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Passbild für Münzen

Technik. - Die Vielfalt an Münzen aus aller Herren Länder ist groß, und so wundert es nicht, dass sich dabei Stücke finden, die sich zwar nicht in Größe, Form und Gewicht, wohl aber im Wert unterscheiden und mit denen man manchen Automaten foppen kann. Eine neue Prüfkamera fällt darauf aber nicht herein.

    Nicht immer fällt bei einem Automaten auch "der Groschen", wenn er statt eines wertvollen Euros ein viel preiswerteres Stück vorgesetzt bekommt. Denn bislang sprechen die Maschinen lediglich auf den Durchmesser, Gewicht und Legierung an - was auf der Prägung steht, interessiert sie nicht. Mit etwas Glück lassen sich dann den tumben Apparaten mit wertlosen Metall Waren entlocken. Den betrogenen Aufstellern wollen Forscher der Universität Hamburg Harburg bald jedoch eine scharfe Waffe gegen die Gauner verschaffen, erklärt Michael Hoßfeld, Physiker vom Arbeitsbereich Materialien der Elektrotechnik und Optik an der Technischen Universität Hamburg-Harburg:

    "Diese optische Münzprüfung müssen Sie sich so vorstellen, dass Sie auf der einen Seite eine Kamera haben, die das menschliche Auge simuliert. Diese Kamera nimmt ein Bild der Münze auf, des Prägebildes, und sendet es an einen Rechner, der die charakteristische Struktur der Münze untersucht."

    Der Rechner vergleicht dann den suspekten Kandidaten mit den Konterfeis von Münzen aus den EU-Mitgliedstaaten. Nur wenn das Foto des Hartgeldes mit einer Aufnahme aus der Datenbank übereinstimmt, rückt der Automat seine Waren oder Dienstleistungen auch heraus. Lange darf sich der Computer aber nicht mit dem Bildvergleich aufhalten, denn der Kunde soll ja nicht ungeduldig werden. Eine Maßnahme dazu ist, dass die Kamera das Bild schießt, noch während die Münze fällt. Dabei wird das Geldstück von drei verschiedenen Seiten mit drei unterschiedlichen Farben belichtet, die anschließend jeweils einzeln ausgewertet werden. Dadurch erhält die Software einen Eindruck von dem Relief der Prägung, berichtet Hoßfeld:

    "Es liegt auf der Hand, dass man versuchen könnte, auf ein billiges Stück Blech einfach ein Foto zu kleben, in der Hoffnung, dass der Münzprüfer - von dem man natürlich wissen muss, dass er auch die optische Erscheinung einer Münze testet - diese Fälschung nicht erkennt ."

    Gar so abwegig ist das nicht, denn schon heute setzen Betrüger auf größtmögliche Effizienz: Sie erfüllen gerade die Mindestanforderungen der Automaten an die Münzmerkmale, etwa mit der passenden Metallzusammensetzung und dem richtigen Durchmesser.

    "Es gibt Falsifikate, die einfach Metallscheiben sind, die eine sehr geschickte innere Struktur haben, mit dem Ziel, ein Signal in den Münzprüfern zu erzeugen, das einem Euro-Signal entspricht. Es kommt also gar nicht darauf an, wie diese Fälschung aussieht. Sie muss auch keine Prägungen haben."

    Bei der Harburger Kamera hätten solche Fälschungen kein Glück mehr und würden durchfallen. Dass aber Fälscher heute relativ leichtes Spiel haben, liegt an der Einführung des Euros. Denn weil jedes Land seine eigenen Euro-Münzen prägt, musste der Spielraum der Automaten für Varianzen etwa für exakte Maße und Zusammensetzung vergrößert werden. Wird ab 2007 dann das optische Erkennungsverfahren eingeführt, lassen sich nicht nur Falschmünzen erkennen, sondern auch die Euros auch blitzschnell nach ihren Herkunftsländern sortieren.

    [Quelle: Karsten Schäfer]