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Parlamentswahl in Pakistan
Betrugsvorwürfe überschatten Sieg von Imran Khan

Das Ergebnis der Parlamentswahl in Pakistan war noch nicht offiziell bekanntgeben, da wandte sich Wahlsieger Imran Khan bereits an seine Landsleute. Dabei ging der ehemalige Cricket-Star auch gleich auf die großen Themen der Außenpolitik ein. Doch zunächst muss er die Lage im Land selbst befrieden.

Von Silke Diettrich | 27.07.2018
    Der pakistanische Politiker Imran Khan hält eine Rede in Islamabad.
    Imran Khan wird mit seiner Partei Partei Tehreek-e-Insaf (PTI) stärkste Kraft im Parlament in Islamabad (dpa / picture-alliance)
    Nun greift der 65-jährige Ex-Cricket-Star Imran Khan nach der Macht im Atomstaat Pakistan: Der Oppositionspolitiker will unbedingt Regierungschef werden und hat sich zum Sieger der Parlamentswahl erklärt.
    Noch waren keine offiziellen Ergebnisse der Wahl bekannt, die lokalen Medien hatten berichtet, es seien gerade einmal 50 Prozent der Stimmen ausgezählt und dennoch ist Imran Khan vor die Kameras getreten. "Hoch lebe Pakistan"
    "Islamischer Wohlfahrtsstaat"und Kampf gegen Korruption
    Noch nicht offiziell der Premierminister, hat Khan schon gleich eine Rede an die Nation gehalten. Der ehemalige Kricketspieler verspricht, aus Pakistan einen islamischen Wohlfahrtstaat zu machen. Er wolle die Armut bekämpfen und die Korruption im Land zu Nichte machen. Das waren auch schon seine Versprechen im Wahlkampf.
    In seiner Rede hat Khan auch schon gleich die großen Themen der Außenpolitik angesprochen: Mit den USA wolle er eine Beziehung aufbauen, von der beide Seiten profitieren. Sie solle nicht, wie er es bislang empfunden habe, einseitig sein. Schon oft hatte Khan die USA kritisiert, die an Pakistan nur Forderungen stelle und in seinem Land Drohnenkämpfe gegen Pakistaner führe. Damit spielt Khan auf die Terrorkampf der USA an. Weil er sich damit auf die Seite der Extremisten stelle, bezeichnen seine Kritiker ihn auch als "Taliban Khan".
    Bessere Beziehungen zu Indien
    Pakistan, sagt Imran Khan, brauche vor allem Stabilität und müsse sich daher gut mit den Nachbarn stellen: "Frieden in Afghanistan bedeute auch Frieden in Pakistan." Und auch mit dem Erzfeind wolle er reden: "Wir wollen die Beziehungen zu Indien verbessern, wenn Indien das auch will. Wir können uns nicht länger immer gegenseitig beschuldigen. Wenn die Inder einen Schritt auf uns zugehen, werden wir zwei auf sie zugehen."
    Bei den jetzigen Wahlen hatte es in Pakistan eine große Debatte darüber gegeben, dass die Wahlen gefälscht sein könnten. Und der Wahlkampf, vor allem vom Militär, so gesteuert, dass Imran Khans Partei große Vorteile bei den Wahlen hatte. Khan hingegen sagt, dies seien die fairsten Wahlen seit jeher gewesen in Pakistan.
    Politische Gegner wollen Wahl nicht anerkennen
    Menschenrechtler wie Mariv Sirmed sehen das anders: "Das sind die dreckigsten Wahlen, das sind Wahlen, in denen die Armee schamlos Druck ausgeübt hat auf die zivilen Institutionen." Die ehemalige Regierungspartei will die Wahlen nicht anerkennen. Der Spitzenkandidat Shabaz Sharif hatte schon gestern gesagt: "Bei Gott, ich bin ein friedliebender Mensch. Aber wir können das nicht auf uns sitzen lassen. In den Wahllokalen hat es massiven Wahlbetrug gegeben."
    Imran Khan hat in seiner Rede der Nation heute angekündigt, alles dafür zu tun, um diese Vorwürfe untersuchen zu lassen.