee. War irgendwie nett."
Das Berliner Väterzentrum gibt es bereits seit zwei Jahren. Am Anfang war es schwierig, Väter für die Idee zu begeistern - erinnert sich Marc Schulte, 43, selbst Vater von drei Kindern und einer der beiden Leiter des Treffs.
"Wir waren hier mit dem Laden, und keiner kam rein. Und dann bin ich rausgegangen, und da war die Rückmeldung: Toll, dass es so was gibt, aber ich brauche das nicht. Das ist wahrscheinlich was für alleinerziehende Väter oder für Väter in Problemsituationen oder für irgendwelche Weicheier, die dort ihre Pullover selber häkeln."
Gehäkelt wird hier nicht und eine Sozialstation für Problemväter ist das Zentrum auch nicht. Die Lösung war der Umbau zum sogenannten "Papa-Laden", einem männergerechten Treffpunkt mit viel Spielzeug, Kickertisch und Autorennbahn.
Drei Männer liefern sich hier gerade ein Rennen, ihre Babys spielen in der Krabbelecke. Um die 40 Väter kommen regelmäßig, jede Woche, zum Frühstücksbrunch. 95 Prozent der Besucher sind Akademiker, schätzt Marc Schulte, viele schon um die 40. Die meisten haben in ihrem Beruf bereits etwas erreicht und gutes Geld verdient. 67 Prozent ihres letzten Gehalts bekommen sie nun ausgezahlt, maximal 1800 Euro. Damit kann man auskommen, meint Peter Kasza, auf jeden Fall in Berlin Prenzlauer Berg. Aber wer in seinem Beruf deutlich weniger verdient, der überlegt sich das mit der Elternzeit wohl eher zweimal. Und so musste sich die Familienministerin von Anfang an den Vorwurf gefallen lassen, das Elterngeld sei vor allem gedacht, um Besserverdienenden das Kinderkriegen schmackhaft zu machen. Aber egal ob Akademiker oder Handwerker - wenn überhaupt, dann unterbrechen die meisten Väter ihren Job nur für zwei Monate und überlassen die Erziehung im ersten Jahr überwiegend den Frauen. Denn viele befürchten, wie die Mütter seit jeher, Nachteile im Job, so Marc Schulte. Es redet nur kaum einer drüber.
"Für die zwei Monate gibt es eine wachsende Akzeptanz. Aber was darüber hinausgeht, da gehen die Männer zumindest das Risiko ein, dass ihre Karriere verschoben wird bzw. auch gar nicht stattfindet. Es gibt dort Unternehmen, das wissen wir, die ihre Arbeitnehmer dann in unterschiedlichen Formen benachteiligen. Dass die Stelle umstrukturiert wird bis hin zu Entlassungen."
Peter Kasza befürchtet keine Nachteile, wenn er in wenigen Wochen in seinen Job zurückkehren wird - er betont das gute Verhältnis zu seinem Chef. Das Väterzentrum schätzt er - und das nicht nur wegen des guten Frühstücks.
"Man kriegt hier einfach eine Menge Tipps aus der Praxis von anderen Vätern: Wo beantrage ich einen Kita-Gutschein, bei wem im Bezirksamt mache ich das am besten, welche Dame kann ich da am besten bezirzen. Es ist eine ganz entspannte Atmosphäre, wir reden hier nicht über die ganz großen gesellschaftspolitischen Zusammenhänge."