Thomas Hampson steht als Amfortas im Zentrum der Gralsritterschaft - ein wirklich waidwunder König mit Noblesse, schwankend zwischen einer fortgeschrittenen Gebrechlichkeit und jenen guten Momenten, in denen er wieder losschießen möchte um all das zu regeln, was seines Amtes ist. Und doch kann er das Elementarste nicht bewerkstelligen. Auch das zeigt Lehnhoffs Regie schlicht, klar und ohne Fremdmittel wie Video und Voodoo. Sie bedient einen einfach konstruierten Bühnenraum von Raimund Bauer für eine lineare Erzählung: Eine nach dem weiten Hintergrund hin in Parabelbewegung steil ansteigende Fläche, die für die öde Zeit des Anfangs zunächst ein von Steinen übersätes ödes Land vorstellt.
Zum zweiten Aufzug findet sich die Arbeitsfläche der Sänger von einem Gaze-Vorhang verschlossen, auf dem die weiblichen Beckenknochen sich abzeichnen - durchaus sinnlich-sinnfällig geht es durch jenes Loch überm Schambein in Klingsors Zauberreich, das in der architektonischen Grundsubstanz der Gralswelt 1:1 entspricht. Amfortas und sein Gegenspieler sind gleich gepolt und auf die gleiche Weise perspektivlos. Dass aber im 3. Aufzug, in dem ein Eisenbahngleis die schräge Spielebene durchschneidet und im Nichts endet, am Ende sich in Neugralgau eine derart positive Wendung der Dinge abzeichnet - Kundry überlebt und zieht mit Parsifal zur Freiheit, zum Lichte empor - das erscheint als wohl allzu euphemistische Volte. Aber manche mögen's halt so schön. Und Nikolaus Lehnhoff macht es ihnen recht.