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Papstbesuch in den USA
Herzlicher Empfang und besondere Erwartungen

78 von 314 Millionen Einwohnern der USA sind katholisch, damit bilden die Katholiken die größte Glaubensrichtung. Ihr Oberhaupt, Papst Franziskus, ist zu einem sechstägigen Besuch angekommen. Zum Auftakt wurde er von Präsident Barack Obama und seiner Familie sowie dem Vizepräsidenten persönlich empfangen - eine seltene Ehre.

Von Marcus Pindur | 23.09.2015
    Papst Franziskus wird von US-Präsident Barack Obama in der Andrews Air Force Base in Maryland empfangen
    Papst Franziskus wird von US-Präsident Barack Obama in der Andrews Air Force Base in Maryland empfangen (AFP / Saul Loeb)
    Jubel, Sprechchöre und Begeisterung bei mehreren hundert Schülern katholischer Schulen, die auf dem Rollfeld der Joint Base Andrews nördlich von Washington den Papst begrüßen durften.
    Es ist ein Mega-Ereignis, nicht nur für den Secret Service. Nach einem Treffen mit Präsident Obama will sich der Papst Zehntausenden Gläubigen auf einer Fahrt durch die Innenstadt Washingtons zeigen. Allein 1.000 Journalisten haben sich für den Papstbesuch akkreditiert.
    Franziskus ist zum ersten Mal in seinem Leben in den USA, doch Barack Obama und der Pontifex Maximus haben sich bereits zweimal im Vatikan getroffen. Die beiden hätten einen guten persönlichen Draht, so heißt es.
    Thema Flüchtlinge wird wichtige Rolle spielen
    Bei den Gesprächen im Weißen Haus gehe es um große internationale Fragen, so der Jesuitenpater Thomas Reese. Der amerikanische Präsident hatte bereits mehrfach das Eintreten des Papstes für soziale Gerechtigkeit und die Bekämpfung des Klimawandels gewürdigt. Diesmal werde wahrscheinlich die Flüchtlingskrise sehr im Vordergrund stehen. Der Papst müsse zwei verschiedene Rollen bei seinem Besuch besetzen.
    "Er kommt einerseits als Pastor, um mit seiner Gemeinde zu beten, die Eucharistie zu feiern und das Evangelium zu verkünden. Außerdem will er die Liebe Gottes vermitteln, besonders für die Armen."
    Doch ein Papstbesuch sei auch immer mehr als eine groß angelegte Freilichtmesse.
    "Er kommt auch in der Rolle eines Propheten. Er kommt, um uns herauszufordern, den Armen besser zu helfen, Flüchtlingen und Einwanderern besser Obdach zu geben, und besser mit der Umwelt umzugehen."
    "Dieser Papst wird bewundert und respektiert"
    Für die amerikanischen Katholiken sei der Besuch des Papstes in mehrerlei Hinsicht wichtig, so Thomas Reese. Unter anderem auch deswegen, weil dieser Papst weit über die katholische Kirche hinaus wirke. 75 Prozent der amerikanischen Katholiken und 51 Prozent der Amerikaner insgesamt sagen, dass sie eine positive Meinung von Franziskus haben. Thomas Reese führt dies auf die persönliche Glaubwürdigkeit des Papstes und seine positive Botschaft zurück.
    "Man sieht das daran, wie er sich mit Leuten unterhält und auf sie zu geht. Das lieben die Menschen. Sie respektieren ihn, selbst wenn sie an der ein oder anderen Stelle nicht mit ihm übereinstimmen. Dieser Papst wird bewundert und respektiert."
    Bei den US-Demokraten stößt nach wie vor die latente Frauenfeindlichkeit der Kirchenhierarchie und die strikte Familienpolitik auf Kritik. Bei den Republikanern seine harsche Kritik an Marktwirtschaft und Globalisierung. Einer der republikanischen Präsidentschaftskandidaten, Chris Christie, ein Katholik, erklärte, der Papst sei in politischen Fragen keineswegs unfehlbar. Die Entfaltung marktwirtschaftlicher Kräfte und die Globalisierung hat in den letzten 25 Jahren in der Tat weltweit mehr als eine halbe Milliarde Menschen aus der absoluten Armut befreit. Die Kapitalismuskritik des Franziskus erkläre sich auch aus seiner Biografie, so der Jesuit Thomas Reese.
    "Als der Papst noch Erzbischof von Buenos Aires war, da ging er oft in die Slums und die Menschen klagten ihm ihr Leid. Sie konnten keine Arbeit finden. Es ist richtig, der Kapitalismus hat einer Vielzahl von Menschen geholfen. Aber eben nicht jedem. Und der Papst will die Stimme derjenigen sein, denen nicht geholfen worden ist."