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Paywall bei Sueddeutsche.de
Die Mauer muss her

Die Bezahlschranke im Internet hat auch deutsche Medien erreicht. Über verschiedene Modelle versuchen unter anderem "Bild" und "taz" ihre Nutzer zum Zahlen zu bewegen. Nun reiht sich auch die "Süddeutsche Zeitung" in die Welt des kostenpflichtigen Onlinejournalismus ein.

Von Max Heeke | 28.03.2015
    Auf dem Monitor eines Laptops ist der Online-Auftritt der Süddeutschen Zeitung mit dem Logo der SZ zu sehen.
    Die "Süddeutsche Zeitung" beschränkt den Gratiszugriff auf Texte. (picture alliance / dpa / Tobias Hase)
    Seit dieser Woche ist auf Süddeutsche.de einiges anders: In neuem Design grüßt den Leser jetzt die "Süddeutsche Zeitung". Das Wort Zeitung wird hier besonders betont, weil sich die Bedeutung einer Zeitung längst vom gedruckten Wort gelöst hat. Davon zumindest ist Stefan Plöchinger, Chefredakteur von süddeutsche.de, überzeugt:
    "Das Wort Zeitung geht auf das Wort Nachrichten zurück, Sachen, nach denen man sich richten kann. Eine Zeitung, die sich modern versteht, erreicht den Leser einfach auf allen Plattformen."
    In diesem Sinne hat die Süddeutsche Zeitung ihr komplettes Angebot ins Netz gestellt, neben der täglichen Printausgabe kann der Leser auch digital im Magazin blättern. Das neue Konzept hätten sie gerne auch schon zwei, drei Jahre früher präsentiert, gibt Plöchinger zu:
    Das Zauberwort heißt 'metered paywall'
    "Solche Sachen dauern einfach bis sie programmiert werden, weil dahinter natürlich liegt, das wir ein einheitliches Redaktionssystem haben, weil dahinter natürlich liegt, das wir es dem Nutzer so einfach wie möglich machen wollen, sich einmal anzumelden, egal auf welchem Gerät."
    Und anmelden muss er sich, der Nutzer, wenn er alle Inhalte sehen möchte - anmelden und bezahlen. Das Zauberwort heißt 'metered paywall'. Eine Bezahlschranke also, die sich nach zehn kostenlosen Artikeln und Reportagen schließt. Dann wird ein Tagespass für zwei Euro oder ein Monatsabo für 30 Euro fällig.
    Ein Abomodell bietet auch die Bildzeitung an, die Tageszeitung taz setzt darauf, dass die Leser freiwillig zahlen.
    Mit ihren Bezahlmodellen hoffen die Medien, die Krise des Onlinejournalismus zu lösen. Bislang bringt das Geschäft im Netz - um es mit dem Verleger Hubert Burda zu sagen - "lousy pennies", lausige Pfennige. Dieses Problem prägt die Branche seit Kindesbeinen, sagt Karsten Lohmeyer. Er betreibt den Blog Lousy Pennies und macht sich Gedanken über das Geldverdienen im Netz:
    "Und zwar haben einfach die Verleger zu Beginn des Internets gesagt: oh toll, wir stellen jetzt mal unsere Inhalte kostenlos ins Netz. Und daran haben sich natürlich die Leute gewöhnt."
    Die Adblocker sind ein echtes Problem
    Ganz umsonst sind die Inhalte für die Leser dennoch nie gewesen. Wie im Print, so begegnen dem Leser auch im Netz Werbebanner und Anzeigen. Was aber, wenn der Nutzer die Werbung einfach blockiert - zum Beispiel über das Programm Adblocker. Für die Süddeutsche sind die Adblocker ein echtes Problem, sagt Stefan Plöchinger:
    "Weil wir, wenn es morgen keine Adblocker mehr gäbe, mindestens eine Million mehr Umsatz machen würden, das ist richtig viel Geld, was uns da entgeht."
    Mit kostenlosen Angeboten könnte die Konkurrenz zukünftig gegenüber der Süddeutschen punkten. Andererseits könnte deren Bezahlmodell auch als Vorbild dienen. So oder so, in der Frage des Geldes sitzen die anderen Verlage im selben Boot wie die Süddeutsche, erklärt Michael Geffken, Direktor der Leipzig School of Media:
    "Eine Erfolgsgarantie gibt es im Augenblick überhaupt nirgends was diese Modelle angeht, von daher ist es beispielgebend, dass da Mut und Initiative ist. Das sollten sich andere Verlage genau anschauen."