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Parodontitis

Jeder zweite hierzulande leidet an Parodontitis. Bakterien, die tief am Zahnhals siedeln, verursachen die Zahnfleischentzündung. Die Mittel dagegen kennen die meisten: mit Schabern und Ultraschallgeräten entfernen Zahnärzte und Helfer die Beläge. Das ist oft unangenehm, manchmal sogar schmerzhaft. An der Universität Münster arbeiten Wissenschaftler an einer Methode, die schneller und angenehmer Linderung schaffen soll.

Ralf Czichowski | 18.03.2003
    Ein Geräusch zum davonlaufen: so werden Beläge am Zahnhals heute in der Regel entfernt: mit Ultraschall. Diese Behandlungsmethode liefert gute Ergebnisse, kann aber bei Patienten mit empfindlichen Zahnhälsen sehr unangenehme Empfindungen auslösen, ja, sogar zu starken Schmerzen führen. Deshalb verschieben, verdrängen, vergessen viele Patienten gerne mal Termine und die Parodontitis kann ihren Lauf nehmen. Diesem Problem hat sich Gregor Petersilka von der Uni-Münster angenommen. Der forschende Zahnarzt hat ein Pulver entwickelt, mit dem der den Belägen unter dem Zahnfleisch zu Leibe rückt.

    Das sieht also so aus, dass die Zahnfleischtaschen bis zu einer Tiefe von 5 mm mit diesen Pulverstrahlgeräten in Verbindung mit den neuen gering-abrasiven Pulver gut gereinigt werden können.

    Pulverstrahlgeräte gibt es schon lange. Im Prinzip arbeiten diese wie Sandstrahlgeräte: eine Mischung aus Luft und einem Pulver wird auf den Zahn geblasen und nimmt dabei die Beläge mit. Bisher war das Pulver in den Maschinen aber zu aggressiv, um am empfindlichen Zahnhals eingesetzt zu werden. Gregor Petersilka hat sich deshalb an die Entwicklung eines sanften Pulvers gemacht. Nach eigenen Angaben mit gutem Erfolg.

    Unsere hierzu durchgeführten klinischen Studien haben gezeigt, dass man mit Hilfe dieses Pulvers bakterielle Plaque – also diese Zahnbeläge, die in diesen Taschen sind – mindestens genauso gut, wenn nicht besser entfernen kann als unter Anwendung der Handinstrumente.

    Wohl kaum jemand verbringt gerne viel zeit im Zahnarztstuhl – egal wie gut das Ergebnis ist. Auch da könnte die neue – Methode den Patienten das Leben leichter machen.

    Wenn man für ne konventionelle Zahnreinigung 45-50 Minuten veranschlagt hat, wird es wird es mit dem neuen Verfahren möglich sein etwa 50 Prozent der Behandlungszeit einzusparen.

    Bisher konnten nur wenige Patienten ihre Erfahrungen mit dem Pulver machen, nämlich die, die an der klinischen Studien teilgenommen haben. Einer davon ist Stefan Steć, der sich mittlerweile recht gerne auf den Zahnarztstuhl setzt. Seine Bilanz nach einem Jahr Pulverbehandlung.

    Ich kenn die herkömmliche Methode mit dem Kratzen, was bei mir zumindest echt mit Schmerzen verbunden war. Und dann die neue Methode jetzt hier: erstens war es für mich ne angenehme Erfahrung, das es längst nicht so mit Schmerzen verbunden war. Und auch was positiv wirkte war eben der Geschmack. Das ist angenehm.

    Über den Erfolg oder Misserfolg der neuen Behandlungsmethode entscheiden nicht zuletzt die Anwender. Also Zahnärzte und –ärztinnen, die das Pulver einkaufen und Prophylaxehelfer und –herferinnen, die das ganze dann anwenden. Deshalb hat die Uni-Münster schon vor der Markteinführung einem Team aus der Praxis einen Einblick gewährt: Prophylaxehelferin Hatice Karnal und Zahnarzt Helmut Chaluppa aus Münster durften mit dem neuen Pulver Stefan Steć bestrahlen. Für den niedergelassenen Zahnarzt Chaluppa ein Entwicklung, die Sinn macht.

    Ich glaube, dass dieses Gerät eine gute Alternative zu den üblichen Behandlungsmethoden darstellt. Dieses Gerät lässt sich gut in die Praxis integrieren.

    Wie die Fachwelt auf die neue Methode zur Parodontitisbekämpfung reagiert, wird sich bald zeigen. Ende März präsentiert ein Pharmakonzern das Pulver auf der Fachmesse IDS – Internationale Dentalschau in Köln.

    Beitrag als Real-Audio

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