"Ein unerklärlicher Schnitt trennt den ersten an hohen Meisterwerken so reichen Teil seines Lebens von der Periode nach 1912, in der der Komponist sich zum Erstaunen der Musikwelt in ein fast undurchdringliches Schweigen hüllte. Er veröffentlichte nur zwei kurze Stücke..., seine anderen Partituren jedoch verbrannte er...Niemand hat je die tieferen Gründe für ein derartiges Opfer entdecken können".
Die Tanzdichtung "La Péri", 25 Jahre vor seinem Tod geschrieben, ist das letzte größere Werk, dessen Veröffentlichung Dukas noch genehmigte - und auch das nur auf Drängen seiner Freunde. Dieses einaktige "Poème dansé" war für Diaghilews berühmte Ballets russes bestimmt, wurde dann jedoch 1912 von Natasha Trukhanowa im Pariser Théâtre du Châtelet uraufgeführt. Die Handlung des Ballets beruht auf einer alten persischen Sage, in der ein Prinz namens Iskander in seinem Reich nach der "Blume der Unsterblichkeit" sucht. Am Ende der Welt stößt er schließlich auf eine wunderschöne, schlafende Fee, la Péri, die eine Lotosblüte in der Hand hält. Iskander stiehlt die Blüte, die durch seine Leidenschaft für die schöne Schläferin purpurfarbig wird. Die Fee erwacht, und mit einem verführerischen Tanz gewinnt sie ihre Blume zurück, wonach sie plötzlich in einem aufleuchtenden Blitzschlag verschwindet. Der Prinz fühlt, wie die Dunkelheit ihn einschließt und er weiß, daß sein Ende gekommen ist. * Musikbeispiel: Paul Dukas - La Péri (Poème dansé) Das Orchestre National de France spielt unter Leonard Slatkins Leitung makellos, vielleicht manchmal fast schon ein wenig zu routiniert. So hätte man die erzählerischen Momente beim "Zauberlehrling" oder die dramatischen Steigerungen bei diesem Ballett "La Péri" vielleicht noch etwas mehr auskosten können. Am besten bekommt der sehr auf Klarheit bedachte Interpretationsansatz dem Hauptwerk der Platte, der Sinfonie in C-Dur. Die beiden Ecksätze entwickeln sich mit unglaublicher Kraft und gleichzeitiger Präzision, zeigen die Energie und Vitalität eines jungen Komponisten, der an der damals in Paris vorherrschenden Musiksprache eines César Franck geschult war, der aber, seit seiner Jugend mit Bayreuth vertraut, die Musikdramen Richard Wagners schätzte und völlig anders als sein Freund und Altersgenosse Claude Debussy seinen Themen und Motiven ausgeprägte Umrisse und scharf geschnittene Rhythmik verlieh. Das Ausgangsmaterial ist hier noch erstaunlich diatonisch und tonal, doch kühne Modulationen, plötzliche Tonartwechsel und hochchromatische Übergangspassagen weisen bereits hin auf den völligen Umbruch, der sich dann zu Beginn unseres Jahrhunderts in der Musik vollzog. Wir blenden uns nun ein in das Geschehen des ersten Satzes dieser Sinfonie. * Musikbeispiel: Paul Dukas - Sinfonie Nr. 1 C-Dur Die neue Platte - heute mit dem Orchestre National de France, das unter der Leitung von Leonard Slatkin für das Plattenlabel RCA Orchestermusik von Paul Dukas einspielte. Zuletzt hörten Sie den ersten Satz von Dukas einziger, der Sinfonie in C-Dur.
Einen schönen Ostersonntag wünscht Ihnen hier aus dem Studio Ludwig Rink.