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Paradies für Dopingärzte

Der Skandal um den spanischen Doping-Arzt Eufemiano Fuentes brachte den Radsport in Verruf. Das Verfahren gegen seinen Komplizen, Markus Choina, wurde nun von der Staatsanwaltschaft Göttingen eingestellt.

Von Thomas Purschke | 22.05.2010
    Der Doping-Skandal um den ehemaligen Blutpanscher Eufemiano Fuentes hatte den Profi-Radsport an die Grenzen seiner Existenz gebracht. Viele Radprofis kamen zu Fall, unter ihnen der deutsche Tour-Sieger Jan Ullrich. Deutscher Komplize des spanischen Doping-Arztes war der aus Polen stammende Mediziner Markus Choina. Wie diese Woche bekannt wurde, hat die Staatsanwaltschaft Göttingen nach angeblich fast vier Jahre andauernden Ermittlungen das Doping-Verfahren gegen Choina eingestellt.

    Die Einstellung des Doping-Ermittlungsverfahren gegen den Arzt Markus Choina aus Bad Sachsa durch die Staatsanwaltschaft Göttingen war gemäß Paragraph 153 a der Strafprozessordnung mit der Zahlung einer Geldbuße verbunden. Sie fiel mit 5000 Euro unerwartet niedrig aus. Choina hat laut Auskunft der Behörde dieses Strafgeld bereits bezahlt.

    Der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Andreas Buick, teilte auf Anfrage mit, die Ermittlungen seien erheblich erschwert worden, weil die spanische Justiz alle Rechtshilfe-Ersuchen der Göttinger Staatsanwälte abgelehnt habe.

    Der deutsche Radprofi Jörg Jaksche hatte den Mediziner Choina schwer belastet. Jaksche hatte seine Aussagen auch gegenüber dem Bundeskriminalamt gemacht, das in die Doping-Ermittlungen eingebunden war. Der Radprofi gab zu Protokoll, Choina habe ihm beispielsweise im Jahr 2005 mehrmals Blut abgenommen und auch wieder reinfundiert. Es handelte sich also um Blutdoping mit Einverständnis des Radsportlers. Im Vorfeld der Tour de France 2005 wurde der Bluttausch sogar in einem Zimmer des Schlosshotels Karlsruhe praktiziert. Wobei eine Reinfusion von Blut außerhalb einer Klinik als lebensgefährlich gilt, wenn Komplikationen auftreten sollten.

    Der Heidelberger Dopingbekämpfer Professor Werner Franke kritisierte Verfahrenseinstellung gegen den Dopiong-Arzt als "Gefälligkeitsentscheidung der Göttinger Ermittler". Franke sagte dem Deutschlandfunk, diese geringe Geldbuße gegen Choina vermittele eine verheerende Botschaft: "Deutschland ist seit Jahrzehnten bis heute ein Paradies für Dopingärzte" sagte er, "sie würden bei iohren Vergehen gegen die Gesundheit von Athleten "kaum oder gar nicht bestraft." Unterm Strich bleibt, dass lediglich einstige DDR-Sportmediziner im Zusammenhang mit der juristischen Aufarbeitung des DDR-Unrechts wegen der Beteiligung am damaligen Staatsdoping verurteilt worden sind.