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Passage durch den Schweif des Halleyschen Kometen
Der Kometenschweif und die Todesangst

Im Jahr 1910 zeigten sich gleich zwei besonders helle Kometen am Himmel über Europa. Der Große Januarkomet und einige Monate später der berühmte Halley. Damals war längst klar, dass Kometen keine bösen Omen sind.

Von Dirk Lorenzen | 19.05.2020
Komet Halley bei seiner Erscheinung 1910
Komet Halley bei seiner Erscheinung 1910 (Yerkes Observ.)
Kometen sind wenige Kilometer große Körper, die auf stark elliptischen Bahnen um die Sonne ziehen. Zwar hatten sie ihren Schrecken als vermeintliche Strafe Gottes verloren, doch eine gewisse Kometenfurcht blieb weit verbreitet. Sie erreichte ihren Höhepunkt, als die Erde heute vor 110 Jahren durch den viele Millionen Kilometer langen Schweif des Kometen Halley zog.
Manche ängstigten sich, die Menschheit werde bei dieser Gelegenheit vergiftet. Denn zuvor hatten Astronomen im Schweif spektroskopisch Vorstufen der Blausäure nachgewiesen.
Der Kern des Kometen Halley, aufgenommen von der Raumsonde Giotto im März 1986. 
Der Kern des Kometen Halley, aufgenommen von der Raumsonde Giotto im März 1986. (ESA/MPAE)
Allerdings war auch damals schon klar, dass die Materie in einem Kometenschweif extrem dünn verteilt ist. In einem Volumen so groß wie ein Stück Würfelzucker gibt es zum Teil kaum tausend Partikel – nach irdischen Maßstäben ein perfektes Vakuum.
Dennoch boten Geschäftemacher wahlweise Kometenpillen oder Atemmasken an, mit denen sich die vermeintlich tödliche Gefahr überstehen ließe. Scherzbolde warben damit, gleich nach dem Weltuntergang Aufnahmen von selbigem zu verteilen – nur gegen Vorkasse, versteht sich.
Der Komet zog gut 22 Millionen Kilometer an der Erde vorbei, dabei streichelte sein Schweif einmal die Erde. Davon war aber nichts zu bemerken. Am folgenden Tag war die Welt nicht untergegangen – dafür leuchtete der Komet Halley am Abendhimmel.