Donnerstag, 28. März 2024

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PayPal
Wie sicher ist der Zahlungsdienstleister?

Corona hat den Trend zum Online-Kauf weiter verstärkt - bezahlt wird dabei gerne mit PayPal. Von der Technik her biete der Zahlungsdienstleister ein sicheres System, sagte David Riechmann von der Verbraucherzentrale NRW im Dlf. Er rät dennoch zur sogenannten Zwei-Faktor-Authentifizierung.

David Riechmann im Gespräch mit Sandra Pfister | 01.10.2020
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Bezahlen mit PayPal im Netz boomt. (picture alliance/dpa-Zentralbild)
PayPal zu nutzen, ist relativ einfach und kann sehr praktisch sein. Man hinterlegt seine Kontodaten oder die Kreditkarten-Nummer und kann dann mit seinem Benutzernamen und einem Passwort bezahlen. Wie sicher PayPal tatsächlich ist und wo es Probleme mit dem Dienstleister gibt, weiß David Riechmann. Er ist Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.
Sandra Pfister: Ist bei PayPal irgendein Haken mit dabei?
David Riechmann: Man muss immer aufpassen, was man macht. Das ist wichtig. Man muss sich aktuell nur anmelden mit einer E-Mail-Adresse und einem Passwort. Da kann zum Beispiel leicht das Konto übernommen werden. Es wird auch manchmal Missbrauch betrieben, Betrugsmaschen, die mit PayPal laufen, dass man Geld verschickt und dann keine Ware erhält. Solche Fälle gibt es bei uns immer wieder, bei der Verbraucherzentrale.
Wichtig ist die Zwei-Faktor-Authentifizierung
Pfister: Ist PayPal denn grundsätzlich sicher?
Riechmann: Von der Technik her ist es ein sicheres System. Aber klar können Konten übernommen werden, oder Täter mit geklauten Kontodaten Missbrauch betreiben. Worauf man achten sollte ist zum Beispiel, dass man sich beim Anmelden nicht nur auf E-Mail-Adresse und Passwort verlässt, sondern auch eine Telefonnummer hinterlegt. Dann kriegt man beim Anmelden eine Nummer zugesendet, die muss man dann eingeben, eine Zwei-Faktor-Authentifizierung. Das macht die Sache schon wieder sicherer vor Missbrauch. Das wäre der erste Schritt, um das für einen selbst sicherer zu gestalten.
Kein Käuferschutz bei der "Freunde und Family"-Funktion
Pfister: Die "Freunde und Family" Funktion ist ja für private Zwecke gedacht. Aber mir ist das zum Beispiel auch schon passiert, dass kleine Gewerbetreibende, etwa der Yoga-Lehrer einen gebeten hat, ihm doch bitte das Geld über die "Freunde und Family" Kategorie zu überweisen und nicht unter der Rubrik Waren und Dienstleistungen, die direkt darunter steht. Ist das an sich schon suspekt?
Riechmann: Wenn man die Person wirklich gut kennt, dann kann man das natürlich machen, weil der Vorteil für den Zahlungsempfänger ist, dass er für diese Überweisung nichts bezahlt. Gewerbliche Händler bezahlen Gebühren, wenn man PayPal nutzt. Wenn man an Freunde und Bekannte das Geld über diese Funktion verschickt, kostet das kein Geld. Das Problem an der ganzen Sache ist aber, wenn man diese Funktion nutzt, dass man dann keinen Käuferschutz hat. Das heißt: Wenn man bei eBay zum Beispiel was kauft und den Händler nicht kennt, dann sollte man auf keinen Fall, auch wenn der Händler Wert darauf legt, diese Geldsende-Funktion an Freunde und Verwandte benutzen, weil falls es dann ein Missbrauchsfall ist, steht man ohne diesen Käuferschutz da.
Wenn Probleme mit dem Verkäufer auftreten
Pfister: Was bedeutet dieser Käuferschutz genau?
Riechmann: Das bedeutet: Wenn man Probleme mit dem Händler hat, zum Beispiel die Ware nicht kommt, dann kann man sich an PayPal wenden und die prüfen das dann, fragen beim Händler an, ob er die Ware versandt hat, und die treffen dann eine Entscheidung, ob man das Geld zurückkriegt. Das gilt aber nicht für alle Einkäufe. Da muss man auch noch mal genau hingucken. Wenn man ein Glücksspiel macht oder so was, dann wird PayPal das nicht zurückzahlen. Oder wenn man irgendwelche Wertanlagen tätigt, wo der Wert steigen oder sinken kann; da gilt zum Beispiel der Käuferschutz nicht. Wenn man sich da unsicher ist, lieber einmal in die AGB gucken, ob der Einkauf tatsächlich abgedeckt ist.
Wichtig ist auch, wenn man Streit mit dem Händler hat – das sind die Fälle, die wir häufig auch reinkriegen -, dass dann die Leute zum Beispiel die Lastschrift von PayPal zurückgehen lassen bei ihrer Hausbank, und dann kriegen die Ärger mit PayPal, weil das Konto im Minus ist. Ich kaufe etwas, die Ware kommt nicht, ich sehe auf meinem Girokonto, oh, da ist die Abbuchung von PayPal, ich hole mir einfach das Geld zurück. Aber dann holt man sich das Geld nicht vom Händler zurück, sondern von PayPal, die dort eine bankähnliche Rolle einnehmen, und dann sagt PayPal, Dein Konto ist 100 Euro im Minus, das kann nicht sein, bitte gleiche das aus, oder wir sperren Dein Konto.
PayPal ist zwischen Händler und Käufer geschaltet
Pfister: Weil in dem Fall dann ganz offensichtlich wird, dass PayPal nur der Vermittler des Geldes ist.
Riechmann: Genau. Sie sind ein Zahlungsdienstleister. Die sind quasi wie noch eine extra Bank, die dazwischengeschaltet wird. Aber die haben erst mal mit dem Kaufvertrag nichts zu tun, und wenn man da das Geld wieder einfach wegzieht, dann ist das PayPal-Konto im Minus, aber der Händler hat immer noch sein Geld. Wenn der das dann aufs PayPal-Konto des Kunden erstattet, dann ist das Konto wieder ausgeglichen, kein Problem. Aber wenn der das nicht macht, dann ist das Konto erst mal im Minus, und das ist natürlich doof und das kann auch zu Problemen mit PayPal führen.
Versteckte Gebühren bei Zahlungen in andere Währung
Pfister: Dann gibt es noch einen kleinen Fallstrick. PayPal verlangt an sich keine Gebühren, aber dann irgendwie doch, nämlich wenn ich in einer fremden Währung einkaufe, irgendeine Ware im Ausland einkaufe. Wie läuft das ab?
Riechmann: Wenn man fremde Devisen hat, Dollar, englisches Pfund oder so, dann wird ein Währungskurs zugrunde gelegt. Dieser Währungskurs ist vielleicht nicht der beste Währungskurs, den der Kunde auf dem Markt erzielen könnte. Mit dieser Differenz wird dann Geld verdient. Der Kunde merkt das erst mal nicht. Er bezahlt dann seine 20 Dollar zum Beispiel, kriegt den Umrechnungskurs in Euro, aber er hätte vielleicht irgendwo anders auch einen günstigeren Kurs kriegen können und somit ist das dann eine Gebühr, die er nicht offensichtlich zahlt, aber die letztendlich ihn auch belastet.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.