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Papierschonend verpacken

Mathematik. – Weihnachten ist das Fest des Schenkens und damit auch Verpackens. Präsente werden in zahllose Quadratkilometer bunten Papiers gehüllt, um binnen Sekunden wieder entkleidet zu werden. Ein britischer Mathematiker hat sich bemüht, dieser an sich verschwenderischen Praxis etwas ökologischen Verstand einzuhauchen.

Von Volker Mrasek |
    Kaum zu glauben: In England sollen zu Weihnachten über 80 Quadratkilometer Geschenkpapier unnütz draufgehen. Weil die Leute es beim Zuschneiden zu üppig bemessen. Das hat eine Hochrechnung ergeben.

    "Ich bin sicher, in anderen Ländern verhält es sich genauso. In Deutschland könnte es ein bisschen besser sein. Da ist das Umweltbewusstsein ja sehr ausgeprägt."

    Lauter kleine Papier-Schnipsel summieren sich zur Fläche einer Kleinstadt. Eine solche Ressourcen-Verschwendung fand Bluewater, ein Betreiber von Einkaufszentren, irgendwie nicht mehr zeitgemäß. Und beauftragte Warwick Dumas damit herauszufinden, wie man sparsamer mit dem Papier umgehen kann. Der Mann ist Mathematiker, schreibt gerade seine Doktorarbeit an der Universität von Leicester und ging streng wissenschaftlich an das Problem heran:

    "”Die Lösung ist nicht allzu schwer. Man braucht ein bisschen Geometrie und Trigonometrie dazu, um die nötigen Gleichungen abzuleiten.""

    Eine mathematische Formel soll dem verschwenderischen Geschenkpapier-Gebrauch nun ein Ende setzen. Sie muss hier nicht unbedingt im Detail gewürdigt werden. Es genügt zu wissen: Welche Anleitung zum effizienten Einpacken kann aus der Formel abgeleitet werden? Nehmen wir zum Beispiel die typische Form eines Weihnachtsgeschenkes, den Quader, also zum Beispiel einen Schuhkarton. Bei ihm empfiehlt es sich, an den Kantenlängen zu orientieren: an Höhe, Breite und Tiefe. Dumas:

    "Rollen Sie das Papier aus, und setzen Sie den Schuhkarton darauf, so dass Ihnen seine längste Seite zugewandt ist. Dann klappen Sie den Karton wie einen Würfel dreimal nach hinten um, seinem Umfang entsprechend. So messen Sie aus, wie lang der Bogen Papier sein muss. Geben Sie ein paar Zentimeter für die überlappende Falz dazu. Nun müssen Sie noch wissen, wie breit der Papierbogen sein muss, um ihn an den Seiten umklappen zu können. Hier gilt: Das Maß sollte ein wenig größer ein als die Summe aus Breite und Tiefe des Geschenkes. Das ist die beste Lösung.""

    Alternativ ist es auch möglich, ein Geschenk "diagonal" zu verpacken, wie es Dumas nennt. Dazu setzt man den Karton mittig auf den Papierbogen und dreht ihn um 45 Grad. Über alle vier Kartonseiten ragt dann ein Papier-Dreieck hinaus. Die jeweils gegenüberliegenden Zipfel kann man zusammenführen und das Geschenk auf diese Weise einschlagen. Das ist einfacher, als den Bogen bei paralleler Faltung an den Seiten umzuklappen. Doch es kostet mehr Material, wie die Berechnungen ergaben. Es sei denn, so Dumas:

    "Wenn man einen Karton mit einer quadratischen Grundfläche hat, dann kommt man bei diagonaler Verpackung mit genauso wenig Papier hin."

    Beliebte Geschenke zu Weihnachten: eine gute Flasche Wein, Whiskey oder Likör. Auch für solche Formate hat Warwick Dumas eine Minimal-Verpackungsformel aufgestellt. Mathematisch gesprochen handelt es sich um Zylinder:

    "Es kommt hier auf das Verhältnis von Durchmesser zu Höhe an. Ist es größer als 1,8, der Gegenstand also deutlich breiter als hoch, sollte man ihn wie einen Karton verpacken. Für eine Box mit DVD-Rohlingen würde so etwas zum Beispiel gelten. Eine Flasche dagegen rollt man besser in Geschenkpapier ein und schneidet dann die richtige Länge zu."

    In den Bluewater-Einkaufszentren können englische Verbraucher jetzt sogar Verpackungsworkshops besuchen. Dort wird ihnen praktisch beigebracht, wie man Weihnachtsgeschenke mathematisch korrekt und materialschonend umwickelt.