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Paternoster
Talfahrt eines Himmelsstürmers

Seit dem 1. Juni wurden bundesweit Paternoster stillgelegt. Hintergrund ist eine neue Sicherheitsverordnung aus dem Bundesarbeitsministerium. Kaum in Kraft, hagelte es Kritik an der Regulierung. Doch es gibt Hoffnung, dass die Paternoster bald wieder fahren könnten.

Von Ulrich Gineiger |
    Mit dem Paternoster im Rathaus in Duisburg fahren am 29.05.2015 zwei Mitarbeiterinnen. Wegen einer novellierten Verordnung der Bundesregierung drohen drastische Einschränkungen für die Nutzung der Retro-Umlaufaufzüge.
    Paternoster im Rathaus in Duisburg (dpa / picture alliance / Roland Weihrauch)
    Das Ding stammt aus einer anderen Welt und gehört schon daher verboten: Um die 250 Paternoster gibt es noch in Deutschland. Lobbyisten der Aufzugsindustrie sind sie meist ein Dorn im Auge - denn die Wartung ist aufwendig, und mit der Installation von Aufzügen ließe sich viel Geld verdienen. So kam der Vorstoß aus dem Arbeitsministerium nicht von ungefähr: Paternoster dürfen nur noch von geschultem Personal benutzt werden, nicht aber von den Besuchern der Behörden oder Institutionen. Die Benutzung sei zu gefährlich, heißt es in Amtskreisen. Dabei dürfte es weniger um die Fragen der Sicherheit gehen als um die rechtliche Absicherung der Behörden.
    Das Arbeitsministerium hatte die Rechnung ohne den Wirt - sprich: ohne die Bevölkerung gemacht. Schon am Tag der Veröffentlichung der neuen Verordnung blies Ministerin Andrea Nahles der Proteststurm ins Gesicht. Vertreter aller etablierten Parteien waren sich einig: Das Verbot ist Quatsch. Noch am Tag der Veröffentlichung schickte das Ministerium eine Änderungsverordnung hinterher. Danach wird das Verbot grundsätzlich relativiert.
    Während man in Berlin an der Änderung feilt, erregt das Thema Aufmerksamkeit in internationalen Medien. Besonders die Amerikaner - allen voran Tom Hanks - sind von den "German Paternostern" angetan, und US-Medienvertreter strömen nach Berlin, um dieses deutsche Phänomen zu ergründen. Unser Paternoster - der Himmel möge ihn erhalten. Thema am Samstagmorgen, 20. Juni, um 9:10 Uhr im "Wochenendjournal" des Deutschlandfunks.