Schuhe aus, dann hinein ins Wohnzimmer: Persönlich wirbt David Miliband, der Ältere von beiden, an der Parteibasis um Stimmen. Dann wieder in einer Fabrikhalle im Norden von London:
"Eine Partei zu führen, ist nicht selbstverständlich."
"Das muss man sich verdienen. Einer Krönung ohne Wahl hätte ich nicht zugestimmt."
Der 44-Jährige beim Klinkenputzen quer durch Großbritannien genau wie sein jüngerer Bruder Ed Miliband. Bis zum 25. September müssen beide allerdings noch durchhalten. Dann erst ist die Wahl des Labour-Vorsitzenden abgeschlossen und das Ergebnis steht fest – genau einen Tag vor dem Parteitag. Bis dahin streiten beide für einen Neuanfang: Offen, kontrovers, aber fair, versichern sie. Beim Sonntagsbraten sitzen wir schon noch friedlich zu Hause gemeinsam am Tisch, scherzt David in den britischen Medien:
"Politik ist auf Zeit, Familie hat man ein Leben lang."
Auch Bruder Ed hält die Familie hoch:
"Natürlich ist das komisch, wenn zwei Brüder gegeneinander antreten. Aber hätte ich deswegen verzichten sollen? Nein, das wäre dann gegen meine Überzeugungen."
Politisch wollen die Brüder einen Schlussstrich ziehen unter das bisherige New Labour Projekt. Obwohl sie maßgeblich selbst daran mitgearbeitet haben. David, einst enger Vertrauter von Tony Blair, der parteiintern die Strippen zog und später unter Gordon Brown Außenminister wurde. Jetzt sucht er nach Abgrenzung:
"Diese Ära ist zu Ende. Gordon Brown hat zwar versprochen, das Land zu erneuern. Aber es nicht geschafft. Labour hat den Anspruch verloren, eine Partei für mehr Gerechtigkeit in der Gesellschaft zu sein. Aber genau da müssen wir wieder stark werden."
Bruder Ed war zuletzt Energieminister unter Gordon Brown, vorher dessen Berater. Aber auch er setzt jetzt auf den Wechsel und will sich gegen Gordon Brown profilieren:
"Man muss nicht am linken Rand stehen, um zu erkennen, dass etwas gegen die Exzesse der Banker unternommen werden muss. Da hat sich New Labour zu sehr der Wirtschaft angebiedert. Die Menschen aber erwarten von uns eine Stimme dagegen."
Doch es geht nicht allein um den inhaltlichen Kurs der britischen Sozialdemokraten, sondern vor allem um das richtige Charisma, eine Persönlichkeit – die die Parteiseele streichelt und zugleich Wähler mobilisiert. David, der Ältere, gibt sich machtbewusst, pragmatisch– ohne jede Arbeiterromantik. Ed dagegen setzt auf seine Unbelecktheit sowie seine freundliche Art. Peter Mandelsohn, damals der dritte im Bunde von Tony Blair und Gordon Brown in der New Labour Architektur:
"Ich kenne beide und mag sie auch. Aber darum geht es nicht in der Politik. Sondern von einem Parteichef erwarte ich feste Überzeugungen, soliden Machtinstinkt und die Fähigkeit, Mehrheiten zu organisieren, um Labour wieder aus der Opposition herauszuführen."
Das traut Mandelson David eher zu. Ed Miliband hat den früheren Labour-Chef Lord Kinnock hinter sich und die Mehrheit der britischen Gewerkschaften. Dennoch gibt es sowohl außerhalb als auch innerhalb der Partei Befürchtungen, der Bruder-Wettstreit könnte Labour belasten, zeitweilig sogar spalten. Oona King ist Parteimitglied, Abgeordnete und mit den Brüdern gut bekannt:
"Beide fallen durch ihre bescheidene, vor allem anständige Art auf. Jeder von ihnen würde also seine Niederlage verkraften. Aber das dauert: mindestens ein paar Jahre, wenn nicht gar ein Jahrzehnt."
Labour-Kenner und Redakteur des Wall Street Journals in London Iain Martin:
"Wir sollten nicht vergessen, dass Labour gerade ein Psycho Drama hinter sich hat, der Kampf zwischen Blair und Brown, immerhin 16 Jahre lang. Zwei Männer, die um das Spitzenamt gestritten haben. Potenzial sehe ich auch bei den Milibands, wenngleich die beiden einen ganz anderen Charakter haben. Vernünftiger sind, weniger hitzig. Brown dagegen hatte zeitweilig ja kein anderes Ziel mehr, als Blair los zu werden."
Ed Miliband – der jüngere - kann sich eigenen Angaben zufolge durchaus ein hochrangiges Parteiamt auch unter der Führung seines älteren Bruders vorstellen. Umgekehrt ist es offenbar schwieriger. David will derzeit nicht sagen, welche Pläne er hat, sollte er den Kürzeren ziehen und nicht zum Parteichef gewählt werden.
"Eine Partei zu führen, ist nicht selbstverständlich."
"Das muss man sich verdienen. Einer Krönung ohne Wahl hätte ich nicht zugestimmt."
Der 44-Jährige beim Klinkenputzen quer durch Großbritannien genau wie sein jüngerer Bruder Ed Miliband. Bis zum 25. September müssen beide allerdings noch durchhalten. Dann erst ist die Wahl des Labour-Vorsitzenden abgeschlossen und das Ergebnis steht fest – genau einen Tag vor dem Parteitag. Bis dahin streiten beide für einen Neuanfang: Offen, kontrovers, aber fair, versichern sie. Beim Sonntagsbraten sitzen wir schon noch friedlich zu Hause gemeinsam am Tisch, scherzt David in den britischen Medien:
"Politik ist auf Zeit, Familie hat man ein Leben lang."
Auch Bruder Ed hält die Familie hoch:
"Natürlich ist das komisch, wenn zwei Brüder gegeneinander antreten. Aber hätte ich deswegen verzichten sollen? Nein, das wäre dann gegen meine Überzeugungen."
Politisch wollen die Brüder einen Schlussstrich ziehen unter das bisherige New Labour Projekt. Obwohl sie maßgeblich selbst daran mitgearbeitet haben. David, einst enger Vertrauter von Tony Blair, der parteiintern die Strippen zog und später unter Gordon Brown Außenminister wurde. Jetzt sucht er nach Abgrenzung:
"Diese Ära ist zu Ende. Gordon Brown hat zwar versprochen, das Land zu erneuern. Aber es nicht geschafft. Labour hat den Anspruch verloren, eine Partei für mehr Gerechtigkeit in der Gesellschaft zu sein. Aber genau da müssen wir wieder stark werden."
Bruder Ed war zuletzt Energieminister unter Gordon Brown, vorher dessen Berater. Aber auch er setzt jetzt auf den Wechsel und will sich gegen Gordon Brown profilieren:
"Man muss nicht am linken Rand stehen, um zu erkennen, dass etwas gegen die Exzesse der Banker unternommen werden muss. Da hat sich New Labour zu sehr der Wirtschaft angebiedert. Die Menschen aber erwarten von uns eine Stimme dagegen."
Doch es geht nicht allein um den inhaltlichen Kurs der britischen Sozialdemokraten, sondern vor allem um das richtige Charisma, eine Persönlichkeit – die die Parteiseele streichelt und zugleich Wähler mobilisiert. David, der Ältere, gibt sich machtbewusst, pragmatisch– ohne jede Arbeiterromantik. Ed dagegen setzt auf seine Unbelecktheit sowie seine freundliche Art. Peter Mandelsohn, damals der dritte im Bunde von Tony Blair und Gordon Brown in der New Labour Architektur:
"Ich kenne beide und mag sie auch. Aber darum geht es nicht in der Politik. Sondern von einem Parteichef erwarte ich feste Überzeugungen, soliden Machtinstinkt und die Fähigkeit, Mehrheiten zu organisieren, um Labour wieder aus der Opposition herauszuführen."
Das traut Mandelson David eher zu. Ed Miliband hat den früheren Labour-Chef Lord Kinnock hinter sich und die Mehrheit der britischen Gewerkschaften. Dennoch gibt es sowohl außerhalb als auch innerhalb der Partei Befürchtungen, der Bruder-Wettstreit könnte Labour belasten, zeitweilig sogar spalten. Oona King ist Parteimitglied, Abgeordnete und mit den Brüdern gut bekannt:
"Beide fallen durch ihre bescheidene, vor allem anständige Art auf. Jeder von ihnen würde also seine Niederlage verkraften. Aber das dauert: mindestens ein paar Jahre, wenn nicht gar ein Jahrzehnt."
Labour-Kenner und Redakteur des Wall Street Journals in London Iain Martin:
"Wir sollten nicht vergessen, dass Labour gerade ein Psycho Drama hinter sich hat, der Kampf zwischen Blair und Brown, immerhin 16 Jahre lang. Zwei Männer, die um das Spitzenamt gestritten haben. Potenzial sehe ich auch bei den Milibands, wenngleich die beiden einen ganz anderen Charakter haben. Vernünftiger sind, weniger hitzig. Brown dagegen hatte zeitweilig ja kein anderes Ziel mehr, als Blair los zu werden."
Ed Miliband – der jüngere - kann sich eigenen Angaben zufolge durchaus ein hochrangiges Parteiamt auch unter der Führung seines älteren Bruders vorstellen. Umgekehrt ist es offenbar schwieriger. David will derzeit nicht sagen, welche Pläne er hat, sollte er den Kürzeren ziehen und nicht zum Parteichef gewählt werden.