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Paul Dukas - Sinfonie Nr. 1; Fanfare; La Péri; Der Zauberlehrling

Heute, am Ostersonntag, begrüßt sie Ludwig Rink hier im Studio, und das mit sinfonischer Musik eines französischen Komponisten, der im Bewußtsein der Musikliebhaber, in den Konzertsälen, im Musikunterricht eigentlich nur mit einem einzigen, knapp 12minütigen Werk vertreten ist, einem Schulbeispiel für Programm-Musik voller Witz und Esprit, das auf einem Gedicht Goethes basiert. * Musikbeispiel: Paul Dukas - Der Zauberlehrling Ja, vermutlich haben Sie sie erkannt, diese Komposition mit dem Titel "L'Apprenti sorcier" - "Der Zauberlehrling" von Paul Dukas. Es war schon immer beliebt beim Publikum, dieses gut 100 Jahre alte französische Programm-Musik-Pendant zum zwei Jahre älteren "Till Eulenspiegel" von Richard Strauss - und spätestens seitdem Walt Disney aus Goethes Ballade einen Zeichentrickfilm machte, der sich im zeitlichen Ablauf getreulich an Paul Dukas' Musik hielt, ist dieses Musikstück "breiten Schichten" nicht nur unseres Volkes vertraut...

Ludwig Rink |
    Eine neue CD des Labels RCA bietet jetzt den Zauberlehrling und weitere Orchesterwerke von Paul Dukas, und zwar mit dem Orchestre National de France unter der Leitung von Leonard Slatkin. Und wenn man diese Platte erwirbt, hält man bereits einen großen Teil von Dukas Gesamtwerk in den Händen: es fehlen einige Klavier- und Kammermusikwerke, es fehlt natürlich seine einzige einigermaßen erfolgreiche Oper "Ariane et Barbe-bleu". Dukas lebte von 1865 bis 1935 in Paris, galt als hervorragender Orchestrierer, war ein unermüdlicher Verfasser musikkritischer Essays, bearbeitete Werke von Couperin, Rameau, Scarlatti und Beethoven und hatte am Pariser Conservatoire eine bedeutende Kompositionsklasse, aus der Schüler wie Albinez, Messiaen oder Maurice Duruflé hervorgingen. Und doch: gerade in den Jahren des äußeren Erfolges scheint er wenig Vertrauen in seine eigene Schöpferkraft gesetzt zu haben. Georges Favre, ein weiterer seiner Schüler, berichtet:

    "Ein unerklärlicher Schnitt trennt den ersten an hohen Meisterwerken so reichen Teil seines Lebens von der Periode nach 1912, in der der Komponist sich zum Erstaunen der Musikwelt in ein fast undurchdringliches Schweigen hüllte. Er veröffentlichte nur zwei kurze Stücke..., seine anderen Partituren jedoch verbrannte er...Niemand hat je die tieferen Gründe für ein derartiges Opfer entdecken können".

    Die Tanzdichtung "La Péri", 25 Jahre vor seinem Tod geschrieben, ist das letzte größere Werk, dessen Veröffentlichung Dukas noch genehmigte - und auch das nur auf Drängen seiner Freunde. Dieses einaktige "Poème dansé" war für Diaghilews berühmte Ballets russes bestimmt, wurde dann jedoch 1912 von Natasha Trukhanowa im Pariser Théâtre du Châtelet uraufgeführt. Die Handlung des Ballets beruht auf einer alten persischen Sage, in der ein Prinz namens Iskander in seinem Reich nach der "Blume der Unsterblichkeit" sucht. Am Ende der Welt stößt er schließlich auf eine wunderschöne, schlafende Fee, la Péri, die eine Lotosblüte in der Hand hält. Iskander stiehlt die Blüte, die durch seine Leidenschaft für die schöne Schläferin purpurfarbig wird. Die Fee erwacht, und mit einem verführerischen Tanz gewinnt sie ihre Blume zurück, wonach sie plötzlich in einem aufleuchtenden Blitzschlag verschwindet. Der Prinz fühlt, wie die Dunkelheit ihn einschließt und er weiß, daß sein Ende gekommen ist. * Musikbeispiel: Paul Dukas - La Péri (Poème dansé) Das Orchestre National de France spielt unter Leonard Slatkins Leitung makellos, vielleicht manchmal fast schon ein wenig zu routiniert. So hätte man die erzählerischen Momente beim "Zauberlehrling" oder die dramatischen Steigerungen bei diesem Ballett "La Péri" vielleicht noch etwas mehr auskosten können. Am besten bekommt der sehr auf Klarheit bedachte Interpretationsansatz dem Hauptwerk der Platte, der Sinfonie in C-Dur. Die beiden Ecksätze entwickeln sich mit unglaublicher Kraft und gleichzeitiger Präzision, zeigen die Energie und Vitalität eines jungen Komponisten, der an der damals in Paris vorherrschenden Musiksprache eines César Franck geschult war, der aber, seit seiner Jugend mit Bayreuth vertraut, die Musikdramen Richard Wagners schätzte und völlig anders als sein Freund und Altersgenosse Claude Debussy seinen Themen und Motiven ausgeprägte Umrisse und scharf geschnittene Rhythmik verlieh. Das Ausgangsmaterial ist hier noch erstaunlich diatonisch und tonal, doch kühne Modulationen, plötzliche Tonartwechsel und hochchromatische Übergangspassagen weisen bereits hin auf den völligen Umbruch, der sich dann zu Beginn unseres Jahrhunderts in der Musik vollzog. Wir blenden uns nun ein in das Geschehen des ersten Satzes dieser Sinfonie. * Musikbeispiel: Paul Dukas - Sinfonie Nr. 1 C-Dur Die neue Platte - heute mit dem Orchestre National de France, das unter der Leitung von Leonard Slatkin für das Plattenlabel RCA Orchestermusik von Paul Dukas einspielte. Zuletzt hörten Sie den ersten Satz von Dukas einziger, der Sinfonie in C-Dur.

    Einen schönen Ostersonntag wünscht Ihnen hier aus dem Studio Ludwig Rink.