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Partnerhochschulen des Spitzensports

Wenn ich jetzt zehn Einheiten die Woche trainiere, is ja klar, dass das dann mit dem Stundenplan kollidiert, also muss ich irgendwo ein Spagat machen zwischen Vorlesung und Training, also an vielen Vorlesungen kann ich gar nicht teilnehmen. Das muss ich halt nacharbeiten.

Eduard Hoffmann |
    Matthias Spahn ist amtierender Deutscher Zehnkampfmeister und studiert an der Uni Köln BWL. Wie er versuchen gut 30 Prozent der deutschen Spitzenathleten, Hochleistungssport und Studium unter einen Hut zu bringen. Hierzulande ein schwieriges Unterfangen, zeigte man bislang an den meisten Hochschulen wenig Verständnis für die Doppelbelastung der Spitzensportler.

    Das größte Problem an der Uni Köln bei uns ist, dass ich dann die Klausuren direkt im Anschluss an das Semester schreiben muss, also während des Semesters immer dranbleiben muss, und das mit dem Training zu vereinbaren ist schon ziemlich hart. Dazu kommt noch, dass das mit den Klausurterminen, die kollidieren dann öfter mal mit Wettkämpfen, also letztes Jahr zum Beispiel konnte ich an einem Wettkampf in den USA nicht teilnehmen, weil ich da ne Klausur geschrieben hab’ und ja ist alles ein bisschen schwierig.

    Mit der Initiative "Partnerhochschulen des Spitzensports", die der Allgemeine Deutsche Hochschulsportverband adh 1999 ins Leben rief, hat sich das etwas geändert. Nach schleppendem Start beteiligen sich inzwischen bundesweit flächendeckend 39 Hochschulen am Projekt, erklärt adh-Generalsekretär Olaf Tabor.

    Die Hochschulen erklären sich bereit, intern Mentoren zur Verfügung zu stellen, die den Athleten behilflich sind bei formalen Problemen, mit Verlegung von Klausurterminen, mit der Verlegung von Praktikumsterminen, bei Prüfungsterminüberlappung oder bei konkreten anderen Fragestellungen, bei denen es Schwierigkeiten bei der Koordination gibt, nicht alleine dazustehen, sondern einen Ansprechpartner zu haben, der dann mithilft, die entsprechenden Menschen anzusprechen und da für Unterstützung zu werben.

    Außerdem gibt es die Möglichkeit, Fehlzeiten nachzuarbeiten oder auch ganze Urlaubssemester einzulegen.
    Die beteiligten Studentenwerke kümmern sich vor Ort um die Unterbringung und die besonderen Ernährungsbedürfnisse der Kaderathleten und die Olympiastützpunkte verstärken ihre sportfachlichen Betreuung. Zehnkampfmeister und BWL-Student Matthias Spahn jedoch ist an der Uni Köln bis jetzt noch nicht in den Genuss solcher Unterstützung gekommen.

    An der Uni weiß glaub ich keiner, dass ich Spitzensport betreibe und dies Jahr Deutscher Meister geworden bin.

    Insbesondere zu Beginn des Studiums fehlte eine vernünftige Beratung. Der talentierte Leichtathlet übernahm sich und musste so manche Prüfung sausen lassen. Heute geht Matthias Spahn alles etwas langsamer an, muss sich dabei allerdings weiterhin vor allem während des Semesters richtig quälen. Gerade mal für die Freundin bleibt noch ein wenig Zeit. Ansonsten muss der Spitzensportler in kauf nehmen,

    dass das Tempo des Studiums dadurch ein bisschen langsamer ist und ich bestimmt nicht in Regelstudienzeiten einen Abschluss machen kann.

    Da braucht sich der König der Athleten jedoch keine Sorgen zu machen. Denn in Nordrhein-Westfalen hat ein bislang einzigartiges bundeslandweites Bündnis aus Politik, Sport und Bildung vereinbart, gemeinsam den Spitzensport an den NRW-Hochschulen zu fördern. Unter anderem, so die nordrhein-westfälische Wissenschaftsministerin Hannelore Kraft, habe man für Hochleistungssportler bei der Regelstudienzeit eine Sonderregelung beschlossen.


    Das heißt, sie bekommen pro Semester nur die Hälfte angerechnet, so dass sie doppelt so lang studieren können, ohne dass bei ihnen Studiengebühren fällig werden.