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Parasiten im Gepäck

Immer mehr Füchse zieht es in die Nähe der Zivilisation. Sie bringen den Fuchsbandwurm mit, der leicht auf den Menschen übertragen werden kann. Die Folgekrankheit ist bisher nicht heilbar. Betroffen sind häufig die Halter von Hunden. Experten der Uni Hohenheim raten zudem, Gartenfrüchte vor dem Verzehr zu waschen.

Von Silke Thole |
    Bloß im Wald keine Beeren essen: Wohl jeder hat die Warnung vor dem Fuchsbandwurm als Kind schon einmal gehört oder sie den eigenen Kindern mit auf den Weg gegeben. Zwar ist die so genannte Echinokokkose, die durch den Fuchsbandwurm ausgelöst wird, auch in Ländern, wo der Fuchsbandwurm sehr häufig vorkommt eine ausgesprochen seltene Erkrankung. Aber das ist kein Grund zur Entwarnung.

    Denn die Zahl der Füchse steigt und damit auch die Zahl der mit dem Fuchsbandwurm befallenen Tiere. In den Hochburgen – und dazu zählen in Deutschland die Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern - sind bereits heute über 50 Prozent der ländlichen Füchse infiziert.

    Die Empfehlung, keine Waldbeeren zu essen, allerdings hält Thomas Romig, Parasitologe an der Universität Hohenheim für überholt:

    " Diese Waldbeerenhypothese da ist nie nachgewiesen worden, dass es ein entscheidender Faktor war. Das ist natürlich in einer Zeit formuliert worden, in der Füchse so gut wie nie in Menschennähe gekommen sind, also wo die Tiere noch wirklich scheu waren und draußen gelebt haben und man hat sich einfach überlegt, wie könnten sich Leute überhaupt infizieren. Heute muss man das kritisch sehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Waldbeeren einen entscheidenden Einfluss auf die Infektion des Menschen haben. "

    Die Zeiten, in denen Füchse nur auf dem Land vorkamen, sind längst vorbei. Die Zahl der Stadtfüchse explodiert, denn Meister Reineke fühlt sich in Siedlungsgebieten pudelwohl. Der Grund ist das reichhaltige Nahrungsangebot. Der Züricher Stadtfuchs-Forscher Daniel Hegglin hat herausgefunden, dass über 50 Prozent der Nahrung eines Stadtfuchses menschlichen Ursprungs sind. Beispielsweise vom Kompost.

    Obwohl die Befallsrate mit dem Fuchsbandwurm bei den Stadtfüchsen mit 20 bis 40 Prozent nicht ganz so hoch ist wie bei ihren Artgenossen vom Land, dürfte der Fuchsbandwurm auch in Städten vermehrt zu einem Problem werden. Romig:

    " Das Problem besteht einerseits darin, dass es in der Stadt mehr Füchse hat und das häufigere Auftreten von Füchsen das kompensiert eigentlich schon die geringere Befallsrate, so dass wir genauso viele oder noch mehr befallene Füchse pro Fläche in der Stadt haben als auf dem Land. Und zum anderen ist natürlich dieses enge Zusammenleben zwischen den Stadtfüchsen und den Menschen problematischer als auf dem Land. "

    Hinzu kommt, dass die übliche Bekämpfung des Fuchsbandwurms durch die Auslage von Ködern, die ein Entwurmungsmittel enthalten, per Flugzeug die Stadtfüchse nicht einbezieht. Die Parasitologen der Universität Hohenheim arbeiten daher an einer Methode für die Handauslage von Ködern.

    Doch wenn die Waldbeeren nahezu ausgeschlossen werden können, wie kommt es dann zur Infektion beim Menschen? Studien mit betroffenen Patienten haben ergeben, dass ein besonderer Risikofaktor in der Haltung von Hunden liegt. Denn diese können sich durch das Fressen befallener Mäuse auch infizieren. Zu nennen ist außerdem die landwirtschaftliche Tätigkeit. Denn Fuchsbandwurmeier lauern beispielsweise auch im Ackerboden oder auf der Wiese.

    Wichtig für die Vermeidung einer Infektion ist daher die Handhygiene. Außerdem sollten Gartenfrüchte und Salat nicht ungewaschen gegessen und Hunde regelmäßig entwurmt werden. Romig empfiehlt außerdem,

    " dass man sich darüber klar werden sollte, dass Füchse im Umfeld sein können. Dass man sich vielleicht darüber informiert wie Fuchskot aussieht und den dann auch unschädlich zu beseitigen, indem man ihn in einer Plastiktüte aufnimmt aus dem Garten und entsprechend entsorgt. Ansonsten gilt natürlich, dass die Füchse als Wildtiere zu behandeln sind und man vermeiden sollte, die Füchse anzufüttern und überhaupt den Kontakt versuchen so gering wie möglich zu halten. "