Die Stimmung ist ausgelassen in Zimmer 211 des Unihauptgebäudes im Nikolakloster von Passau. Seit kurz vor neun Uhr morgens sitzen die zwölf Testteilnehmer, sechs Männer und sechs Frauen, hinter ihren Namensschildern und bereiten sich in zwei Gruppen auf den ersten Tagesordnungspunkt vor: Selbstpräsentation von 9.20 bis 10.35 Uhr vor den Augen von vier studierten Pädagogen als Beobachter:
"Ja, man muss sich da zuerst mal selber vorstellen und erklären, warum man Lehrer oder Lehrerin werden will, für welche Schulart und für welche Fächerkombination, danach welche Stärken man bei sich selbst sieht, und warum man sich für Passau entschieden hat."
Erklärt Maria Kobler aus der Nähe von Passau. Ihre künftige Kommilitonin Lisa Weber, auch aus dem Raum Passau, kämpft noch mit ihrem Selbstbewusstsein:
"Das Schwierige ist, wenn man sich da selbst einschätzen muss. Ich kann jetzt nicht von mir sagen, dass ich so toll war oder so super. Also ich kann das gar nicht, da bin ich nicht so gut."
Als Lehramtsstudentin für Realschule, Deutsch und Erdkunde, müsste sie ein gesundes Selbstbewusstsein mitbringen, sagt Professor Norbert Seibert. Der Initiator des Eignungsfeststellungstests PArcours ärgert sich seit Jahren, seit er den Lehrstuhl für Schulpädagogik inne hat, masslos über die marode bayerische Lehrerbildung. Die jährlich 29.000 Schulabgänger ohne Abschluss in Bayern sind nur eine logische Folge daraus:
"Während wir in Hamburg zum Beispiel 80 Leistungspunkte in den Erziehungswissenschaften haben, sind es in Bayern 25, das sind in der Schulpädagogik nur sieben Leistungspunkte, das entspricht zwei mal zwei Stunden Vorlesung im gesamten Lehrerstudium."
In Bayern kann man aufgrund des Lehrermangels seit vergangenem Jahr auch mit der Note Fünf in Pädagogik Lehrer werden, empört sich der Pädagoge. Deshalb entwickelte er den ersten umfassenden Eignungsfeststellungstest für Lehrer in Deutschland. Von 450 Studienanfängern haben sich 150 bei dem Test angemeldet. Seibert hofft inständig, dass der Achtstundentest bald Pflicht wird wie beim Bildungsprimus Finnland. Denn Abiturienten, die nur Beamte werden wollen, mit viel Freizeit und einem Halbtagsjob, würde er am liebsten sofort wieder nach Hause schicken:
"Wir müssen Studierende haben, die bereits gewisse Kompetenzen mitbringen, denn wenn hier die fachwissenschaftliche Ausbildung dominiert, dann brauchen wir bestimmte Leute, die ein gewisses pädagogisches Ethos bereits mitbringen."
"Darum geht es uns natürlich auch."
… ergänzt Renate Wirth, Chefkoordinatorin des Einungstests.
"… dass eine gewisse Reflexion stattgefunden hat oder an diesem Tag stattfindet. Dass zumindest Studierende, die aus Verlegenheit den Lehramtsberuf gewählt haben, an diesem Tag noch mal genau reflektieren, passt das denn zu mir, spiegelt das meine Stärken wider. Wenn ich sozial ängstliche Züge habe, ist es natürlich schwierig, später im Lehrdienst zu arbeiten."
Testteilnehmer Thomas Grunauer meldete sich wie alle zwölf Studienanfänger freiwillig zu dem Lehrereignungstest. Die morgendliche Selbstpräsentation hat er gut überstanden, auch die Gruppendiskussion und die knifflige Logikaufgabe von 10.35 bis 11.55 Uhr. Erste Lehrererfahrungen konnte er an einer afrikanischen Schule sammeln. In der Halbzeitpause um 12.20 Uhr freut er sich immer noch auf das Studium Gymnasiallehrer Englisch/Sport/Erdkunde in Passau:
"Ja, auch nach diesem Tag will ich noch gern Lehrer werden. Hat sich nichts geändert, eher noch verstärkt, würde ich sagen. Bis jetzt eben, bis das Feedback kommt, da weiß ich noch nicht, was rauskommt."
Um 13.45 Uhr geht es nach einem gemeinsamen Mittagessen zum vierten Tagesordnungspunkt: "Übernahme von Perspektiven. Nach einer knappen Stunde sind die ersten sechs Lehraspiranten fertig:
"Tja, wir haben einen kurzen Film gesehen, wo ein Schüler seine Schamhaare, seine eigenen, auf ein Mädel wirft und der Lehrer ihn daraufhin, ja, nicht schlägt, aber handgreiflich wird und ihn aus dem Klassenzimmer wirft. Da hat die Sequenz geendet und wir sollten sie aus drei Sichten beurteilen. Einmal aus der Sicht des Schülers, warum er es macht, dann aus der Sicht des Lehrers, wie wir reagiert hätten, und einmal aus der Sicht der Eltern, wenn der Schüler nach Hause kommt , wie die reagieren, wenn er erzählt, wie er aus der Schule geflogen ist."
Um 15.10 Uhr holt Assistentin Katharina Prügler je zwei Teilnehmer zum nächsten Test, einer Tandemübung, wo zwei Lehrer einen Ausflug planen sollen. Um 17 Uhr folgt dann endlich die Beurteilung der Teilnehmer. Der Münchner Michael Rauscher ist optimistisch:
"Also ich bin jetzt auf mein Feedback gespannt, ob da auch rauskommt, ob ich geeignet bin oder nicht, wir werden sehen, aber ich finde es eine sinnvolle Sache."
Trotzdem sollte der Test nicht zur Pflicht vor dem Studium erhoben werden, sind sich die Teilnehmer am Schluss gegen 18 Uhr einig. Mit einer realistischen Selbsteinschätzung vor der Immatrikulation könnte jeder Test so enden wie bei Michael Rauscher:
"Ich wünsche ihnen einen guten Start, viel Erfolg in Passau und einen guten Studienverlauf. - Ja, danke."
"Ja, man muss sich da zuerst mal selber vorstellen und erklären, warum man Lehrer oder Lehrerin werden will, für welche Schulart und für welche Fächerkombination, danach welche Stärken man bei sich selbst sieht, und warum man sich für Passau entschieden hat."
Erklärt Maria Kobler aus der Nähe von Passau. Ihre künftige Kommilitonin Lisa Weber, auch aus dem Raum Passau, kämpft noch mit ihrem Selbstbewusstsein:
"Das Schwierige ist, wenn man sich da selbst einschätzen muss. Ich kann jetzt nicht von mir sagen, dass ich so toll war oder so super. Also ich kann das gar nicht, da bin ich nicht so gut."
Als Lehramtsstudentin für Realschule, Deutsch und Erdkunde, müsste sie ein gesundes Selbstbewusstsein mitbringen, sagt Professor Norbert Seibert. Der Initiator des Eignungsfeststellungstests PArcours ärgert sich seit Jahren, seit er den Lehrstuhl für Schulpädagogik inne hat, masslos über die marode bayerische Lehrerbildung. Die jährlich 29.000 Schulabgänger ohne Abschluss in Bayern sind nur eine logische Folge daraus:
"Während wir in Hamburg zum Beispiel 80 Leistungspunkte in den Erziehungswissenschaften haben, sind es in Bayern 25, das sind in der Schulpädagogik nur sieben Leistungspunkte, das entspricht zwei mal zwei Stunden Vorlesung im gesamten Lehrerstudium."
In Bayern kann man aufgrund des Lehrermangels seit vergangenem Jahr auch mit der Note Fünf in Pädagogik Lehrer werden, empört sich der Pädagoge. Deshalb entwickelte er den ersten umfassenden Eignungsfeststellungstest für Lehrer in Deutschland. Von 450 Studienanfängern haben sich 150 bei dem Test angemeldet. Seibert hofft inständig, dass der Achtstundentest bald Pflicht wird wie beim Bildungsprimus Finnland. Denn Abiturienten, die nur Beamte werden wollen, mit viel Freizeit und einem Halbtagsjob, würde er am liebsten sofort wieder nach Hause schicken:
"Wir müssen Studierende haben, die bereits gewisse Kompetenzen mitbringen, denn wenn hier die fachwissenschaftliche Ausbildung dominiert, dann brauchen wir bestimmte Leute, die ein gewisses pädagogisches Ethos bereits mitbringen."
"Darum geht es uns natürlich auch."
… ergänzt Renate Wirth, Chefkoordinatorin des Einungstests.
"… dass eine gewisse Reflexion stattgefunden hat oder an diesem Tag stattfindet. Dass zumindest Studierende, die aus Verlegenheit den Lehramtsberuf gewählt haben, an diesem Tag noch mal genau reflektieren, passt das denn zu mir, spiegelt das meine Stärken wider. Wenn ich sozial ängstliche Züge habe, ist es natürlich schwierig, später im Lehrdienst zu arbeiten."
Testteilnehmer Thomas Grunauer meldete sich wie alle zwölf Studienanfänger freiwillig zu dem Lehrereignungstest. Die morgendliche Selbstpräsentation hat er gut überstanden, auch die Gruppendiskussion und die knifflige Logikaufgabe von 10.35 bis 11.55 Uhr. Erste Lehrererfahrungen konnte er an einer afrikanischen Schule sammeln. In der Halbzeitpause um 12.20 Uhr freut er sich immer noch auf das Studium Gymnasiallehrer Englisch/Sport/Erdkunde in Passau:
"Ja, auch nach diesem Tag will ich noch gern Lehrer werden. Hat sich nichts geändert, eher noch verstärkt, würde ich sagen. Bis jetzt eben, bis das Feedback kommt, da weiß ich noch nicht, was rauskommt."
Um 13.45 Uhr geht es nach einem gemeinsamen Mittagessen zum vierten Tagesordnungspunkt: "Übernahme von Perspektiven. Nach einer knappen Stunde sind die ersten sechs Lehraspiranten fertig:
"Tja, wir haben einen kurzen Film gesehen, wo ein Schüler seine Schamhaare, seine eigenen, auf ein Mädel wirft und der Lehrer ihn daraufhin, ja, nicht schlägt, aber handgreiflich wird und ihn aus dem Klassenzimmer wirft. Da hat die Sequenz geendet und wir sollten sie aus drei Sichten beurteilen. Einmal aus der Sicht des Schülers, warum er es macht, dann aus der Sicht des Lehrers, wie wir reagiert hätten, und einmal aus der Sicht der Eltern, wenn der Schüler nach Hause kommt , wie die reagieren, wenn er erzählt, wie er aus der Schule geflogen ist."
Um 15.10 Uhr holt Assistentin Katharina Prügler je zwei Teilnehmer zum nächsten Test, einer Tandemübung, wo zwei Lehrer einen Ausflug planen sollen. Um 17 Uhr folgt dann endlich die Beurteilung der Teilnehmer. Der Münchner Michael Rauscher ist optimistisch:
"Also ich bin jetzt auf mein Feedback gespannt, ob da auch rauskommt, ob ich geeignet bin oder nicht, wir werden sehen, aber ich finde es eine sinnvolle Sache."
Trotzdem sollte der Test nicht zur Pflicht vor dem Studium erhoben werden, sind sich die Teilnehmer am Schluss gegen 18 Uhr einig. Mit einer realistischen Selbsteinschätzung vor der Immatrikulation könnte jeder Test so enden wie bei Michael Rauscher:
"Ich wünsche ihnen einen guten Start, viel Erfolg in Passau und einen guten Studienverlauf. - Ja, danke."