Zwischen sanften Hügeln, Wald und Wiese fällt die kleine Pappelplantage der Methauer Agro AG kaum auf. Seit gut drei Jahren schießen die schnellwachsenden Bäume auf der Versuchsfläche des Landwirtschaftsbetriebes in die Höhe. Angelegt hat sie die Sächsische Landesanstalt für Forsten, die gemeinsam mit vier Projektpartnern den Pappelanbau für die Papierindustrie untersucht. Als reiner Biomasselieferant zur Energie-Erzeugung ist die Pappel kein Neuling mehr. Doch die bekannten Anbaumethoden lassen sich für das neue Projekt nicht ohne weiteres übertragen. Heino Wolf von der Sächsischen Landesanstalt:
Bei der Biomasseproduktion für die energetische Nutzung werden in der Regel sehr kurze Umtriebszeiten verwendet, drei bis fünf Jahre. Bei der Herstellung von Pappeln für die Papierindustrie sind wir an eine maximale Umtriebszeit von zehn Jahren gebunden, das ergibt sich aus den Regularien für die Flächenstillegung. Jetzt ist es nicht für jeden Standort auch sicher, das in diesen zehn Jahren tatsächlich auch die Sortimente, die Durchmesser erreicht werden, die für die Verwendung für die Papierindustrie erforderlich sind.
Denn gebraucht werden dort vor allem die dickeren Stämme der Pappel. Deshalb testen die Forscher, welche Pappelsorte und Anlageform auf welchen Böden jeweils zum besten Ergebnis führt - und das sowohl aus ökologischer wie aus wirtschaftlicher Sicht. Denn für die Landwirte sind Pappelplantagen bis jetzt noch wenig lukrativ. Dabei gelten sie als nachwachsender Rohstoff, deren Anbau auf Stillegungsflächen ebenso wie Raps gefördert wird. Doch das allein reicht nicht. Noch sind die Flächen zu klein, die Ernte zu teuer, um effektiv zu wirtschaften. Zudem fehlt die wichtigste Voraussetzung: genügend Käufer des Pappelholzes. Udo Böhme, Chef der Methauer Agro AG:
Es müsste dann die zuverlässige Aussage eines Abnehmers vorhanden sein. Das wäre eigentlich als erstes zu nennen, der über mindestens zehn Jahre einen gesicherten Absatz zusagt, was also ein stabiler Partner ist, wo wir uns dann auch vertraglich entsprechend binden würden, die Bereitschaft wäre da, würde aber wie gesagt nur bei nachvollziehbarer Wirtschaftlichkeit stattfinden.
Dabei wirken die Pappelplantagen auf die Umwelt fast wie eine Erholungskur: Zum einen binden sie das Treibhausgas CO2. Außerdem konnten die Wissenschaftler eine Zunahme der Artenvielfalt feststellen. Der fehlende jährliche Bodenumbruch hinterlässt ebenfalls seine Spuren. Heino Wolf:
Grundsätzlich positiv ist gerade im Vergleich zu normalen Ackerflächen zum einen die ungestörte Bodenentwicklung, der verringerte Pestizideinsatz, die Wasserrückhaltung und die Verhinderung der Winderosion bei gleichzeitiger Verbesserung des Mikroklimas.
Da zur Papierherstellung nur die Pappelstämme verwendet werden bleibt ein großer Teil des Holzes auf dem Acker zurück, so die ersten Erfahrungen des Projektes. Diese wertvolle Biomasse könnten die Landwirte zur Energie-Erzeugung nutzen - für Heino Wolf ein weiterer Mosaikstein auf dem Weg zur rentablen Anlage:
In der Kombination auf der einen Seite der stofflichen Nutzung zum Beispiel für die Papierindustrie und auf der anderen Seite für die energetische Nutzung, zum Beispiel durch die Produktion von Hackschnitzeln, denke ich wäre schon eine ganz gute Möglichkeit da, durch die sich ergänzenden Effekte ein sehr betriebswirtschaftliches aber auch ökologisch verträgliches Anbauverfahren zu entwickeln.
Doch all das ist noch Zukunftsmusik, solange in Deutschland noch kein Markt für das Pappelholz vorhanden ist. Der schon seit Jahren geplante Bau eines speziellen Holzstoffwerkes bei Dresden verzögert sich immer wieder - dort sollen einmal bis zu 300.000 Kubikmeter Pappelholz pro Jahr verarbeitet werden. Es wäre das erste seiner Art in Deutschland.